Zen-Meditation - Im Jetzt leben mit ZEN
Zen-Meditation - Im Jetzt leben mit ZEN
„Wenn ich lese, dann lese ich und es gibt nichts, das mir in diesem Moment wichtiger erscheint.“ Vom Geheimnis des Zen …

Zen hat keine Lehre im eigentlichen Sinn. Das Wissen, das in der Zen-Meditation steckt, beruht auf seiner Praxis, den Augenblick wahrzunehmen, sich auf sein gegenwärtiges Tun zu konzentrieren und die für die Versenkung störenden Gedanken aufzugeben. Wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich esse, dann esse ich, lautet ein Credo der Zen-Philosophie. Die Methode ist in ihren Grundzügen sehr einfach und ließe sich leicht auf den Alltag anwenden, hielten wir es nicht für notwendig, stets mehrere Dinge gleichzeitig im Blick zu behalten und die gegenwärtige Tat bereits im vorauseilenden Gedanken an die nächste zu vollbringen. Die Gedankenflut, die unser tägliches Treiben bestimmt, macht das Finden von Stille und Leere beinahe unmöglich. Der im Zen Geübte weiß, wie er ihr begegnen kann.

Hier und jetzt: Vom Wesen des Zen
Der fortgeschrittene Zen-Schüler versteht es, seine Gedanken zum Verschwinden zu bringen, widmet sich bewusst und achtsam dem Moment der Meditation und gelangt auf diese Weise zur geistig-seelischen Einheit mit seiner Umwelt. Er macht sich den Zustand zunutze, der zwischen unserer sinnlichen Erfahrung und ihrer gedanklichen Verarbeitung liegt. Wer nach dem Aufstehen auf einen Balkon hinaustritt, um sonnige Frühlingsluft einzuatmen, nimmt erst das damit verbundene, angenehme Gefühl wahr, bevor er das Schönwetter beim Namen nennt. Es ist die Philosophie des „Hier und Jetzt“ und die Distanz von jeder geistigen Anstrengung, die Dinge zu benennen, zu klassifizieren und zu beurteilen, die der Zen-Praxis ihren Charakter verleiht.

Denken = Leiden
Gedanken setzen das denkende Ich voraus und sind im Zen daher Ausdruck einer unerwünschten Ich-Bezogenheit. Sie bilden außerdem die Grundlage für Kommunikation, die ohne eine Spaltung in Subjekt und Objekt nicht möglich wäre. In der Zen-Meditation haben Worte daher nichts verloren. Sie schaffen ebenso wie die ihnen vorausgehenden Gedanken Leiden, indem sie das Ich von seiner Umwelt trennen und es von der großen Weisheit, dem so genannten Prajna, fernhalten. Für den Zen-Meister ist das Ich eine geistige Schöpfung und aus diesem Grund eine Illusion, die nicht mit Anstrengung aufrechterhalten werden soll, sondern auf dem Weg zur Weisheit überwunden werden muss. Es handelt sich um eine Tradition der Selbstaufgabe, um eine Gegenaufforderung zu unserer westlichen Auffassung vom Individuum, das sich selbst verwirklichen soll.

Sich selbst vergessen
Wer sich im Zen versucht, übt sich also darin, nicht zu denken und so sich selbst zu vergessen. Geschult in den geistigen Fängen eines Ichs, das laut kultureller Vorgabe stark, selbstbewusst und kritisch gegenüber seiner Umwelt zu sein hat, mag es Individualisten anfangs schwierig erscheinen, sich auf die Praxis des Zen einzulassen. Die Fähigkeit zum „Nichtdenken“ lässt sich allerdings in kleinen Schritten erlernen. Bereits die Konzentration auf den Atem und darauf, die Gedanken kommen und wieder ziehen zu lassen, ohne auf ihren Inhalt zu achten, leert das Bewusstsein und befreit es von geistiger Überlastung. Die offene und achtsame Haltung gegenüber dem Jetzt und seiner Erfahrung, die im Zen die Voraussetzung für das Einswerden mit der Weltseele bedeutet, kennt keinen Zwang. Die Gedanken, die während des Meditierens auftreten, hartnäckig auszublenden, führt daher ebenso wenig zur entspannenden Versenkung. Wenn ich meditiere, meditiere ich, heißt es im Zen. Wozu ich meditiere, wie ich meditiere, was ich dabei richtig oder vielleicht falsch mache, dafür brauche ich keinen Gedanken aufzuwenden. Was zählt, ist die Konzentration auf mein gegenwärtiges Tun und das dabei entstehende Gefühl: Unabhängig davon, ob es einen Namen trägt und ohne mich selbst darüber zu befragen.

Autorin: Angelika Stallhofer



 

 

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