Moleküle aus den Labors - für die Duft-Trends von morgen
Moleküle aus den Labors - für die Duft-Trends von morgen
Die Duftbranche stand in den letzten Jahren vor großen Herausforderungen: Natürliche Materialien zur Parfumherstellung werden knapp, verboten oder sollten aus Artenschutzgründen nicht mehr verwendet werden. Immer wieder hört man von einer Krisensituation in der Parfumherstellung, die die Frage aufwirft, ob es uns jemals gelingen wird, die Parfumkunst weiter zu entwickeln und ihr einen Weg in die Zukunft zu ermöglichen – egal ob mit natürlichen oder synthetischen Duftstoffen.
 
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Klasse trotz Masse
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Von einer Krise zu sprechen, wäre allerdings übertrieben – dagegen spricht klar, dass trotz einer gewissen Einschränkung an Duftstoffen 2009 weltweit über 800 neue Düfte lanciert wurden. Neue Technologien ermöglichen es der Industrie, wieder zu expandieren. Christine Gladieux, Vize-Präsidentin für Rohstoffe der Robertet Group (Charabot-Robertet): „Wir verwenden inzwischen vielleicht seltener natürliche Moleküle und auch Parfumeure greifen manchmal eher zu den synthetischen. Aber was uns auffällt, ist eine Rückbesinnung auf natürliche Inhaltsstoffe.“ Die Vorliebe für aufwendige, komplexe Duftstoffe hat nun auch die jüngeren Parfumeure erwischt. Von daher ist es kein Wunder, dass Chypre-Düfte ihr Comeback feiern. Chypres gehen zurück auf einen Duft, der 1917 von Francois Coty erstmals mit den Basisstoffen Bergamotte, Eichenmoos, Patchouli, Rose und Jasmin kreiert wurde und zum Synonym für eine ganze Duftfamilie wurde.


Klasse trotz Masse

Weil der Markt in den letzten Jahren hauptsächlich durch zahlreiche Neulancierungen großer Unternehmen geprägt wurde, kamen wenig wirkliche Innovationen auf den Markt und die Erwartungshaltung der Kunden hat nachgelassen. “Heute wissen die Parfumeure wieder ganz genau, wie natürliche Inhaltsstoffe verarbeitet werden müssen“, sagt Christine Gladieux, „und sie tun das mit einer unglaublichen Kreativität, erschaffen z.B. abstrakte Düfte aus natürlichen Duftstoffen.“ Natürliche Inhaltsstoffe sind das Herz und die Seele jedes Duftes. Die Qualität der Düfte nimmt gerade von Jahr zu Jahr zu, auch wenn der Markt immer noch mit neuen Düften überschwemmt wird.


Innovative Technologien bestimmen den Trend

Bei Firmenich, Givaudan, IFF, Robertet, Symrise oder Takasago wird an der Duftpalette der Zukunft gebastelt – zwar mit Blick auf die Tradition, aber auch darauf, was die Zukunft der Branche bestimmen wird. In 22 Jahren hat Xavier Brocher (Vize-Präsident Natural Product Innovations, Firmenich) viel „Rohmaterial gesehen, das für uns neu war, das aber schon vor langer Zeit in anderen Regionen dieser Erde existierte. Es wurde bekannt, ist dann verschwunden und nun wieder aufgetaucht. Und das ist auch unsere primäre Aufgabe: Duftrohstoffe anbieten zu können.“ Heute müssen dafür neue Wege gefunden werden, um seltene Stoffe zu extrahieren, wie zum Beispiel mit so genanntem „überkritischen“, flüssigem und gasförmigem CO2. Mit dieser sauberen Technologie werden die Duftextraktionen nicht verunreinigt, da keine Lösungsmittelrückstände zurück bleiben.


Neue Balance gesucht aus Natur und Synthese

Firmenich ist es gelungen, aus natürlichen und synthetischen Rohstoffen zwei neue Moosduftstoffe herzustellen – die im Gegensatz zu natürlichem Moos keine allergischen Reaktionen auslösen können. Natürliches Moos steht nämlich aus diesem Grund seit diesem Jahr auf der Negativliste für Parfums-Ingredienzien der IFRA .

Eine weitere, aber zeitaufwendige Art, neue Duftstoffe zu entwickeln, ist das so genannte Bio-Prospecting – das Sammeln neuer Pflanzen und das Testen auf ihre Verwendungsmöglichkeit. Firmenich hat in den letzten vier Jahren zwei asiatische Duftstoffe analysiert, die jetzt auf den Markt kommen: ein Wurzelextrakt, der die “neue Vanille” werden soll, und ein aus getrockneten Früchten destillierter Stoff, der mit einem fruchtigen Likörgeruch die ebenfalls Allergien auslösende Studentenblume (Tagetes) ersetzen soll. Schon im nächsten Jahr werden diese beiden Stoffe in Duft-Neulancierungen eingesetzt werden. Auch nach einem erschwinglichen, synthetischen Ersetz für Patchouli wird geforscht, um die Ernteschwankungen und Preissprünge bei Patchouli umgehen zu können. Duftstoffproduzent IFF hat wiederum eine neue “Naturals Platform” gegründet – mit Forschungsstätten in Grasse, La Lozère, Barcelona und dem türkischen Isparta.

 
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