Da die Distanzen auf der 103.000 km² großen Insel im Nordatlantik nicht allzu groß sind, kann man sich je nach Wetterlage Tag für Tag neu entscheiden: für eine Wanderung über grüne Heiden oder bizarre Lavafelder, für ein Kulturprogramm in Reykjavik oder Akureyri, oder fürs Tümpeln in einer heißen Sundlaug.

Geht es nach dem US-amerikanischen Ökonomen und Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman, trägt Island, gefolgt von Irland, das größte Risiko eines Staatsbankrotts. Gleich danach kommt Österreich. Doch diese Parallele sollte nicht als Anlass dienen, sich für einen Urlaub im Land der Gletscher, Vulkane und Geysire zu entscheiden.

Vom bereits eingetretenen isländischen Finanzcrash und dem damit einher gehenden Verfall der isländischen Krone profitieren nicht nur Touristen. Isländische Hoteliers, Gastronomen, Pferdefarmer, Guesthousebesitzer, Kaufleute, Taxifahrer - kurz alle in Dienstleistung und Fremdenverkehr Beschäftigten - gewinnen aus der Krise überlebenswichtige Einnahmen. Deshalb kann man reinen Gewissens im krisengeschüttelten Land urlauben. Mit dem Erwerb von handgefertigten Woll- und Fleecesachen, Schaffell, Schmuck usw. fördert man ländliche Kleinbetriebe. Bei einem Einkauf ab 4.000 Isländischen Kronen werden 15 Prozent Steuern rückerstattet.

Sanfter Tourismus als Notwendigkeit

Dass der Islandtourismus ein sanfter sein sollte, kann angesichts eines Landes, in dem Naturwunder an Naturwunder grenzt, nicht oft genug betont werden. Filigrane Felstürme prägen die von Isländisch Moos in allen grün-, grau- und braun-Schattierungen überzogenen Lavafelder. Auch die Sulfurformationen und brodelnden Tümpel in den Schwefelfeldern von Namafjall können durch einen unbedachten Schritt aus dem Gleichgewicht geraten. Aus dem Autofenster geworfener Müll ist in der menschenleeren Mondlandschaft Burfellshraun kilometerweit zu sehen. Distanz und Ruhe sind die Voraussetzungen für die rege Nist-Tätigkeit der Kolonien von Papageientauchern, Möven, Seeschwalben, Trottellummen oder Eissturmvögeln an den Steilküsten.