Vegetarier - fleischlos glücklich?
Vegetarier - fleischlos glücklich?
Untersuchungen und Schätzungen haben ergeben, dass sich bereits 4 % der Bevölkerung in Österreich und 8 % in Deutschland vegetarisch bzw. vegan ernähren. Ein guter Grund, sich diesem Thema einmal genauer zu widmen. Warum wird man Vegetarier, was muss man beachten und das Wichtigste: Ist es wirklich die gesündere Alternative zu Gemischtköstlern?
Vegetarier  - fleischlos glücklich?
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Vegetarische Ernährung liegt im Trend der Zeit und immer mehr Menschen entscheiden sich für diese Ernährungsform. Die Entscheidung darüber, ob Fleisch gegessen wird oder nicht, sollte jeder für sich selbst treffen. Ethische Gründe sprechen dagegen, aber einiges spricht auch dafür. Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist Fleisch ein Lebensmittel mit besonderer Wirkung und wird als „kaiserliches“ Lebensmittel bezeichnet. Voraussetzung ist aber immer – sowohl bei Fleisch, als auch bei Fisch – eine Herkunft aus biologischer Haltung!

An Kaisertagen gibt es Fleisch!

Der Genuss von Speisen mit Fleisch wird in der TCM als Medizin betrachtet und sollte zumindest in kleinen Mengen an Kaisertagen (Sonn- und Feiertagen) gegessen werden. Ebenso sollten wir eine kaiserliche Haltung den Tieren gegenüber haben, deren Fleisch wir essen. Die biologische und artgerechte Tierhaltung erfüllt diese Anforderung: In Bio-Betrieben haben Tiere genügend Platz, sie können ihrem Bewegungsdrang nachgehen, erhalten hochwertiges Futter und können im Sommer auf saftige Weiden. Im Gegensatz dazu stehen die Tierfabriken der modernen Welt – Fleisch wird schnell und als Massenware produziert. Der scheinbare Vorteil für den Konsumenten ist der niedrige Preis, aber auf Qualität wird verzichtet. Geschmack und Qualität sind mit Bio-Fleisch nicht vergleichbar. Außerdem vermeiden Sie durch die Auswahl von Bio-Fleisch Risiken wie BSE und Belastungen durch Medikamente und Wachstumshilfen.

Der Mensch ist, was er isst!

Dieser Satz ist allgemein bekannt, doch nun stellt sich die Frage: Was soll der Mensch denn essen? Viele Menschen fragen sich, ob eine rein pflanzliche Ernährung für sie nicht gesünder wäre.
Was genau heißt „vegetarisch“ oder „Vegetarismus“? Diese Begriffe leiten sich vom lateinischen Begriff „vegare“ ab und bedeuten soviel wie leben, wachsen. Die vegetarischen Ernährungsformen unterteilen sich wie folgt:

  • Ovo-Vegetarier: Meiden Fleisch, Fisch und Milch
  • Lakto-Vegetarier: Meiden Fleisch, Fisch und Eier
  • Ovo-lakto-Vegetarier: Meiden Fleisch und Fisch
  • Veganer: Meiden alle vom Tier stammenden Nahrungsmittel inkl. Honig
  • Rohköstler: Meiden (fast) alle vom Tier stammenden Nahrungsmittel sowie jede erhitzte Nahrung
  • Puddingvegetarier: Verzicht auf Fleisch und Fisch, aber vermehrte Aufnahme von Fertigprodukten und Süßwaren.

Warum vegetarisch?

Der Umstieg auf die fleischlose Ernährung kann religiöse, ethisch-moralische, spirituelle, ökologische oder gesundheitliche Gründe haben. Wobei das ethisch-moralische Motiv, also die Frage, was sittlich geboten ist, für die meisten Vegetarier entscheidend für deren Lebensweise ist. Bereits in der Antike sprachen sich viele Denker wie Pythagoras aus moralischen Gründen gegen den Verzehr von Fleisch aus. Heute versuchen vor allem Berühmtheiten wie Pamela Anderson und Ex-Beatle Paul Mc. Cartney, andere Menschen von ihrer vegetarischen Ernährungsweise zu überzeugen. Auch schockierende Bilder aus der Massentierhaltung und von Tiertransporten sorgen seit den 70er Jahren zu einem Aufschrei in der Bevölkerung. Während Fleischesser sagen, pflanzliche Ernährung macht müde, antriebslos und krank, widersprechen Vegetarier mit den Worten: Fleisch macht fett, lahm und ist somit langfristig nicht gesund.

