Altersdepression - Abgrenzung zur Demenz wichtig
Altersdepression – Abgrenzung zur Demenz wichtig
Auch wenn nicht jeder Mensch depressiv ist, der sich kurzfristig bedrückt oder traurig fühlt, ist es wichtig, negativen Verstimmungen nachzugehen. Besonders auch im Alter.
Durchschnittlich werden bei jedem fünften betagten Menschen deutliche Symptome einer Depression festgestellt. Erlebnisse wie Pensionierung, Verlust des Lebenspartners, körperliche Beschwerden oder soziale Isolation sind schwere Lebenseinschnitte. Die Symptome von Depressionen sind bei älteren Menschen ähnlich wie bei jüngeren.

Wie kommt es zur Entstehung einer (Alters)depression?

An der Entstehung einer Depression sind immer mehrere Faktoren zusammen beteiligt. Häufig geht sie mit einschneidenden Lebensereignissen einher. Große Veränderungen entstehen häufig in der letzten Lebensdekade durch Sterbefälle oder auch körperliche Gebrechen, die nicht mehr komplett ausheilen und chronisch werden. Lebensbedrohende Krankheiten wie Schlaganfall oder Herzinfarkt können ebenfalls Auslöser einer Depression sein.

Daneben können auch Hormonstörungen oder Störungen des Neurotransmitterstoffwechsels der Nervenzellen ursächlich an der Entstehung einer Depression sein.

Häufigste Symptome, die eine Altersdepression kennzeichnen

Niedergeschlagenheit oder Traurigkeit
Die Gefühle halten über Wochen oder Monate an, weiters kommen noch allgemeine Interesselosigkeit und Freudlosigkeit hinzu. Motivation und Antriebskraft verringern sich. Zeitweise kann sich der Zustand auch wieder bessern, die Verstimmung ist dennoch durchgehend bemerkbar.

Müdigkeit und Mattigkeit
Auch nach Erholungsphasen oder längerem Schlafen unerklärliche Müdigkeit und Mattigkeit. Sogar alltägliche Tätigkeiten erfordern viel Kraft und werden als anstrengender als sonst empfunden.

Schlafstörungen
Ein- und Durchschlafstörungen sind sehr häufig, ein sehr frühes Erwachen kann ebenfalls Symptom sein.

Appetit- und Gewichtsverlust
Der Appetit lässt nach oder fällt gänzlich weg.

Minderwertigkeitsgefühle
Neben Minderwertigkeitsgefühlen verlieren Betroffene ihre Selbstsicherheit und ihr Selbstwertgefühl. Dazu kommen Befürchtungen jemanden zur Last zur fallen, ebenso das Bedürfnis, sich zurückzuziehen. Soziale Kontakte werden als belastend empfunden.

Selbstmordgedanken
Menschen mit Depressionen haben manchmal auch mit Selbstmordgedanken zu kämpfen. Diese Gedanken müssen auf jeden Fall ernst genommen werden!

Die angeführten Symptome können bei depressiven Menschen jeden Alters auftreten. Schwieriger ist eine genaue Diagnose aber bei älteren Menschen, da diverse Symptome auch mit anderen körperlichen Erkrankungen in Zusammenhang stehen.

Demenz oder Depression?

Da zahlreiche der angeführten Symptome auch bei Demenzerkrankungen im Alter vorkommen, ist eine Differenzialdiagnostik von Depression und Demenz zwingend erforderlich. Das heißt, es muss versucht werden zu unterscheiden, ob es sich um eine Depression oder eine Demenz handelt. Eine Depression kann beispielsweise auch demente Symptome vortäuschen. Demenz und Depression sind jedoch völlig unterschiedliche psychische Erkrankungen.

Für eine Altersdepression sprechen folgende Auffälligkeiten:
  • Depressive Episoden bereits in jüngeren Jahren
  • Keine neurologischen Auffälligkeiten
  • Dysphorisch-depressive bzw. ängstlich-hilflose Stimmung
  • Klagen über kognitive Defizite
  • Aufmerksamkeitsspanne ist nicht eingeschränkt
  • Antriebslosigkeit

Für eine Demenz sprechen folgende Auffälligkeiten:
  • Schleichender Beginn
  • Misstrauisches Verhalten anderen gegenüber
  • Desorientierung und Verwirrtheit
  • Bemühungen kognitive Defizite zu verbergen
  • Schnell schwankende Stimmungszustände
  • Umkehrung im Schlaf-Wach-Rhythmus

Hilfe sollte wahrgenommen werden

Meist sind betagte Menschen sehr zurückhaltend in Bezug auf die Inanspruchnahme von Hilfe sowie darin, über ihre Ängste zu sprechen. Viele sehen in einer Depression keine richtige Krankheit. Hier sollten Angehörige, Freunde oder der Hausarzt aktiv werden.

Ein rascher Behandlungsbeginn ist indiziert, wenn eine Depression über mehrere Wochen anhält, die Alltagsbewältigung immer schwieriger wird, das Verlangen nach Rückzug immer größer wird, die Freudlosigkeit überhand nimmt und das Leben nicht mehr lebenswert erscheint.

Ältere Menschen mit depressiver Symptomatik kommen meist nicht darauf, dass sie selbst von einer Altersdepression betroffen sind. Meist fällt Außenstehenden eine Veränderung auf. In jedem Fall sollten dann Angehörige oder Freunde die Problematik ernst nehmen und erste Schritte zur Hilfe einleiten.

Die Behandlung der Altersdepression

Die Behandlung richtet sich nach Patient und Schwere der Erkrankung. Zum Einsatz kommen:
  • Antidepressiva und möglicherweise andere Medikamente und/oder
  • psychologische bzw. psychotherapeutische Gespräche und/oder
  • psychosoziale Stützen.

Bei Appetit- und Gewichtsverlust, Schlafstörungen, Antriebs- und Freudlosigkeit sowie Lebensüberdruss muss meist mit antidepressiven Medikamenten behandelt werden.

Bei der Psychotherapie werden in Gesprächsform seelische oder soziale Ursachen für die Altersdepression erforscht und gemeinsam eine Lösung erarbeitet. Auch Angehörige oder Freunde können in diese Gespräche miteinbezogen werden.
 

AutorIn: Mag. Nicole Vorauer
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