Hepatitis C verliert ihren Schrecken
Hepatitis C verliert ihren Schrecken
Weltweit leiden etwa 150 -170 Millionen Menschen an chronischer Hepatitis C, allein in Österreich sind rund 80.000 bis 90.000 Menschen betroffen. Die Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) verläuft in vielen Fällen unbemerkt, kann jedoch unbehandelt zu chronischer Leberentzündung, Leberzirrhose oder Leberkrebs führen. Daher sollten sich Risikogruppen – v.a. Menschen, die vor dem Jahre 1992 Bluttransfusionen erhalten haben, sowie Personen mit bzw. nach einer Drogenkarriere – einem Nachweistest unterziehen und bei positivem Befund behandeln lassen. Dank moderner Therapien ist Hepatitis C heutzutage bereits in den meisten Fällen heilbar.
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Die Ansteckung mit HCV ist in erster Linie durch gemeinsame Verwendung von Nadeln („Needle-sharing“) bei Drogenmissbrauch und durch Transfusion von Blut und Blutprodukten möglich – wobei letztere Option aufgrund routinemäßig durchgeführter Tests heutzutage äußerst selten geworden ist. „Nahezu keine Infektionsgefahr besteht bei Geschlechtsverkehr sowie bei Schwangerschaft von infizierten Frauen auf ungeborene Kinder“, betont Univ. Prof. Dr. Peter Ferenci, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien. Die Inkubationszeit liegt zwischen drei und sechs Wochen. Typische Symptome einer akuten Hepatitis C sind Gelbsucht, allgemeine Schwachheit und Müdigkeit, Gelenkschmerzen sowie dunkler Harn. „Meistens verläuft die Infektion allerdings völlig beschwerdefrei und wird zufällig entdeckt, sei es bei Gesunden- oder Arbeitseinstellungsuntersuchungen, Operationsvorbereitungen, Blut- oder Plasmaspenden“, so Ferenci.

Hohe Heilungsraten
Seit rund 15 Jahren gilt eine Kombination aus pegyliertem Interferon (PEG-Interferon) und Ribavirin als Therapiestandard für die Behandlung von Hepatitis C. Die Heilungsrate beträgt für Virus-Genotyp 2 und 3 rund 80 Prozent, für den hierzulande häufigsten Genotyp 1 jedoch nur zwischen 40 und 50 Prozent. Durch die Kombination der Standardtherapie mit einem neuen Medikament aus der Wirkstoffklasse der Proteaseinhibitoren kann die Prognose für Patienten mit Genotyp 1 deutlich verbessert werden. „Bei bisher unbehandelten Patienten ist eine Verbesserung der Ausheilungschancen um etwa 25 bis 30 Prozent auf 70 Prozent erreichbar“, berichtet Ao. Univ.-Prof. Dr. Harald Hofer, Facharzt für Innere Medizin, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien. In der großen Gruppe von vorbehandelten Patienten, die mit der klassischen Therapie nicht ausgeheilt werden konnten, profitieren vor allem jene, die zwar unter Behandlung virusfrei werden, deren Viruslast aber nach der Beendigung der klassischen Therapie wieder ansteigt. Hier ist mit der neuen Dreierkombination eine Heilungsrate von bis zu 85 Prozent realisierbar. Bei Patienten, die auf die klassische Therapie überhaupt nicht ansprechen, können mit der neuen Dreierkombination Heilungsraten von immerhin 30 bis 40 Prozent erreicht werden.

Psychische Belastungen lindern
Chronische Hepatitis C kann die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit reduzieren sowie Depressionen verursachen. „Die häufigsten Beschwerden in frühen Stadien reichen von Gelenk- und Kopfschmerzen, Gewichtsabnahme, Oberbauchbeschwerden bis zu Müdigkeit und Reizbarkeit“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Gabriele Moser, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Spezialambulanz für gastroenterologische Psychosomatik, Medizinische Universität Wien.

Die Diagnose einer Hepatitis C stellt für die Betroffenen eine psychische Belastung dar – sie ist verbunden mit dem Gefühl sozialer Stigmatisierung, Schuldgefühlen, massiven Krankheitsängsten und emotionalem Stress. Auch die Therapie mit Interferon und Ribavirin kann Depressionen auslösen oder verstärken. Darüber hinaus kann es durch eine Langzeittherapie mit Interferon zu Depressionen, Ängstlichkeit, Schlafstörungen sowie Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit kommen.
Da Depressionen eine häufige Ursache für eine Unterbrechung oder Dosisreduktion der Therapie sind, ist es wichtig, psychische Störungen zu erkennen und wirkungsvoll zu behandeln. „Durch gezielte Aufklärung, psychische Begleitung sowie gegebenenfalls antidepressive Begleitmedikation können behandelnde Ärzte den Leidensdruck ihrer Patienten massiv lindern und deren Lebensqualität entscheidend verbessern“, betont Moser. Betroffenen wird damit die Durchführung einer wirksamen und möglicherweise sogar lebensrettenden Behandlung bis zum Erreichen der angestrebten Heilung deutlich erleichtert.

Unterstützung durch Patientenorganisation
Neben körperlichen und psychischen Problemen können Hepatitis-C-Patienten mit weiteren Problemen wie Arbeitslosigkeit, sozialer Ausgrenzung und schließlich Armut konfrontiert sein. Verstärkte Information und Aufklärung soll dazu beitragen, Hepatitis-C-Patienten zu entstigmatisieren. Die Patientenorganisation Hepatitis Hilfe Österreich – Plattform Gesunde Leber (HHÖ) bietet gemeinsam mit ihren befreundeten Selbsthilfegruppen Betroffenen und deren Angehörigen breit gefächerte Unterstützung an. Diese reicht von umfassender Information bis zu arbeitsrechtlicher und psychosozialer Betreuung.
Ein weiteres zentrales Ziel ist die Schaffung von Verständnis (Awareness) für die Erkrankung in allen Bereichen der Gesellschaft. Diese Aufgabe wird von der HHÖ durch intensive Öffentlichkeitsarbeit sowie durch stetige Präsenz in der Gesundheits- und Sozialpolitik und die Zusammenarbeit mit allen Gesundheitsbereichen verfolgt.

Nähere Informationen zum Angebot der HHÖ finden Sie unter www.gesundeleber.at
 

Quelle: Hennrich.PR
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