Walprodukte bald in der EU? - Über das Hin und Her der Internationalen Walfangkomission
Walprodukte bald in der EU? - Über das Hin und Her der Internationalen Walfangkomission
Nur wenige Tage nachdem eine illegale Lieferung Walfleisch aus Island in Lettland beschlagnahmt wurde, deckt die internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS einen weiteren Skandal auf: Island exportiert trotz Handelsverbot Walprodukte in die Europäische Union.
Walprodukte bald in der EU? - Über das Hin und Her der Internationalen Walfangkomission
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Island exportiert Walprodukte in die EU - Schnitzel mit Wal-Anteil bald auf deutschen Tellern?

März 2010: Nur wenige Tage nachdem eine illegale Lieferung Walfleisch aus Island in Lettland beschlagnahmt wurde, deckt die internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS einen weiteren Skandal auf: Island exportiert trotz Handelsverbot Walprodukte in die Europäische Union. Walfänger sehen in der Herstellung von Wal-Mehl als Tierfuttermittel, das in der Fischzucht und intensiven Nutztierhaltung zum Einsatz kommen kann, sowie Walöl die Vorbereitung der Walfangländer für die Rückkehr zu kommerziellem Walfang in großem Stil, den viele Mitgliedsstaaten der Internationalen Walfangkommission (IWC) herbeisehnen.

Nach Angaben der WDCS exportierte Island über 22 Tonnen so genanntes ‘Wal-Mehl’ in zwei Lieferungen - im Januar und März 2009 - nach Dänemark. Wal-Mehl wurde von der Welternährungsorganisation FAO als Ersatzprodukt für Fleisch und Knochenmehl für Schweine identifiziert. „Zu verhindern, dass mit Walprodukten ernährte Schweine der intensiven Nutztierhaltung letztendlich auf den Tellern deutscher, österreichischer und anderer EU-Bürger landen, ist nahezu unmöglich“, sagt Nicolas Entrup, Sprecher der WDCS in Deutschland.

Die internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS fordert die dänische Regierung und die relevanten EU-Behörden dringend auf, sofort Untersuchungen der isländischen Exporte einzuleiten. Island hat in den letzten Jahren mehr als 233 Tonnen Walprodukte mit einem geschätzten Gesamtwert von 3 Millionen US-Dollar exportiert, obwohl der internationale Handel mit Walprodukten durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) und der kommerzielle Fang von Walen von der Internationalen Walfangkommission seit 1986 verboten ist. Island erkennt keine der beiden Bestimmungen an.

„Der Handel mit Walprodukten erhält eine neue Dimension und zeigt, dass die Walfangindustrie kein Interesse hat, sich nur an irgendwelche Bestimmungen zu halten. Der Glaube vieler Regierungen der Europäischen Union, dass man mit Zugeständnissen gegenüber diesen Staaten eine Verbesserung erreicht, ist Realitätsverweigerung“, kritisiert Entrup von der WDCS in diesem Zusammenhang die Verhandlungen innerhalb der IWC, die bei der Jahrestagung plant, die Walfangaktivitäten Islands und Norwegens als auch Japans zu legitimieren. Ein solcher Schritt würde laut WDCS auch die Position der Europäischen Union im Rahmen der Beitrittsverhandlungen mit Island schwächen.
Zusätzlich zu dem offenkundig illegalen Handel mit Dänemark und Lettland exportierte Island unter Berufung auf seine oben genannten Vorbehalte gegenüber dem Handelsverbot Walprodukte im Wert von mehr als 2,5 Millionen US-Dollar in den letzten zwölf Monaten – inklusive 134 Tonnen nach Japan und diversen Lieferungen von Walöl nach Norwegen.


Merkel soll nun Wale retten

Mai 2010: In einem Offenen Brief haben 25 Umwelt- und Tierschutzorganisationen Frau Merkel aufgefordert, auf ein Ende des kommerziellen Walfangs zu drängen, statt gefährliche Kompromisse einzugehen. Deutschland hat einen Kompromiss zwischen Walfang- und Walschutzinteressen mit ausgehandelt, über den auf der Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) im Juni abgestimmt werden soll. Artenschützer warnen vor den verheerenden Folgen des hinter verschlossenen Türen ausgehandelten Vorschlags: "Der Kompromiss würde den Abschuss von jährlich fast 1.400 Walen legitimieren und das Walfangverbot ad absurdum führen", betont Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife. "Die Wale drohen, das Opfer einer falsch verstandenen Diplomatie zu werden, denn die Gegenleistung der Walfänger ist marginal."

