Christian Zaschke und der Tanz - ins rechte Licht, Rücken!
Christian Zaschke und der Schmerz - ins rechte Licht, Rücken!
Ein schöner Rücken lässt entzücken, ein schmerzvoller zusammenzucken. Der deutsche „Tanz den Fango mit mir“-Autor spricht über die Geschichte seines Rückens.
 
2 von 2
 

Christian Zaschke ist Mitte dreißig, regelmäßiger Radfahrer, leidenschaftlicher Hobbyfußballer und umtriebiger Sportredakteur, als er eines Tages feststellt, dass sich zwei seiner bis dahin wenig beachteten Bandscheiben definitiv nicht mehr dort befinden, wo sie hingehören. Klingt nicht besonders witzig, wenn man bedenkt, dass etwa 80 Prozent der Österreicher mindestens einmal in ihrem Leben an Rückenschmerzen leiden. Stellt sich die Frage, wie es die restlichen 20 Prozent schaffen, von diesem Leiden verschont zu bleiben. Zaschke erzählt von seiner absurden Reise durch eine ganz eigene Welt voll seltsamer Ärzte, skurriler Patienten, schweigsamer Masseure und erstaunlich vieler Menschen voller Lebenslust und Humor auf dem Weg zur Genesung.

EnjoyLiving (EJ): Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie bemerkten, dass es nicht nur da und dort mal zwickt, sondern Ihre Bandscheiben massive Probleme bereiten, obwohl sie sich noch nicht jenseits der 50 befinden?

Christian Zaschke (CZ): Ich habe so reagiert, wie man das als aufgeklärter, moderner Mann nun mal macht – nämlich gar nicht. Ich hab die Sache lange einfach nicht ernst genommen und bis zu einem gewissen Punkt kam ich damit ja auch durch. Manchmal habe ich Tabletten genommen, aber meistens habe ich den Schmerz schlicht abgewettert. „Geht schon vorüber“, dachte ich mir.

EJ: Oft sagt man, wer Rückenschmerzen hat, der habe im Leben „viel zu tragen.“ Hatten Sie bis zu Ihrer Diagnose womöglich zu viel emotionales Gepäck bei sich?

CZ: Man kann das meines Erachtens nicht verallgemeinern. Es gibt viele Redewendungen rund um den Rücken: Man hat sein Kreuz zu tragen, man schultert etwas etc. Bestimmt sind die Rückenschmerzen bei dem ein oder anderen auch psychisch bedingt. Oft steckt aber eher der Mangel an Bewegung und eine schlechte Haltung dahinter. Selten ist es allerdings mit einer Operation getan. Man muss sein Leben in irgendeiner Form ändern. Zu meinem Fall kann ich sagen: Ich hatte nicht „viel zu tragen“ – ich nehme das Leben ernst, aber auch nicht zu ernst.

EJ: Sport beugt gesundheitlicher Probleme jeder Art vor – vor allem, so nimmt man zumindest an - erweist sich Sport als optimaler Trainer des Bewegungsapparats. Nun waren/sind Sie Fußballer, Radfahrer und selbst erklärter Treppensteiger. Mehr oder weniger hat’s trotzdem nichts geholfen. Wie ist Ihre Einstellung zum Sport nun nach der persönlichen Rückenerkenntnis? Treiben Sie nun nach der Diagnose mit anderen Motiven und Motivationen Sport?

CZ: Das kann man sagen. Manchmal stehe ich am Rande eines Fußballspiels und kurz denke ich: „Da kannste locker mithalten.“ Aber dann denke ich mir: „Lieber nicht.“ Mein Arzt sagt zwar, das wäre kein Problem, aber ich treibe jetzt anderen Sport. Radfahren und Treppensteigen sind noch dabei, dazu gehe ich ein, - zweimal die Woche zu einem Training, das eine Mischung aus Rücken-, Kraft- und Ausdauertraining ist.

EJ: Sind Ihnen als Sportreporter ähnliche, junge „Schicksale“ in Hinblick auf das Dilemma Bandscheiben und Rücken begegnet?

CZ: Ich sehe dauernd und überall junge Leute, die Bandscheibenvorfälle erleiden, auch Profisportler. Als ich damals in der Reha war, wurden gerade Fußballtrainer Jürgen Klinsmann und Boxprofi Wladimir Klitschko am Rücken operiert. Viele Fußballer leiden, der letzte war vor wenigen Wochen Roberto Hilbert vom VfB Stuttgart, ehemals Nationalspieler. Ebenso erwischt hat es zum Beispiel Jan Schlaudraff, ehemals FC Bayern. Wenn man darauf achtet, stellt man fest, dass es fast jede Woche einen Sportler am Rücken erwischt. Aber natürlich nicht nur Sportler: Der Bandscheibenvorfall, so scheint es mir, ist die Erkrankung im Jetzt.

EJ: Wie schwer war es, sich selbst als „Patient“ zu sehen?

CZ: Mich als Patienten zu sehen, das hat lange gedauert. Aber ab einem gewissen Punkt war es ganz leicht: Ich wollte wieder ein normales, schmerzfreies Leben führen und habe also beschlossen, alles Nötige dafür zu tun. Lebenslang!

EJ: Wie verlauft Ihr aktuelles Rückentraining? Ist es für Sie mehr Qual oder schon Spaß?

CZ: Das Training möchte ich nicht mehr missen. Bin jetzt, mit 38, fitter als mit 30. Ich entdecke bisweilen Muskeln an mir, von denen ich nicht mal ahnte, dass es sie gibt. Das Training erfordert natürlich eine gewisse Disziplin, und das ist nicht gerade meine Stärke. Aber der Gedanke an die Schmerzen von einst ist Motivation genug. Bin jetzt seit 20 Monaten konsequent dabei – viel Gymnastik, ein bisschen Kraft, ein bisschen Stabilisierungsübungen, ein bisschen Ausdauer. Gerade wenn man überhaupt keine Lust hatte und trotzdem das volle Programm durchgezogen hat, ist es ein fantastisches Gefühl.


 
2 von 2
 

Artikeltitel: Kapitelübersicht


Kommentare