Frühlingszeit ist Pollenzeit - Start in die Pollensaison 2010 Der lange Winter hat den Beginn der Pollensaison deutlich nach hinten verschoben und damit Menschen mit Heuschnupfen und allergischem Asthma eine längere Schonzeit gewährt. Doch mit den steigenden Temperaturen nimmt die Pollen-Belastung nun dramatisch zu. Höchste Zeit also wieder das Pollen-Tagebuch „auszupacken“, das seinen ersten Geburtstag feiert. 2 von 2 Im Vorjahr nutzten bereits über 4.000 Allergiker den Online-Service des Österreichischen Pollenwarndienstes, der nun optimiert und ausgebaut wurde. Ein weiteres sehr hilfreiches Angebot für Allergiker ist ein klinisch geprüfter Selbsttest, den es neu auch für Kinder unter 12 Jahren sowie online abrufbar gibt. Er macht es einfach eine mögliche Allergie selbst zu erkennen und liefert rasch und unkompliziert wichtige Informationen für die weitere fachärztliche Diagnose und Behandlung.
Jeder Pollenallergiker, der Zugang zum Internet hat, kann seit einem Jahr das Pollen-Tagebuch kostenlos unter www.pollentagebuch.at oder phd.polleninfo.org nutzen. Der einzigartige Service des Österreichischen Pollenwarndienstes macht es Allergikern einfach, Zusammenhänge zwischen Pollenkonzentration und ihren individuellen Beschwerden zu erkennen. „Über 4.000 Personen haben sich im Vorjahr für den kostenlosen Service im Internet registriert. Die Ergebnisse geben Aufschluss über den Einfluss eines Ortswechsels, lassen erkennen, welche Pollen tatsächlich für die Beschwerden an Augen, Nase oder Lunge verantwortlich sind, ab welcher Pollenmenge die Allergie spürbar wird und ob die Therapie den erwünschten Effekt erzielt“, erklärt Uwe E. Berger, Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes sowie der Forschungsgruppe Aerobiologie an der Univ.-Klinik für HNO-Krankheiten in Wien. „Wesentliche Neuerungen des Pollen-Tagebuchs sind eine ansprechendere Gestaltung, eine vereinfachte Menüführung und eine noch bessere Datensicherheit. Ein neues Erinnerungsservice soll die Allergiker zusätzlich motivieren ihre Daten täglich einzugeben, was Voraussetzung für eine aussagekräftige Auswertung ist.“ Basierend auf den Eingaben ist es nun möglich, nach Ende der jeweiligen Beschwerdesaison eine zusammenfassende Auswertung auf Knopfdruck zu bekommen. „All jenen, die einen detaillierten Bericht oder Erklärung wünschen, bieten wir ab Ende dieses Sommers an der Wiener HNO-Klinik nach entsprechender Terminvereinbarung mit der Allergie-Ambulanz auch eine persönliche Beratung an“, so der Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes. Dieses Angebot gibt es bis dato nur in Wien sowie an der Berliner Charité. Weitere Kompetenzzentren nach Wiener Vorbild sollen in den nächsten Monaten in ganz Europa geschaffen werden.
Nun können beide Fragebögen (für Kinder und für Erwachsene) auch online unter www.allergiefragebogen.at ganz bequem zu Hause ausgefüllt werden. Emminger: „Personen mit Verdacht auf eine Allergie können sich damit schnell und einfach eine Einschätzung über die Wahrscheinlichkeit einer allergischen Atemwegserkrankung verschaffen. Das Testergebnis kann ausgedruckt und zum Arztbesuch mitgenommen werden.“ Der Online-Selbstcheck ersetzt nicht die ärztliche Diagnose, ist aber ein erster wichtiger Schritt dorthin und erleichtert die Entscheidung, Symptome bei einem Allergiespezialisten (Facharzt für Haut-, Lungen- oder HNO-Erkrankungen, Kinderfacharzt, Allergie-Ambulatorium oder -Ambulanz im Krankenhaus) abklären zu lassen.
Auf Grundlage der fachärztlichen Diagnose wird die weiterführende Behandlung festgelegt. Die Therapie wird individuell auf den Patienten abgestimmt und basiert im Wesentlichen auf drei Säulen: Allergenvermeidung, Linderung der Symptome und Behandlung der Ursache. „Die Basis jeglicher Allergietherapie und wichtigste therapeutische Maßnahme ist die Allergenvermeidung. Das bedeutet, Verursacher allergischer Beschwerden so weit wie möglich zu vermeiden bzw. den Kontakt zu reduzieren“, verdeutlicht Univ.-Prof. Dr. Reinhart Jarisch, Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums in Wien. „Je nach Art und Schweregrad der Allergie wird die weitere Behandlung individuell festgelegt. Antihistaminika beispielsweise lindern allergische Symptome wie Schnupfen, Niesen, juckende und tränende Augen, indem sie den übermäßig ausgeschütteten Botenstoff Histamin „neutralisieren“. Moderne Substanzen wirken gut und schnell und machen im Gegensatz zu den früheren nicht müde.“ Zusätzlich werden entzündungshemmende Nasensprays (nasales Steroid) empfohlen. Jarisch: „Vor allem bei einer verstopften Nase ist der Einsatz eines Kortison-Sprays üblich, da es die Entzündung eindämmt und allergische Beschwerden lindert. Asthma bronchiale wird mit Bronchien erweiternden und entzündungshemmenden Medikamenten behandelt.“
Die Allergie-Impfung (Spezifische Immuntherapie, SIT) ist die dritte Säule des Therapieschemas. Sie lindert nicht nur allergische Symptome, sondern bekämpft gleichzeitig die Ursache der Allergie. „Die spezifische Immuntherapie kann eine Allergie langfristig bessern und teilweise sogar völlig ausheilen. Dies gelingt, indem direkt in den Krankheitsprozess eingegriffen und der Körper langsam und behutsam an das Allergen gewöhnt wird, indem die allergieauslösende Substanz injiziert bzw. unter die Zunge getropft wird“, erläutert der Allergieexperte. Für Gräserpollenallergiker steht die Allergie-Impfung auch in Tablettenform als komfortable und höchst effektive Alternative zur Spritzenkur zur Verfügung. „Damit die spezifische Immuntherapie rechtzeitig wirken kann, muss die SIT mindestens zwei, besser aber drei bis vier Monate vor der erwarteten Pollensaison begonnen werden. Für Gräserpollenallergiker besteht jetzt noch die (letzte) Möglichkeit für einen Therapiestart vor der heurigen Gräserpollensaison“, macht Jarisch aufmerksam.
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