Japanische Teezeremonie - Tradition und Harmonie
Japanische Teezeremonie - Tradition und Harmonie
Das Tee trinken hat in Japan eine lange Tradition. Über Jahrhunderte hat sich die Teezeremonie mit ihren vielen Regeln zu einer perfekten Meditationsform entwickelt.
Japanische Teezeremonie  - Tradition und Harmonie
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Die Bezeichnung Japanische Teezeremonie ist ein westlicher Begriff, der aufkam, als ausländischen Beobachtern der genaue und detailreiche Ablauf der japanischen Teezubereitung auffiel. Die ursprüngliche japanische Bezeichnung cha-no-yû bedeutet übersetzt soviel wie „heißes Wasser für den Tee“ und deutet auf die unzeremonielle Auffassung der Teezubereitung im alten Japan hin. Als später die Zubereitungsformen stärker ritualisiert und zu einem Schulungsweg ausgebaut wurden, kam der Begriff cha-dô, zu deutsch Teeweg, auf.

Was einfach klingt, ist in Wirklichkeit ein komplexer Ablauf mit vielen festgesetzten Regeln. Jeder Handgriff ist genau festgelegt und wird seit Jahrhunderten gleich ausgeführt. Das ganze Regelwerk wird von Lehrern an Schüler weitergegeben, um die alte Tradition am Leben zu erhalten. Das oberste Prinzip des Teeweges ist die Harmonie, welche nicht nur den Ablauf bestimmen, sondern auch die Teilnehmer vollkommen erfüllen soll.

Vor dem Tee trinken

Je nach Schule kann der Ablauf eines Teeweges variieren, jedoch ist allen eine Grundbasis gemein. Am Anfang steht immer die Einlandung des Gastgebers, woraufhin sich die Gäste im Garten des Teehauses versammeln. Sie wandern über einen frisch gereinigten Gartenpfad zum Warteraum, wo der Gastgeber vor ihren Augen ein Steinbecken reinigt und mit frischem Wasser auffüllt. Danach wäscht er sich Mund und Hände und die Gäste tun es ihm gleich. Somit sind die Hektik und der Staub des Alltags weggewaschen.

Danach betreten alle das Teehaus, wobei der Eingang zum Teeraum sehr niedrig ist, um die Gäste in Demut eintreten zu lassen. Der Teeraum ist ein Ort der Stille und des Friedens, das Wasser im Teekessel siedet leise vor sich hin. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Gastgeber wird ein kleines Mahl serviert, welches alle Sinne anspricht. Gesättigt ist der Gast dann in der Lage alle Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind. Nach diesem ersten Ritual werden die Gäste erneut in den Warteraum gebeten, bis der Gastgeber im Teeraum alles für die eigentliche Teezeremonie vorbereitet hat.

Die Zubereitung des Tees

Sobald sich alle Gäste wieder im Teeraum befinden, führt der Gastgeber das Ritual fort. In Schweigen bereitet er den sogenannten dicken Tee zu. Dazu reinigt er erst alle Utensilien sehr sorgfältig mit einem Seidentuch. Der Vorgang der Reinigung dient der Meditation, die Gäste beobachten den Vorgang und verfallen in die gleiche Harmonie. Mithilfe eines Teebambuslöffels füllt der Gastgeber pulverisierten Tee in die Teeschale und gießt ihn mit heißem Wasser auf. Sofort erfüllt der Teeduft den ganzen Raum und lässt die Gruppe eins werden.

Die Teeschale wird zuerst dem Hauptgast gereicht, welcher drei kleine Schlucke nimmt und die Schale dann weiterreicht. Reihum trinkt so ein Gast nach dem anderen aus der Schale, bis sie leer ist. Danach unterhält man sich meist über die verwendete Teesorte. In manchen Zeremonien wird nach dem dicken Tee auch der dünne Tee gereicht. Der gesamte Ablauf der Teezeremonie dauert mit maximal fünf Gästen etwa vier bis sechs Stunden. In dieser Zeit verfallen die Beteiligten in eine innere Stille, die sie zum zweckfreien Tun geleitet.

Geistiger Hintergrund der Teezeremonie

Das Ritual des Teetrinkens führt die Menschen auf eine höhere geistige Ebene. Diese Zeremonie ist für jeden Japaner sehr bedeutend, da sie die Meditation für alle Menschen möglich macht. Nicht nur abgeschieden lebende Mönche, sondern ebenso Menschen mitten im Alltag können dadurch vollkommene Harmonie finden. Die Aufhebung der Unterschiede zwischen den Menschen und die Vereinigung miteinander spielen eine wichtige Rolle.

Allein für die formal korrekte Durchführung eines Teeweges benötigt der Gastgeber ein Training von vielen Jahren. Geht die Einladung darüber hinaus und soll auch der Geist der Zeremonie vermittelt werden, so benötigt es Jahrzehnte an Übung. Das Teehaus selbst ist ein traditionelles japanisches Gebäude, das vom Stil her schlicht und nüchtern ist. Gebaut aus Holz und umgeben von einem Garten, kann es selbst als Teil der Teezeremonie gesehen werden. Ausgelegt mit einfachen Matten und spärlich dekoriert unterstützt der Ort die demütige Haltung und die Gleichheit aller Menschen.

Autorin: Claudia Wrumnig

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