Dyspareunie - wenn die Lust zum Frust wird
Dyspareunie - wenn die Lust zum Frust wird
Viele Frauen haben im Laufe ihres Sexuallebens Erfahrungen mit Schmerzen beim vaginalen Geschlechtsverkehr. Jedoch haben fast ein Viertel der Frauen über Jahre hinweg Schmerzen, was natürlich eine enorme Einschränkung des Sexuallebens der Betroffenen bedeutet – ein Leidensweg, der oftmals bis zum völligen Verzicht auf Sex führt.
Dyspareunie - wenn die Lust zum Frust wird
Info
Sollte die Diagnose eine immer wiederkehrende Infektion oder eben „nichts“ ergeben, sollten Sie in Ruhe in sich gehen und die Situationen, in denen es zum Geschlechtsverkehr kommt, in Gedanken Revue passieren lassen.
Dabei sollten Sie sich folgende Fragen stellen und ehrlich zu sich selbst sein:

Ist der Sex, wie Sie ihn sich vorstellen? Können Sie sich bei den Berührungen Ihres Partners fallen lassen?

Lassen Sie sich im Alltag gerne von Ihrem Partner berühren? Wie ist die Stimmung prinzipiell zwischen Ihnen?

Dauert die Berührung Ihres Körpers wirklich so lange, wie er es braucht, um erregt zu sein?

Ist Ihnen das Vorspiel lange genug?

Stresst Sie der erregierte Penis Ihres Partners?

Schlafen Sie häufig mit Ihrem Partner, obwohl Sie müde und gestresst sind und dadurch eigentlich keine Lust haben?
Mehr zum Thema
» Stop - dem Schmerz eine Absage erteilen
» Psychologische Schmerzbewältigung - wirkungsvoller Ansatz
» Hilfe gegen Schmerzen - Forschung und Therapie
» Schmerz - unser zusätzlicher Sinn
» Farben in der Aura - Licht um den Körper

In einer Zeit, in der Sex so groß geschrieben wird und wir täglich von allen Seiten, sei es auf Plakaten, im Fernsehen oder in der Zeitung usw. regelrecht damit bombardiert werden, fällt es vielen Menschen schwer, über sexuelle Probleme zu sprechen. So widersprüchlich sich das auch anhört, da man schließlich seit der sexuellen Revolution offen über das Thema Lust sprechen und spätestens seit „Sex and the City“ auch als Frau zugeben kann, sich ebenso rein sexuell das zu nehmen, was man gerade will - oder vielleicht gerade deshalb - fällt es den meisten schwer zuzugeben, in dieser sexuell leistungsorientierten Gesellschaft nicht so zu „funktionieren“, wie es schließlich zu sein hat.

Nun ist es für die meisten Betroffenen nicht leicht, das Thema Dyspareunie anzusprechen, doch ist die Diagnose oft noch erschüttender, wenn immer wieder hartnäckige Infektionen des Genital- oder Harnwegbereichs festgestellt werden, oder sogar noch schlimmer: wenn keine körperlichen Ursachen feststellbar sind und es somit zu keiner Diagnose kommt.


Organische Ursachen
können sein:

-) Schmerzen beim Streicheln des Genitalbereichs: Entzündungen bzw. Verletzungen der Schamlippen und/oder der Klitoris
-) Schmerzen beim Einführen: Pilzinfektionen oder andere Keime, Herpes, verwundbare Scheidenschleimhaut durch Östrogenmangel, Infektionen oder Zysten der Genitaldrüsen, Narben im Genitalbereich (z.B. nach Operationen)
-) Schmerzen im mittleren Scheidenbereich: Harnröhren- oder Blasenentzündung, Scheidenverkürzung
-) Schmerzen bei tiefen Penisbewegungen: zu heftige Bewegungen beim Geschlechtsverkehr, Entzündungen oder Tumore im Becken, Zysten an den Eierstöcken
-) Schmerzen beim Orgasmus: Krämpfe der Gebärmutter oder Bauchmuskulatur, Kopfschmerzen nach dem Orgasmus


Nicht organische Ursachen können sein:

Viele in Studien befragte Frauen haben „zugegeben“, nicht wirklich Lust auf Geschlechtsverkehr gehabt zu haben oder beim Eindringen des Penis noch nicht so erregt gewesen zu sein, dass der Genitalbereich ausreichend feucht gewesen ist, was jedoch sehr wichtig ist. Denn wenn die Scheide zu trocken bleibt, ist die Schleimhaut der Reibung des Penis schutzlos ausgeliefert. Dadurch kann sie verletzt werden und können sich dort Keime ansiedeln, was wiederum die Möglichkeit von schmerzlichen Entzündungen oder Infektionen erhöht, wodurch die Lust natürlich auch abnimmt. Das Problem dabei ist, dass der Körper Zeit bräuchte, um sich wieder zu erholen und die Betroffenen oft jedoch dem Drängen ihres Partners nachgeben, wodurch es dann wieder zu Schmerzen kommt.

Die sich daraus ergebende Folgen sind, dass unser „Gefühlszentrum“, welches unangenehme und angenehme Erlebnisse speichert, dem Körper im Laufe der unangenehmen Erfahrungen meldet, dass Sex nicht gut für ihn ist und somit der Genitalbereich erst recht trocken bleibt. Bei jeder Annäherung zieht sich die Frau immer mehr zurück, da sie Angst vor den Schmerzen hat – sozusagen ein Teufelskreis.


Was man dagegen tun kann:

Prinzipiell ist es wichtig, seinen Körper zu beobachten, wie er auf was reagiert und was er vielleicht gerne hätte, aber nicht ausreichend bekommt. Die meisten Frauen brauchen ein ausgedehntes Vorspiel, um sich entspannen zu können und Lust auf mehr zu verspüren, also nehmen Sie sich ruhig die Zeit. Ist Ihr Genitalbereich trotzdem trocken, benutzen Sie Gleitgel, um die Schleimhaut nicht zu verletzen. Zu guter Letzt ist es, um aus dem Teufelskreis auszubrechen, unbedingt erforderlich, mit dem Partner offen über Probleme und Wünsche zu sprechen. Ist die Situation von beiden Seiten schon zu festgefahren, ist es ratsam, sich Hilfe von außen zu holen. Hier eignet sich z.B. eine Sexualtherapie, bei der die alten Verhaltensweisen langsam durch neue sinnliche Erfahrungen ersetzt werden.

 

Autorin: Iris Schiffrer

Kommentare