In den letzten Monaten erarbeitete Deutschland gemeinsam mit elf Ländern in geheimen Verhandlungen einen Kompromiss, der auf dem Papier die konträren Interessen von Walschutz- und Walfangländern berücksichtigen soll. Der Vorschlag würde das kommerzielle Walfangmoratorium für zehn Jahre außer Kraft setzen und Island, Norwegen und Japan den jährlichen Fang von fast 1.400 Walen absegnen, teils sogar im Antarktis-Schutzgebiet. Island und Norwegen dürften sogar mehr Wale töten, als sie in den letzten Jahren im Schnitt gejagt haben. Dies könnte auch das Ende des internationalen Handelsverbotes für Walfleisch einläuten.

"Aus europäischer Sicht gibt das Verhandlungsdokument jegliche seriöse Walschutzpolitik auf und ist unannehmbar. Island und Norwegen würden für das jahrelange Ignorieren internationaler Beschlüsse gar belohnt", kritisiert Nicolas Entrup, Sprecher der Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS, die Bundesregierung und den fehlenden Kampfeswillen gegenüber europäischen Walfangstaaten.

 

85 Wal- und Delfinarten auf einen Klick

Die internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS veröffentlicht heute einen umfassenden Online-Artenführer über die 85 weltweit bekannten Wal- und Delfinarten. Das Online-Informationstool enthält Fakten über Biologie und Verhalten, Verbreitungsgebiet, Gefahren und Gefährdungsstatus.

Wussten Sie, dass ein Blauwalkalb durch die fettige Muttermilch stündlich ca. 4 kg zunimmt? Oder dass der True-Schnabelwal seine Brustflossen, auch Flipper genannt, in eine „Tasche“ an seiner Bauchseite einlegen kann – und man noch nicht weiß, warum er das tut? Weitere spannende und skurrile Fakten wie diese sind im neuen Online-Artenführer der WDCS zu finden. Klicken Sie dazu hier.

Der Artenführer kann in den Sprachen Deutsch, Englisch und Spanisch benutzt werden. Er hält somit Informationen in fachgerechten Übersetzungen bereit, die beispielsweise eine fundierte Grundlage für die journalistische Recherche bilden können. Neben einer Suchfunktion findet der Interessierte ebenfalls eine Gefahrenskala, die den aktuellen Gefährdungsstatus einer Art mit Hilfe einer Farbcodierung abbildet.

Mit dem Online-Artenführer möchte die WDCS nicht nur Journalisten und Entscheidungsträgern aus der Politik, sondern auch Schülern und Studenten, Reisenden, Wassersportlern und allen anderen Wal- und Delfininteressierten eine umfassende kostenlose Informationsquelle zu allen Fragen rund um Wale und Delfine zur Verfügung stellen.

Der WDCS-Artenführer ist ein lebendiges Informationstool, das fortan dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Forschung angepasst werden wird.
Die intensive Arbeit der WDCS am WDCS-Artenführer zeigt nämlich vor allem, dass trotz seines Umfangs noch immer Wissenslücken über viele Wal- und Delfinarten klaffen. Diese Tatsache spiegelt auch den aktuellen Forschungsstand wider. Auch fehlt beispielsweise Bildmaterial zu 15 Spezies, besonders den äußerst seltenen Schnabelwalarten.
Die Organisation ruft deshalb dazu auf, sie trotz der reichhaltigen Informationen, die in diesem Artenführer angesammelt und aufbereitet vorliegen, bei der Vervollständigung dieses Produktes zu unterstützen. „Information und Wissen sind wesentliche Grundvoraussetzungen für Schutzkonzepte, Bildungs- und Aufklärungsprogramme“, so Nicolas Entrup, Geschäftsführer der WDCS Deutschland.

 

Quelle: Whale and Dolphin Conservation Society - http://www.wdcs-de.org/

 


 

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