Honig - Süße Sünde für die Ewigkeit
Honig - Süße Sünde für die Ewigkeit
Auf Bienenfleiß ist Verlass: Ihre Götternahrung schmeckt nicht nur himmlisch. Sie hält gesund, heilt irdische Wunden und kennt im Gegensatz zu anderen tierischen Produkten kein Ablaufdatum.
 
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Honigarten und Honigproduktion
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Das Bienenvolk
Bienen sind zweifellos die Workaholics des Tierreichs. Ein Bienenvolk setzt sich aus 10 000 bis 60 000 Tieren zusammen, mehrheitlich weiblichen, nicht geschlechtsreifen Bienen, den so genannten Arbeiterinnen. Je nach Alter verrichten diese verschiedene Aufgaben bei der Honigerzeugung, sterben im Sommer allerdings nach zwei bis sechs Wochen. Für Nachkommen sorgt ausschließlich die Königin eines Volks, mithilfe der männlichen Bienen, der Drohnen, die nur zur Befruchtung herangezogen werden und entweder beim Begattungsvorgang sterben oder später aus dem Volk vertrieben werden. Über den Winter bleibt ein Teil des Volkes übrig, der sich wie eine Traube um die Königin legt, um sie vor Kälte zu schützen. Als Nahrung für diese Zeit dient der im Sommer angelegte Honigvorrat.

Honigarten: Blüten- und Honigtauhonig
Honig wird in zwei große Gruppen unterteilt, in Blüten- und Honigtauhonig. Blütenhonig wird von den Bienen aus dem Nektar jener Pflanzenart hergestellt, die im Umkreis des Bienenstocks am dichtesten vorkommt. Sein Geschmack wird vom Aroma dieser Pflanze bestimmt. Es handelt sich in diesem Fall um „Sortenhonig“. Bedienen sich die Bienen an einer bunt gemischten Blumenwiese, spricht man vom „Mischhonig“, der verschiedenste Aromen in sich vereint. Waldhonig, der mehr Mineralstoffe als Blütenhonig enthält, gehört der zweiten Gruppe der Honigtauhonige an. Honigtau bezeichnet die zuckerhaltigen Ausscheidungen pflanzensaugender Insekten wie zum Beispiel jene von Läusen, die auf den Blättern und Stämmen der Bäume zu finden sind. Ein sortenreiner Honigtauhonig ist zum Beispiel Tannenhonig.

Wie Honig entsteht: Der Tanz der Bienen
Dachte man einst, Bienen würden Honig nur sammeln, weiß man es heute besser. Die süße, zähe Masse, die unsere Finger verklebt, während sie dem Gaumen schmeichelt, entsteht erst durch den Einsatz der Bienen. Hat eine Biene Blütennektar oder Honigtau mit ihrem Rüssel aufgesaugt, reichert sie ihn mit Enzymen aus ihrem eigenen Speichel an. Diese Enzyme sind unter anderem dafür verantwortlich, dass Honig neben Salz das einzige Nahrungsmittel ohne Ablaufdatum ist. Die Biene speichert den Honig anschließend in ihrer Honigblase, in der sie bis zu 90 Prozent ihres Körpergewichts tragen kann. Ein Bienenstock bringt pro Tag durchschnittlich ein Kilogramm Honig ein. Um auf diesen beachtlichen Ertrag zu kommen, müssen die Arbeiterinnen viele Male ausfliegen. Zurück im warmen Stock wird dem Honig Wasser entzogen, er wird in einer Zelle gelagert und mit einer schützenden Wachsschicht verschlossen. Damit dieser Ablauf funktioniert, verfügen die Bienen über eine eigene Sprache: Durch Schwänzeltänze beschreiben sie einander zum Beispiel die Lage der Futterquelle. Der Imker gewinnt den Honig schließlich durch Schleudern bzw. Zentrifugieren der Wabeneinsätze.

