NLP - Lebenshilfe oder hinterlistige Manipulation?
NLP - Lebenshilfe oder hinterlistige Manipulation?
Der schlechte Ruf von NLP ist bekannt. Man könne damit Menschen manipulieren und sie so gegen ihren Willen beeinflussen. Andere meinen, es sei eine wertvolle Hilfe und habe sie beruflich wie auch privat glücklicher gemacht. Was steckt nun also wirklich hinter diesen drei Buchstaben?

Neuro-Linguistisches-Programmieren - soweit die Erklärung der Abkürzung. Übersetzt bedeutet es „die Neu-Prägung der Verbindungen zwischen Nerven und Sprache“. Dahinter verbirgt sich ein komplexer Gedanke. Es geht darum, sowohl bei mir selbst als auch bei meinem Gegenüber alte eingefahrene Gedankenmuster zu erkennen, aufzubrechen und in neue, für mich oder den anderen besser passende zu verwandeln.

Entwickelt wurde NLP von dem damaligen Mathematikstudenten und späteren Psychologen Richard Bandler und dem Linguisten John Grinder Anfang der 70er Jahre an der University of California in Santa Cruz. Sie wollten damit eine neue Kurzzeit-Psychotherapie konzipieren.

Die Methode basiert darauf, Menschen, die in verschiedenen Bereichen besonders erfolgreich sind, zu beobachten und Gemeinsamkeiten herauszufiltern. Diese erfolgreichen Verhaltensweisen können so separiert von anderen gelernt werden.

Um das zu erreichen, gibt es im NLP verschiedene Grundannahmen und Techniken:

Grundannahmen sind zwar nicht unmittelbar beweisbar, dienen aber als Basis eines Denkmodells. Jede Gemeinschaft hat solche sogenannten Postulate. Im NLP wäre das z.B. „Hinter jedem Verhalten steckt eine positive Absicht.“ Was auf den ersten Blick erstaunen mag, ergibt bei näherer Betrachtung durchaus Sinn. Stellen Sie sich einen Jugendlichen vor, der jemanden bestiehlt. Wenn Sie nach dem Grund fragen, wird er zuerst einmal sagen, dass er diesen Gegenstand haben wollte. Bei genauerem Nachfragen, wird aber bald klar, dass er seinen Freunden damit imponieren und so zur Gruppe dazugehören wollte. Diese Urbedürfnisse nach Anerkennung, Geborgenheit und Zugehörigkeit sind unsere stärksten Antriebe. Dieser Gedanke soll keineswegs jedes Handeln entschuldigen, es soll aber positives Verhalten ermöglichen, das dieselben Grundbedürfnisse erfüllt.

Weitere Postulate wären dann:

„Jedes Verhalten ist in einem bestimmten Kontext nützlich.“
„Es gibt kein Versagen, sondern nur Feedback.“
„Menschen treffen jeweils die beste ihnen zur Verfügung stehende Entscheidung.“

Um diese zur Verfügung stehende Auswahl an Entscheidungsmöglichkeiten zu erweitern, gibt es im NLP nun unterschiedliche Techniken, die aber alle ein und die selbe Grundstruktur haben.

Pacing – Outing – Leading

Um mit einem Menschen eine gelungene Kommunikation führen zu können, muss Kontakt hergestellt werden, der Rapport. Wollen wir mit jemandem kommunizieren, stellen wir ganz unbewusst Rapport her. Will man diesen Vorgang bewusst gestalten, muss man sich folgende Stufen vor Augen führen:

Pacing, auch Spiegeln genannt, ist die erste Stufe. Dabei versuche ich mich so gut es geht an mein Gegenüber anzupassen, also Körperhaltung, Sprachstil, etc. zu imitieren. Dies passiert auch ganz automatisch, wenn wir uns mit guten Freunden treffen.

Outing bezeichnet das bewusste Wahrnehmen der eigenen Empfindungen, die duch das Pacing entstanden sind. Dies ist auch im Alltag ein gutes Instrument für einen Schnellcheck der Befindlichkeit meines Gegenüber. Probieren Sie es aus! Setzen Sie sich aufrecht hin, Schultern zurück, Kopf erhoben – wie fühlen Sie sich? Sie sehen also, dass unsere Körperhaltung schon sehr viel darüber aussagt, wie es uns gerade geht.

Leading – Haben wir erstmal einen guten Draht zu unserem Gegenübers hergestellt, können wir versuchen ihm zu helfen, denn nur wenn wir sein Vertrauen gewonnen haben, wird es bereit sein, unsere Hilfe anzunehmen.
Die anschließende Veränderungsarbeit kann nun auf verschiedene Arten geschehen. Eine vollzählige Abhandlung zu geben ist dabei nicht möglich, da sich NLP immer schon an unterschiedlichsten Therapiekonzepten orientiert hat. Besonders beeinflusst wurde es von dem Gestalttherapeuten Fritz Perls, der Familientherapeutin Virginia Satir und dem Hypnotherapeuten Milton H. Erickson.

Problematisch bei NLP ist, dass es kein eindeutiges theoretisches Gerüst gibt. Oftmals finden wir daher eine Vermischung besonders mit diversen esoterischen Lehren.

NLP wurde nicht dazu entwickelt, Menschen zu manipulieren. Ziel war es, ihnen schneller und effizienter zu helfen, als dies jemals zuvor möglich war. Es eröffnet unzählige neue Möglichkeiten und ist ein großes Werkzeug. Doch nur, weil ein Werkzeug gefährlich sein könnte, werfen wir nicht alle Messer aus der Küche. Und nur weil ein Arzt uns töten könnte, verweigern wir nicht den nächsten Arztbesuch, wenn wir Schmerzen haben.

Wie bei jedem Werkzeug kommt es darauf an, in welche Hände es gerät und wir sollten nie aufhören, Dinge, die uns begegnen, auch kritisch zu überdenken. Dann kann es jeden Einzelnen in seiner persönlichen Entwicklung weiterbringen und uns helfen, die Kommunikation mit unseren Mitmenschen deutlich zu verbessern!

Autorin: Mag.a Iris Fischer

Kommentare