Die Wandlungsphase Feuer - Blütezeit in der chinesischen Medizin
Die Wandlungsphase Feuer - Blütezeit in der chinesischen Medizin
Mit dem nahenden Sommer beginnt auch in der chinesischen Medizin die nächste Wandlungsphase: nach dem Element Holz, das dem Frühling zugeordnet war, ist jetzt das Feuer dran. Was dies bedeutet und wie wir es für unsere Gesundheit nützen können, lesen Sie hier.
Die Wandlungsphase Feuer  - Blütezeit in der chinesischen Medizin
Info
Wandlungsphase Feuer


Jahreszeit: Sommer


Organ: Herz

Emotion: Lust, Freude

Geschmack: bitter

Farbe: rot

Himmelsrichtung: Süd

Geruch: verbrannt

Äußerung: lachen

Kühlende Speisen: Alge, Bambussprossen, Chinakohl,
Aubergine, Tomate, Spinat, Salat, Gurke, Banane,
Zitrone, Ananas, Birne, Orange, Zucchini, Melone,
Salz, Kiwi, Sojasauce, Butter, grüner Tee,
Rettich, Sellerie
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Nach chinesischer Auffassung besitzen alle Dinge zwei Aspekte: einen Yin- und einen Yang-Aspekt. Sie können nicht von einander getrennt werden und bedingen und begrenzen einander. Dies bezieht sich auch auf den menschlichen Körper – Gesundheit bedeutet in diesem Sinne Harmonie zwischen Yin und Yang. Weitet man nun den Kreis zwischen Yin und Yang aus, erhält man die fünf Wandlungsphasen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Die Elemente stehen dabei in einem helfenden, ergänzenden Verhältnis zueinander, können sich aber auch hemmen, wie etwa Feuer, das am oberen Yang-Pol steht, und Wasser, das sich am unteren Ying-Pol befindet.

Vier westliche Jahreszeiten – fünf chinesische Wandlungsphasen

In den Jahreszeiten zeigt sich laut chinesischer Medizin das Wesen der Wandlungsphasen besonders deutlich. In China unterscheidet man im Gegensatz zu unseren Breitengraden allerdings fünf Jahreszeiten: So ist dem Frühling das Element Holz, dem Sommer das Feuer, dem Spätsommer die Erde und dem Winter das Wasser zugeordnet. Dabei wird jede Jahreszeit von seinem Element charakterisiert. Für den Sommer heißt dies, dass das Feuer der Natur zu seiner vollendeten Gestalt verhilft, was sich beispielsweise im Sprießen der Blüten zeigt.

Herzensangelegenheiten

Auch die körperlichen Funktionskreise stehen in Beziehung zu den fünf Wandlungsphasen. Mit dem Element Feuer wird der Kreis Herz-Dünndarm in Verbindung gebracht. Auch hier steht das Feuer dafür, das Drängen zur Vollendung zu bringen. So sagt man in der chinesischen Medizin, dass vom Herzen aller richtungweisende Einfluss, also der Verstand und die Gefühle, ausgehen. Das Herz formt und kanalisiert die vielfältigen Einflüsse. Besonders gut zeigt sich das im Sprechakt, denn eine verständliche Aussage zu treffen ist eine hohe Koordinationsleistung: äußere Situation, der Mitteilungsimpuls und die Steuerung des Sprechapparats müssen dafür gut zusammenspielen. Doch das Herz ist noch für viel mehr zuständig: die Bewegungssteuerung, die Regelung des Schlafes und des Träumens und auch die Kontrolle des ganzen Meridian-Netzwerks geht in der chinesischen Medizin von diesem Organ aus. Und auch das Shen, die Kraft, die das Innenleben auf die äußere Wirklichkeit einstimmt, wird dem Herzen zugeschrieben.

Ob das Herz gesund ist, offenbart sich oft in der Gesichtsfarbe – ist sie kräftig, rosig und strahlend, geht es dem Herzen gut. Ein anderes Indiz ist die Zunge, vor allem auch deren Spitze. Auch hier zeigt sich eine positive Konstitution in einer kräftigen, rosa Farbe. Das Sprichwort „Sein Herz auf der Zunge tragen“ sagt zumindest dem chinesischen Arzt alles!

Wenn die Hitze zu Kopf steigt...

Die chinesische Medizin unterscheidet zwischen drei Krankheitsfaktoren: den überfordernden Witterungseinflüssen, den emotionalen Faktoren und der falschen Lebensweise. Die ersten beiden sind, miteinander verbunden, ebenfalls einer Wandlungsphase zugeteilt. Die erste Haupteigenschaft bzw. der erste emotionale Faktor des Feuers ist, gut nachvollziehbar, die Hitze. Sie macht uns beweglich und stimuliert uns. Im Überfluss kann sie jedoch zu Konfusion, Benommenheit und schließlich Herzbeschwerden führen – sie kann uns im wahrsten Sinne des Wortes hitzig und unfähig machen, einen kühlen Kopf zu bewahren.

...und die Freude zum Rausch wird, leidet die Harmonie.

Die zweiten entscheidenden Charakteristika des Feuers sind die Lust und Freude. Sie sind die gestaltenden Tätigkeiten des Herzens und stehen auch für den Genuss. Wird die Lust jedoch zu groß, wird der Mensch zu euphorisch und versucht, diesen Zustand zwanghaft und mit Stimulanzien oder Rauschmitteln zu verlängern. Dies stört jedoch das energetische Gefüge, denn die Herz-Energie kommt nur dann zur Vollendung, wenn sie sich immer wieder von der Lust des Gelingens verabschiedet. Für die konkrete Umsetzung heißt dies unter anderem, nicht in der Vergangenheit zu schwelgen, sondern sich der Gegenwart zu stellen.

Ruhe und Abkühlung helfen

Ist das Feuer im Übermaß vorhanden, können die für diese Wandlungsphase typischen Krankheiten auftreten, wie etwa übermäßiger Redefluss, Koordinationsschwierigkeiten, nachlassende Kraft der Sinnesorgane, Sprachstörungen, Schlaflosigkeit, Durchschlafstörungen und Süchte, bis hin zu Manien, Psychosen, Panikattacken und Realitätsverlust. Diesem Ungleichgewicht kann man allerdings entgegen wirken: Warme Getränke (Tee), die die neutralisierende Kraft der Milz erhalten, und kühlende Speisen (siehe Kasten) können zusammen mit dem Vorsatz, Ruhe zu bewahren, vorbeugen. Auch der bittere Geschmack bremst das Feuer, senkt es ab, kühlt und trocknet.

Autorin: Mag.a Anne Wiedlack

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