Vegetarisch leben – mehr als das Weglassen von Fleisch

Laut Befragungen weist ein Vegetarier-Leben viele Besonderheiten auf. Das regelmäßige Glas Bier oder Wein, sowie die Zigarette zur Stressbewältigung sind bei Vegetariern häufig tabu. Stattdessen stehen Wasser, Fruchtsäfte und vor allem Kräutertees bei ihnen hoch im Kurs. Außerdem sind viele Pflanzenesser sportlich aktiv und betreiben autogenes Training, Yoga, Tai Chi oder Qi Gong.

Bekomme ich mit pflanzlicher Ernährung alles, was ich brauche?

Alle Eiweiße, egal ob tierischen oder pflanzlichen Ursprungs, setzen sich aus 20 Aminosäuren zusammen, wovon acht essentiell sind. Essentiell heißt, dass sie für den Menschen lebensnotwendig sind und mit der Nahrung aufgenommen werden müssen, da der Körper die Kohlenstoffgerüste dieser Aminosäuren nicht selbst synthetisieren (herstellen) kann.

Es ist vor allem wichtig, auf die biologische Wertigkeit des Lebensmittels zu achten. Diese gibt an, wie viel des betreffenden Nahrungseiweißes in Körpereiweiß umgewandelt werden kann. Je höher die biologische Wertigkeit, umso wertvoller ist ein Eiweiß. Hühner-Vollei dient dabei als Referenzlebensmittel und hat die biologische Wertigkeit 100. Ist der Wert eines Nahrungsproteins über 100, so werden bei mengenmäßig gleicher Proteinaufnahme mehr Aminosäuren im Körper retiniert (zurückbehalten). Die biologische Wertigkeit von Ei zusammen mit Kartoffeln beträgt 136, die biologische Wertigkeit von Schweinefleisch dagegen nur 85.

Pflanzliche Lebensmittel schützen vor Krebs

In Obst und Gemüse befinden sich so genannte sekundäre Pflanzenstoffe. Zu ihnen zählen beispielsweise Carotinoide, Saponine, Phenolsäuren und viele mehr. Ihnen werden vor allem antioxidative sowie krebsschützende Eigenschaften zugewiesen. Sekundäre Pflanzenstoffe sind also natürliche Bestandteile unserer Pflanzen und wichtig für die gesundheitlichen Wirkungen, die mit dem Verzehr von Obst und Gemüse zusammenhängen. Vegetarier sind mit der richtigen Kombination von solch gesunden Lebensmitteln auf der sicheren Seite.

Vitamine und Mineralstoffe – bin ich ausreichend versorgt?

Bei der Vitamin-Zufuhr schneiden Vegetarier im Regelfall günstiger ab als Gemischtköstler. Ihre pflanzliche Ernährung führt zu einer höheren Aufnahme an Vitaminen und Mineralstoffen. Oft wird angenommen, dass die Calcium-Zufuhr bei Veganern oder Vegetariern problematisch sei. Das ist dann der Fall, wenn auf Milch und Käse verzichtet wird und keine entsprechende Auswahl bei pflanzlichen Lebensmitteln berücksichtigt wird. Denn auch Getreide (z.B. Quinoa und Amaranth) und Gemüse enthalten Calcium. Wertvolle Quellen sind: grüne Gemüse wie Spinat, Brokkoli, Grünkohl, Nüsse und Samen. Im speziellen sind Sesam und Mohn sehr calciumreich.

Die Eisenversorgung – eine Herausforderung für vegetarische Kostformen

Vieles spricht für eine pflanzliche Ernährung, trotzdem werden auch des Öfteren die Schattenseiten dieser Kostformen laut. Spezialisten sind oft der Meinung, mit rein vegetarischer oder gar veganer Ernährung die Eisenversorgung nicht decken zu können. Neueste Untersuchungen versuchen auch hier, das Gegenteil zu beweisen.

Lange Zeit herrschte die Annahme vor, dass Vegetarier keine ausreichende Eisenzufuhr hätten. Lebensmittel tierischer Herkunft enthalten leicht verfügbares Eisen, daher Eisen, welches z.B. im Muskelfleisch von Tieren enthalten ist, kann auch besonders leicht vom menschlichen Körper verwertet werden. Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln wird nicht so gut verwertet, darum ist es wichtig, auf die Kombination zu achten. Durch die gleichzeitige Anwesenheit von Ascorbinsäure (Vitamin C), Essigsäure und Milchsäure wird die Eisenaufnahme erhöht. Zusätzlich ist es wichtig, Stoffe zu vermeiden, die die Eisenaufnahme hemmen, also etwa Kaffee und Schwarztee nicht gleichzeitig mit den Mahlzeiten zu sich zu nehmen.

