Kritik an der TCM - ist sie gerechtfertigt?
Kritik an der TCM - ist sie gerechtfertigt?
Viele Menschen sind mit der herkömmlichen Schulmedizin unzufrieden und vielfach frustriert. Kein Wunder, dass immer mehr fernöstliche Lebensweisheiten und medizinische Praktiken aufgesaugt und mit Begeisterung angewandt werden.
Traditionelle chinesische Medizin en vogue

Fast möchte man meinen, dass das alleinige Heil und Wohl nur noch in der fernöstlichen Medizin zu finden sei. Der mechanistische, oftmals einseitige, Ansatz der westlichen Medizin steht einem ganzheitlichen orientierten Ansatz der chinesischen Medizin gegenüber.

Der Ruf der westlichen Medizin, vordergründig Symptombehandlung zu betreiben, war jahrelang nicht von der Hand zu weisen. Erst langsam findet auch in unseren Breitengraden ein Umdenken statt.

In der chinesischen Medizin sind viele sanfte Methoden zu finden, die das allgemeine Wohlbefinden steigern und gegen Krankheiten vorbeugen sollen. Auch der Ernährung wird großes Augenmerk geschenkt und heute wissen wir längst, welch großen Einfluss die Ernährung auf unseren Körper hat.

Liegt nun der Weisheit letzter Schluss in der chinesischen Medizin, oder ist alles nur eine Modeerscheinung, die man getrost ignorieren kann?

Studien

Die naturwissenschaftliche westliche Medizin zweifelt die Wirksamkeit der TCM häufig an.
Es gibt zahlreiche Studien, die auf der Spur nach der Wirksamkeit oder Nichtwirksamkeit der chinesischen Medizin sind. Oftmals wird der TCM vorgeworfen, ihre Wirkung beruhe auf Placeboeffekten, bzw. wirke sie nicht aufgrund ihrer Wirkstoffe, sondern aufgrund psychologischer Komponenten, die die Gesundheit beeinflussen.

Die Lehre von den „Meridianen“ stößt oftmals auf Kritik. Sie lassen sich auf der „physiologischen Karte“ der westlichen Medizin nicht darstellen. Somit werden viele Behandlungsmethoden, die auf den Meridianen aufbauen, mit Skepsis betrachtet. Es gibt einen geringen Prozentsatz an Menschen, die genau den Verlauf des Meridians anhand der Empfindungen beschreiben können, die sie erfahren, wenn der Meridian punktiert wird.

Gefährdete Tierarten

Auch das Verwenden gefährdeter Tierarten, wie z.B. verschiedener Schildkrötenarten oder Tiger, wird der chinesischen Medizin angekreidet.

Besonders begehrt in der TCM sind diverse Bestandteile des Bären. Teilweise werden die Bären in so genannten „Bärenfarmen“ gehalten, um leichter an die „Rohstoffe“ zu gelangen. Der Gallensaft des Bären wird schon seit dreitausend Jahren in China zur Behandlung von Augen- und Leberbeschwerden verwendet. Den Bären wird ein permanenter Katheder gelegt, durch den der Gallensaft, meist unter Schmerzen, gewonnen werden kann. Der Arzneistoff kann auch künstlich hergestellt werden, es besteht somit keine Notwendigkeit, dafür Tiere zu quälen.

Seltene Pflanzen

Viele Pflanzen, die als Teil der chinesischen Medizin angeboten werden, sind vom Aussterben bedroht. Ein Weiterbestehen des Booms könnte das Problem noch zunehmend verschärfen.
Oftmals werden Pflanzen angeboten, die mit Rückständen von Pestiziden belastet oder selbst gar nicht Bestandteil der chinesischen Medizin sind, sondern dem Bereich des Aberglaubens zuzuzählen sind.

Resümee

Die Traditionelle Chinesische Medizin verspricht keine Wunder, lässt Tote nicht wieder auferstehen, aber sie kann hervorragend in den täglichen Alltag integriert werden. Es geht nicht darum, was wissenschaftlich bewiesen wurde oder was allgemein anerkannt ist, es geht darum, was einem selbst gut tut. Der Kräutertee mag der Nachbarin nicht bekommen, aber für Sie kann er die reinste Wohltat sein.

Niemand verlangt, dass man ein Gesundheitssystem ganz ablehnen oder ganz bejahen soll. Jeder ist für sich selbst verantwortlich, jeder seiner Gesundheit eigener Schmied.

Autorin: Mag. Karin Puchegger
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