Nachtschattengewächse - halluzinogene Drogen und Rauschmittel
Nachtschattengewächse - halluzinogene Drogen und Rauschmittel
Nachtschattengewächse wurden schon in den frühen antiken Kulturen zum Herbeiführen von rauschartigen Zuständen verwendet. Wir stellen Ihnen einige bedeutende Gewächse und ihre Wirkung vor.
Nachtschattengewächse - halluzinogene Drogen und Rauschmittel
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Die in den Nachtschattengewäschen enthaltenen Alkaloide stellen einen natürlichen Schutz der Pflanzen vor Fressfeinden dar, da sie in den meisten Fällen giftig sind. Bei Säugetieren wirken sie vor allem auf das zentrale Nervensystem und lösen Halluzinationen oder Drogenpsychosen aus, können in einigen Fällen sogar tödlich wirken. Um einen halluzinogenen Zustand zu erreichen, werden, je nach Pflanze, die Inhaltsstoffe der Pflanzenteile gegessen, geraucht, die Samen gekaut oder Salben aus den Extrakten auf die Haut aufgetragen.
 

Gemeine Allraune – Mandragora officinarum

Die gemeine Allraune ist eine mehrjährige Pflanze, deren Wurzel bis zu 60 cm lang werden kann und fleischig-dick ist. In getrocknetem Zustand ist die Wurzel außen graubraun und runzelig, während das Wurzelinnere gelblich-weiß ist. Die Blüten haben einen 5-spaltigen Kelch und eine grüngelbe Krone. Im Herbst trägt die Alraune lilafarbene Blüten. Die Früchte sind etwa 2-4 cm kleine kugelige Beeren.

Es werden die Wurzel, aber auch die Blätter und Beeren verwendet. Früher wurde die Allraune als Zauberwurzel wegen ihrer halluzinogenen Wirkung bezeichnet und als Aphrodisiakum oder Narkotikum verwendet. Heutzutage wird sie allerdings nur noch selten eingesetzt: bei rheumatischen oder asthmatischen Beschwerden wird ein Umschlag oder ein Pflaster mit den Wirkstoffen aufgelegt. In Tablettenform wird sie bei Bettnässen, Blasenkrämpfen, Schüttellähmung oder Schlaflosigkeit angewendet.

ACHTUNG: Die Alraune ist in allen Teilen höchst giftig und ihre Anwendung darf nur unter ärztlicher Aufsicht geschehen. Vergiftungserscheinungen haben ähnliche Symptome wie die der Tollkirsche (psychomotorische Unruhe, körperliche Erregungen, Lähmungserscheinungen...)


Schwarze Tollkirsche – Atropa belladonna

Die mehrjährige Tollkirsche wird zwischen 50 cm und 1,70 m groß. Reich verzweigt, wächst der stumpfkantige Stängel fein behaart. Die Blüten sind violett bis grün-violett. Der Geschmack der Frucht ist leicht süß und etwas bitter und hinterlässt ein pelziges Gefühl.

In der Antike wurde die Tollkirsche in der Medizin verwendet, zum Beispiel als schmerzstillendes Mittel. Im 19. Jahrhundert wurde sie die Wurzel- und Krautextrakte bei Gelbsucht, Epilepsie, Wassersucht, Keuchhusten, Nervenkrankheiten und Scharlach eingesetzt.

ACHTUNG: Das Essen von Tollkirschen sollte unterlassen werden, da bei den meisten Menschen schon geringe Mengen zu Vergiftungserscheinungen führen können. 10 bis 20 Kirschen können – bei Kindern - tödlich wirken.


Schwarzes Bilsenkraut - Hyoscyamus niger

Die Pflanze erreicht eine Höhe von 30 bis 60 cm. Die Wurzel ähnelt nach oben hin der Form einer Rübe. Die Blätter besitzen eine längliche Form, die spitz zuläuft. Die Blüte läuft trichterförmig zu und besitzt eine gelbliche Farbe. Die Frucht ist 1,5 cm lang und hat die Form einer Kapsel, die vom Kelch umfasst ist. Die Samen sind klein, nur etwa 1 mm groß und haben eine graubraune Farbe. Das Bilsenkraut riecht stark.

Bilsenkraut wird innerlich eingesetzt bei Hustenreiz, Bronchitis, Neuralgien, Zahnschmerzen, Koliken, Angina pectoris, Schlaflosigkeit, Epilepsie und Asthma. Auf die Haut wird es bei Geschwüren und Ekzemen aufgetragen.

In der Antike wurde der Saft des Bilsenkrautes gegen Ohrenschmerzen in einer geringen Dosierung ins Ohr geträufelt. Eine weitere Einsatzmöglichkeit war gegen Asthma, wobei die Blätter geraucht wurden. Jedoch kam es auf Grund des unberrechenbaren Wirkstoffgehalts häufig zu Vergiftungen. Auch Shakespeare war sich der Wirkung des Krauts bewusst und ließ Hamlets Onkel dessen Bruder damit vergiften, in der er ihm den tödlichen Saft während des Schlafs ins Ohr träufelte.


Stechapfel - Datura stramonium

Stechäpfel sind einjährige Pflanzen, die zwischen einem halben und eineinhalb Meter hoch werden. Die Blüte besteht aus einem zylinderförmigen Kelch und öffnet sich erst zum Abend hin. Sie hat eine trichter- oder trompetenartige Form in weißer, lila oder violetter Farbe. Die schwarzen, gelben oder braunen Samen des Stechapfels befinden sich in den Früchten und haben eine eiförmige Form.

Der Stechapfel wurde früher als Krampflöser bei Asthma oder bei Bronchitis verwendet, wobei der Rauch der getrockneten und verbrannten Blätter eingeatmet wurde. Das Atropin wird heute noch in der Augenheilkunde eingesetzt. Weiterhin findet man es in der Anästhesie.

ACHTUNG: Die gesamt Pflanze ist hochgiftig und ihre Einnahme kann zu nicht-steuerbaren Halluzinationen führen, welche bis zu mehreren Wochen anhalten können, im schlimmsten Fall sogar mit dem Tod enden können.


Engelstrompete - Brugmansia aurea

Der Engelstrompeten-Baum wird bis zu 8 m hoch. Sie trägt glatte zugespitzte Blätter, ihre Blüten sind trichterförmig.

In Kolumbien werden die frischen gepflückten Blätter und Blüten der Goldenen und Weißen Engelstrompete im Wasser erhitzt und dann auf Tumore, Schwellungen oder dicke Knie gelegt. Mit Zubereitungen der beiden Engelstrompeten-Arten werden auch Muskelkrämpfe, Wundrosen, Erkältungen und Entzündungen behandelt. In einem Sud badet man bei Fieber und Schüttelfrost.

Bei Einnahme kommt es zu einer Pupillenerweiterung und einer extremen Austrocknung der Schleimhäute. Es kann zusätzlich zu Realitätsverlust, Delirium, Koma und schließlich zum Tod durch Atemlähmung kommen.

ACHTUNG: Alle Arten der Engelstrompete sind hoch giftig und sollten auf keinen Fall eingenommen oder geraucht werden, denn sie können tödlich wirken.

 

Autorin: Dipl. Soz. Christine Bulla

 

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