Fleisch und Fisch in der Traditionellen Chinesischen Medizin

Die meisten Fleischsorten haben thermisch gesehen ein warmes bis heißes Temperaturverhalten und eignen sich hervorragend, um Qi und Yang aufzubauen. Menschen, die sich häufig müde fühlen, denen ständig kalt ist und die unter Konzentrationsmangel leiden, können durch kleine Mengen Fleisch positive Veränderungen erreichen. Fleisch dynamisiert die Körperenergie und ist sehr gut geeignet, Energiedefizite rasch wieder aufzufüllen, z.B. bei schwerer körperlicher Arbeit und nach einer Geburt. Fleisch enthält einen hohen Anteil an tierischem Protein, Vitaminen, Mineralstoffen in konzentrierter Form und aufgrund der Zellstruktur – ähnlich unseren Körperzellen – können wir diese hochwertigen Bestandteile sehr gut verwerten.
Die Traditionelle Chinesische Medizin geht sogar noch einen Schritt weiter. Neben dem Muskelfleisch spielen auch die Innereien für die Ernährung eine große Rolle. Nach dem Prinzip „Gleiches heilt Gleiches“ werden z.B. bei Mangelzuständen der Nieren oder Leber jeweils diese Innereien von Tieren für die Genesung besonders eingesetzt. Biologische Herkunft ist hier ein „Muss“, herkömmliche Innereien sind meist schwer mit Antibiotika- und Medikamentenrückständen belastet.

Fische sind nach der Einteilung der Traditionellen Chinesischen Medizin häufig von süßem/salzigem Geschmack und thermisch neutral bis warm. Sie sind leicht verdaulich und stärken Qi, Blut und Yang. Meeresfrüchte sind überwiegend salzig und haben ein kühles bis kaltes Temperaturverhalten. Sie wirken positiv auf Leber und Nieren und nähren das Yin. Heimische Fische wie Forelle und Karpfen werden in der Ernährungsberatung bei Qi und Yang-Mangel-Zuständen (Anzeichen dafür sind Erschöpfung, kalte Hände und Füße) empfohlen. Karpfen wirkt zusätzlich positiv bei Blutmangel und bei Störungen im Lungenfunktionskreis (chronischer Husten, Kurzatmigkeit). Fisch ist eine gute Alternative zu Fleisch und sollte regelmäßig gegessen werden – auch hier auf Qualität achten und Bio-Fisch bevorzugen.

Warum es keine „guten“ und „schlechten“ Nahrungsmittel gibt

Lebensmittel sind komplex zusammengesetzte Substanzen, die für sich betrachtet weder „gut“ noch „schlecht“ sein können. Die Wirkung entfalten sie erst durch den verantwortungsvollen Umgang. Ob Nahrungsmittel nun auch Schäden anrichten können, liegt einzig und allein beim Menschen selbst. Insgesamt benötigt der menschliche Körper mehr als 40 verschiedene Nährstoffe, um gesund und leistungsfähig zu bleiben. Sowohl pflanzliche als auch tierische Produkte tragen wesentlich zur Gesundheit bei.

Fleisch ist aufgrund seines Gehalts an hochwertigem Eiweiß neben Fisch und Milchprodukten der Haupteiweißlieferant . Außerdem enthält Fleisch sowohl Vitamine wie Vitamin B1, B6 und B12, als auch Mineralstoffe wie Eisen, Selen und Zink.
Fische sollten ebenso ein wesentlicher Bestandteil der Ernährung sein, sie liefern hochwertiges und leicht verdauliches Eiweiß, eine Vielzahl an Vitaminen und Mineralstoffen und, was sie besonders wertvoll macht: Omega-3-Fettsäuren. Diese gehören zu den seltenen essentiellen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die eine positive Wirkung auf die Fließgeschwindigkeit des Blutes ausüben, den Blutdruck senken und die Blutfette günstig beeinflussen. Sie sind somit unerlässlich für den menschlichen Körper.

Ob man aufgrund der Massentierhaltung, die sicherlich nicht zur Gesundheit des Fleisches beiträgt, oder aus religiösen Gründen auf den Genuss von Fleisch verzichtet, bleibt jedem selber überlassen. Alle Ernährungsformen sind nur dann gesund, wenn sie abwechslungsreich gestaltet werden und man die Kombination der Nahrungsmittel sorgfältig wählt.
Beachtet man diese Dinge, so steht einer fleischlosen Ernährung nichts mehr im Wege.

Autorin: Dr. Claudia Nichterl

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