Singen - zur Stimmprobe, bitte!
Singen - zur Stimmprobe, bitte!
Ob Alt, Sopran, Tenor oder Bass: Singen sorgt für Heiterkeit, reduziert Stressgefühle und stärkt sogar das Immunsystem.
Singen - zur Stimmprobe, bitte!
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Die Anlässe, zu denen wir die Stimme erheben, nicht um einander mit Worten, sondern mit Melodien zu übertönen, sind selten. An Geburtstagen stimmen wir gerade noch ein „Happy Birthday“ an, im Alltag aber singen wir lieber, wenn nur die Badezimmerwände „zuhören“. Die Ausreden für die gesangliche Zurückhaltung im Beisein anderer sind meistens dieselben: Ich kann nicht singen, ich treffe keinen einzigen Ton, ich bringe bestimmt nur ein Krächzen heraus. Zugegeben, Rabengesang schmeichelt nur jemandem, der kein sensibles Gehör besitzt. Doch wer es auf einige Versuche ankommen lässt, kann nicht nur lernen, einen Ton zu halten, sondern auch wahre Glücksempfindungen dabei entdecken.

Stressabbau und gestärkte Abwehrkraft

Singen ist nicht nur ein Zeitvertreib, der Spaß macht, sondern auch eine Möglichkeit, den Anforderungen, dem Stress und der Hektik des Alltags für einen Moment den Rücken zuzukehren. Gedanken und Gefühle, die sich oft schwer auf unsere Stimmung drücken, bekommen im Singen endlich Luft und dürfen einmal anders als nur in starren Worten ausgedrückt werden. Das befreit die Psyche von unnötigem Ballast und beruhigt Geist und Sinne.

Verlaufen manche Dinge nicht nach Plan, lässt sich sehr verschieden damit umgehen. Eine vertraute Melodie anzustimmen, vermag zwar in belastenden Situationen nicht gleich die darin empfundene Überforderung zu lösen, kann aber zumindest die erste Anspannung nehmen und vielleicht sogar verhindern, dass sich die Stimme beim nächsten Satz überschlägt. An der Universität Wien wurde bereits der Nachweis erbracht, dass lustvolles Singen nach einer Dauer von dreißig Minuten die hormonelle Steuerung der Sänger verändert. Es dämpft die Produktion des Stresshormons Adrenalin und bewirkt das vermehrte Ausschütten solcher Botenstoffe im Gehirn, die für unser Wohlbefinden verantwortlich sind.

Für leidenschaftliche Chorsänger kommt das Singen besonders berührender Melodien oder das gemeinsame Meistern technisch anspruchsvoller Liedpassagen daher auch einem Gänsehauterlebnis gleich. Laut einer deutschen Studie wirkt sich der Gesang zudem positiv auf die Abwehrkraft des Körpers aus. Personen, die sich eine Stunde lang im Chorsingen geübt hatten, besaßen danach mehr Immunglobulin A im Speichel (ein Antikörper, der die Schleimhäute schützt) als jene, die für dieselbe Dauer Musik nur angehört hatten.

Singen und soziale Kompetenz

Gemeinsames Singen kann aber auch die Qualität unserer sozialen Beziehungen verbessern. Bei Kindergartenkindern, die zuhause viel und gerne mit der Familie sangen, wurde etwa festgestellt, dass sie in den späteren Schultauglichkeitstests besser abschnitten als wenig singende Kinder. Ihr Vorteil zeigte sich in der Entwicklung von Sprache und im Bereich sozialer Kompetenz. Die Ansicht, dass Singen in der Gemeinschaft das Vertrauen und das Einfühlungsvermögen in andere Menschen stärkt, mag durchaus stimmen. Lieder bilden einen wertvollen Teil jeder Kultur und ihr gemeinsames Singen kann selbst zunächst völlig Fremde einander nahe bringen.

Autorin: Angelika Stallhofer
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