Functional Food - darf’s ein bisserl mehr sein?
Functional Food - darf’s ein bisserl mehr sein?
Zuerst gab es „Light-Produkte“, nun aber gewinnen zunehmend Produkte an Regalboden, die uns mehr statt bisher weniger versprechen.
Functional Food  - darf’s ein bisserl mehr sein?
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Was bedeutet „Functional Food“?
Allgemein werden unter der Bezeichnung „Functional Food“ Nahrungsmittel zusammengefasst, die einen gesundheitlichen Nutzen aufweisen, der über ihren natürlichen Nährstoffgehalt hinausgeht. Hierfür werden die Produkte mit bestimmten Zusatzstoffen angereichert und so künstlich optimiert. Verwirrend für die KonsumentInnen sind die vielen unterschiedlichen Namen, die aufgrund einer noch ausstehenden, einheitlichen Definition für diese Produktgruppe verwendet werden: Designer Food, Nutriceuticals, Healthy Food oder angereicherte Lebensmittel sind nur einige davon.
„Funktionelle Lebensmittel“ zählen zu den neuartigen Lebensmitteln im Sinne der 1997 in Kraft getretenen Novel Food Verordnung der EU.

Vorreiter Japan
Functional Food stammt ursprünglich aus Japan, wo man sich auch auf eine einheitliche und genaue Definition geeinigt hat. Funktionelle Lebensmittel sind demnach:
• Nahrungsmittel (daher keine Kapseln oder Tabletten), die auf natürlichen Inhaltsstoffen basieren und
• im Rahmen der täglichen Nahrungszufuhr aufgenommen werden können (und sollen).
• Weiters üben sie eine bestimmte Funktion auf den Organismus aus: sie verbessern entweder das Immunsystem, beugen bestimmten Krankheiten vor oder helfen bei der Erholung von einer Erkrankung, kontrollieren körperliche oder mentale Zustände, tragen zur Verlangsamung des Alterungsprozesses bei oder regulieren die körperlichen Rhythmen.
Mit der gesetzlichen Verankerung dieser Bestimmungen ist Japan bis heute das einzige Land, in dem eine klar definierte, rechtliche Richtlinie für Functional Food existiert.

In aller Munde – ein Streifzug durch den Supermarkt
Wenn Sie nun meinen, Sie hätten mit diesen neuartigen Lebensmitteln bisher noch nichts zu tun gehabt, irren Sie sich wahrscheinlich. Haben Sie schon einmal einen ACE-Fruchtsaft getrunken? Oder ein Joghurt mit Lactobacillus xy? Functional Food ist schon längere Zeit in unseren Kühlschränken und besonders häufig auf unseren Frühstückstischen anzutreffen. 

Hier einige Beispiele:
Probiotische Milchsäurebakterien und prebiotische Ballaststoffe in Müslis, Joghurts und anderen Milchprodukten sollen positiv wirkende Bakterienarten im Darm fördern sowie die Darmflora verbessern.
Kräuterauszüge in diversen Erfrischungsgetränken und Fruchtsäften versprechen mehr Wohlbefinden für den Körper.
Phytosterine gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen und reduzieren einen hohen Cholesterinspiegel; sie werden zum Beispiel einigen Margarinen hinzugefügt.
Omega-3-Fettsäuren in Speiseölen und Brot sollen vor Herz-Kreislauferkrankungen schützen.

Functional Food – DER Trend der Zukunft?
Halten die oben beschriebenen Produkte, was sie versprechen? Überwiegend stehen verbindliche Antworten darauf noch aus, es gibt aufgrund der Aktualität noch kaum betreffende Langzeitstudien.
Gesundheitliche Prävention wird angesichts der Alterspyramide und der dringend notwendigen Senkung von Gesundheitskosten gesellschaftlich immer wichtiger. Ob Functional Food einen sinnvollen Beitrag dazu leisten kann, wird sich erst in den kommenden Jahren weisen.

Gesunde Skepsis ist durchaus angebracht
Umso mehr gilt es, wachsam zu sein. Etikettenschwindel gibt es leider überall, natürlich auch hier, zusätzlich begünstigt durch die täglich wachsende Palette an Angeboten und dem gleichzeitigen Fehlen an klaren Orientierungskriterien für die KonsumentInnen.
Noch gibt es innerhalb der EU keine Harmonisierung bezüglich gesundheitsbezogener Aussagen, so können derzeit bei der Bewerbung von den Produkten noch geschickt Schlupflöcher genutzt werden.
Die eigene „Lust auf mehr“ sollte vorsichtshalber hinterfragt werden. Brauche ich wirklich das Plus an xy? Habe ich den Bedarf daran nicht vielleicht schon? Funktionelle Lebensmittel sind zudem häufig teurer, hier ist individuell das Preis-Leistungsverhältnis abzuwägen.

Ein Irrglaube wäre es allenfalls, dass eher ungesunde, daher sehr fett, salz- oder zuckerreiche Lebensmittel durch Anreicherung mit einem gesundheitlich als positiv zu betrachtenden Zusatzstoff gleich insgesamt wesentlich gesünder werden. Auch lassen sich grundlegende Ernährungsfehler durch gelegentliches Essen von Functional Food nicht ausgleichen.

Functional Food ist auf den ersten Blick sicher bequem und praktisch, die versprochenen Effekte lassen sich aber durchaus auch über eine herkömmliche, ausgewogene Ernährung erzielen. Allerdings soll es schon vor der Einführung von Functional Food Leute gegeben haben, die beispielsweise Wasser mit Brausetablette (Marke: Ananasgeschmack) einem Stück Obst oder Gemüse vorziehen. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Wie auch immer Sie sich persönlich entscheiden – Guten Appetit! 

Autorin: Cornelia Auer Bakk.
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