Nach dem Zusammenbruch des isländischen Finanzsystems ist die rund 320.000 Einwohner zählende Insel im Nordatlantik mehr denn je auf Handel und (sanften) Tourismus angewiesen. Wer isländische Erzeugnisse erwirbt, unterstützt ein Land, das eine Regierung wählte, die Finanzspekulationen in Milliardenhöhe zuließ und den Krieg im Irak guthieß. Doch ebenso unterstützt er ein Land mit Menschen, die diese Regierung nicht wählten und vergeblich vor den fatalen Entwicklungen warnten.

Ganz Island verfügt über eine Vielzahl an Werkstätten, Boutiquen und kleinen Industriebetrieben, in denen oft über Generationen in Familientradition produziert wird. Abgesehen davon, dass die daraus hervorgehenden Produkte oft wahre Schätze sind, sollte diesen Manufakturen eine Zukunft vergönnt sein. Schmuck, Wolle, Fleecebekleidung, Trockenfisch oder Bücher direkt in Island zu kaufen, ist nur in Ausnahmefällen möglich, doch eine Reihe von Onlineshops - oft die der Erzeuger selbst - ermöglicht den Erwerb isländischer Produkte auch in unseren Breitengraden.

Wolliges vom Islandschaf

Isländische Schafe sind nicht nur aufgrund ihres Charakters unverwechselbar... Angepasst an das raue Klima haben sie gleich zwei Pelze. An ihrer Oberfläche tragen sie ein Lanolin-imprägniertes Zottelfell (Tog), darunter feine, weiche "Unterwäsche" (Pel). Aus den Fasern beider Felle wird die isländische Wolle schonend und unter dem Einsatz regenerativer Energien, wie Wasser-, Windkraft und Erdwärme, gesponnen.

Der traditionelle Islandpullover (Lopapeysa) ist mit seinen über die Schultern reichenden Rundmustern in allen Variationen an Isländern zu sehen. Lang, kurz, weit, schmal, ärmellos, tailliert, als Westchen, Designerkleid oder sogenanntes "Kragi" (vgl. Bild) schützt er ganz demokratisch ein ganzes Land vor Kälte und Nässe. Begleitet wird er von Fäustlingen, Handschuhen, Mützen, Schals und Pulswärmern. Um den Kälte und Nässe abwehrenden Lanolingehalt nicht zu zerstören, sollten die Wollsachen regelmäßig ausgelüftet, aber nur selten gewaschen werden - wenn, dann von Hand und mit rückfettendem Spezialwaschmittel. Auf Island leben übrigens auch Angorakaninchen, deren Wolle zu Kuschelsocken verarbeitet wird.

Adressen:
Handstrickverband Island: www.handknit.is
Fabrikladen von Álafoss in Mosfellsbær: www.alafoss.is
Wissenswertes über isländische Wolle und ihre Verarbeitung unter http://istex.is
Island-Wollversand mit Wolle, Stricknadeln, Anleitungen, Pullovern: www.islandwolle.de

Fleece und Teflon

"Put on the Fleece!", erinnern an frischen Island-Morgen Mütter ihre Kinder, Männer ihre Frauen vor dem Verlassen des Hauses. Neben dem Schafwollpullover ist das Gewebe aus recycelten Plastikflaschen ein unverzichtbarer Schutz vor Kälte und Nässe. 1926 startete 66North mit der Produktion wetterfester Funktionskleidung für Fischer und Bauern und entwickelte sich zu einem erfolgreichen Unternehmen mit weltweiten Dependancen. Die Materialien Fleece, Teflon und Wolle prägen die Jacken, Westen, Mäntel, Hosen, Mützen, Schals oder Handschuhe. Alle Kleidungsstücke sind atmungsaktiv, trendig und unverwüstlich zugleich. Dasselbe gilt auch für den zweiten großen Outdoor-Produzenten Cintamani.
www.66north.com
www.cintamani.is

Daunen mit gutem Gewissen

Die tierquälerische Realität der Daunenproduktion kann man gezielt mit dem Kauf von Produkten aus Eiderdaunen bekämpfen. Die Eiderdaune stammt von der selten vorkommenden Eiderente, die auch an Islands Küsten nistet und sich praktisch selbst rupft. Mit ihren Daunen kleidet sie das Nest aus und schützt es vor Kälte und Wind. Die Eiderdaunen-"Bauern" ersetzen die Hälfte der Daunen aus jedem Nest durch Heu. Dafür ist eine staatliche Konzession notwendig. Umsichtige Sammler entfernen dabei auch verfaulte Eier. Aus Eiderdaunen werden sehr warme und leichte Decken mit geringem Füllgewicht produziert, die mit strengen Öko-Auflagen z. B. bei Biber erhältlich sind: www.biber.com. In Rohform oder verarbeitet kann man Eiderdaunen auch beim Direktimporteur erwerben: www.betten-stumpf.de.