Apitherapie: Heilen mit Bienenprodukten
Es ist weithin bekannt, dass sich mit Honig Erkältungserscheinungen wie Husten lindern lassen. Honig ist eine Wohltat für Hals und Rachen. Weniger beachtet ist die Tatsache, dass Honig die Wundheilung befördert, da er die Bildung von Bakterien hemmt. Die Bienen setzen dem Honig das Enzym Glucose-Oxidase hinzu, das bewirkt, dass aus dem Zucker im Honig permanent Wasserstoffperoxid entsteht. Bereits kleine Mengen von Wasserstoffperoxid reichen aus, um Wundbakterien zu töten bzw. die Wunde zu desinfizieren. Der Zucker im Honig trocknet die Wunde zudem aus, sodass Bakterien ihre Nahrungsgrundlage verlieren. Bei bestimmten Wunden sollen Honigumschläge sogar besser als Antibiotika wirken, da manche Bakterienstämme gegen Antibiotika resistent geworden sind. Dem, aus Neuseeland stammenden Manuka-Honig wird diesbezüglich eine besonders starke Heilkraft nachgesagt.
Soll Honig äußerlich angewendet werden, empfiehlt es sich, auf sterilisierten Honig aus der Apotheke zurückzugreifen. Haushaltshonig ist dazu schlecht geeignet, da sich im Glas rasch Keime bilden können.

Honig enthält neben Trauben- und Fruchtzucker zahlreiche Wirkstoffe, die unseren Körper mit Energie versorgen: Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, wertvolle Enzyme und Eiweiße. Der Verzehr von Honig wird vor allem Menschen geraten, die besonderen Belastungen ausgesetzt sind, wie Schwangeren, Heranwachsenden und Sportlern. Innerlich angewendet stärkt Honig das Immunsystem und wirkt Entzündungen entgegen, nicht nur im Bereich der Atemwege, auch bei Blasen- und Darmbeschwerden. Durch seinen hohen Anteil an Eisen und der Aminosäure Prolin fördert er außerdem die Bildung des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin sowie die Durchblutung.

Honig ist aber nicht das einzige Bienenprodukt, das unser Wohlbefinden verbessern kann. Besonders immunstärkend sind zum Beispiel Blütenpollen, die von der Biene mit Speichel und Nektar vermischt werden und den Larven als Nahrung dienen. Sie steigern die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und können auch Depressionen lindern, indem sie die Produktion von Endorphinen im Gehirn anregen. Blütenpollen sind überdies reich an essenziellen Aminosäuren. So keine allergische Reaktion zu erwarten ist, können Menschen, die wenig oder gar kein Fleisch essen, ihren Bedarf an Aminosäuren daher mit Blütenpollen abdecken. Weitere beliebte Bienenprodukte sind Gelée Royale, die Speise der Königin, und Propolis, der Kitt, der für die Stabilität des Bienenstocks sorgt.

Honig statt Zucker
Tee oder Desserts mit Honig anstelle von Haushaltszucker zu versüßen, klingt nach einer gesunden Alternative. Häufig erwischt man dabei aber zu viel des Guten, denn die Süße des Honigs steht jener des Zuckers leider doch um einiges nach. Nicht zu vergessen ist, dass sich Honig und Zucker im Kaloriengehalt kaum unterscheiden. Nicht zufällig soll im fantastischen Schlaraffenland neben Milch auch Honig fließen. Im Reich der Diäten hat sich Honig bislang nicht bewährt.

Kein Honigschlecken…
ist der Genuss von Honig allerdings für Diabetiker. Zurückhaltung ist angebracht, denn Honig und Kristallzucker sind hinsichtlich ihrer Zuckerstoffe beinahe identisch. Pollenallergiker haben es gleichfalls schwer. Sie können nach dem Verzehr von Honig überempfindlich reagieren, da die meisten Honigarten Blütenpollen enthalten. Bei Säuglingen ist besondere Vorsicht geboten. Honig kann ein bestimmtes Bakterium enthalten, das bei Säuglingen zu lebensgefährlichen Vergiftungen führen kann. Im ersten Lebensjahr darf daher überhaupt kein Honig verabreicht werden.
 

Lesen Sie im nächsten Kapitel über das Buch "Die Welt des Honigs"

 
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