Faschingsbräuche
Faschingsbräuche - Traditionen der 5. Jahreszeit
Der Fasching wird in Österreich vielerorts als die „5. Jahreszeit“ gefeiert. Jahrhundertealtes Brauchtum genauso wie Villacher Fasching und Opernball.

Die Zeit zwischen Dreikönig und Aschermittwoch ist die Zeit der Narren, Rituale und Bälle. Als Fruchtbarkeitsrituale, zum Winteraustreiben, Vertreiben von Geistern und Dämonen, um vor der 40tägigen Fastenzeit noch mal auf den Putz zu hauen oder um einmal im Jahr der Obrigkeit die Meinung sagen zu können - entstanden viele Faschingsbräuche, die teils noch heute erhalten sind. Einige davon sind hier zusammengetragen:


Vorarlberg: Alemannische Fastnacht

Im Ländle beginnt der Höhepunkt des bunten Treibens bereits am Donnerstag, dem „Gumpigo Dunnschtig“ oder „Schmotigo Dunnschtig“. „Gumpen“ bedeutet hüpfen und „Schmotz“ Fett oder Schmalz. Mancherorts, zB in Rankweil und Wolfurt, muss(te) man an diesem Tag besonders auf sein Bratgut aufpassen, denn es gibt den Brauch des „Bratenklauens“. Freche Nachbarn oder Bekannte stehlen den Braten vom Herd und essen ihn auf. Am Abend erfolgt die Rückgabe des leeren Kochgeschirrs und dazu als kleine Entschädigung eine Flasche Wein.

Weiter geht’s mit dem „Ruaßiga Fritig“, dem rußigen Freitag, auch „Beramfreitag“ oder „Bromigo Fritag“ genannt, was sich von „Räm“ für Ruß ableitet. Die Schuljungen lauerten den Mädchen auf, um ihr Gesicht mit Ruß oder gar Schuhcreme zu schwärzen.

Am „Schmalzigen Samstag“ (Faschingsamstag) werden traditionell die Schmalzküchlein als Fastnachtskrapfen gebacken.

Typisch für Vorarlberg zur Narrenzeit sind die Guggenmusiken. Die verkleideten MusikantInnen tun sich durch besonders schiefes Spielen hervor. Beendet wird die alemannische Fastnacht in Vorarlberg und auch in Teilen Tirols mit dem Abbrennen des Funkenfeuers am 1. Sonntag in der Fastenzeit.


Tirol: prächtige Masken

In Tirol finden nach Dreikönig vielerorts prächtige Maskenumzüge statt. Das Schemenlaufen in Imst, in dem „Schemen“ als Schönperchten auftreten, findet alle 3-5 Jahre statt (zuletzt 2009). In Telfs gibt es 2010 das alle 5 Jahre stattfindende Schleicherlaufen. Die Schleicher tragen schwere, phantasievoll gestaltete Aufbauten am Kopf und Gürtel mit Schellen. Sie bewegen sich fast lautlos schleichend, um dann plötzlich lärmend aufzuspringen und zu tanzen.

In den sogenannten Martha-Dörfern finden abwechselnd große Fastnachtsumzüge statt. Die traditionellen Kostüme und Larven des Rumer Mullerumzugs Melcher, Halbweiße, Zaggeler und Zottler sollen die 4 Jahreszeiten symbolisieren. Bekommt man beim „Abmullen“ einen Schlag ab, ist das eine Ehre und noch dazu ein Fruchtbarkeitsritual.
 

Kärnten – Lei Lei

Laut den Aufzeichnungen des städtischen Museums kam am Faschingsdienstag des Jahres 1867 der erste „Villacher Fasching“ erfolgreich mit einer Corsofahrt zum Abschluss. Die Faschingssitzungen mit Kabaretteinlagen des Villacher Fasching werden heute via Fernsehen in die Wohnzimmer Österreichs übertragen.

In Peterdorf versuchen die Faschen jedes Jahr den Winter auszutreiben. Am „damischen Montag“ zieht in den Morgenstunden eine Schar Männer von Haus zu Haus. Voran der „Wegauskehrer“ mit den „Faschen“, welche Lederhosen und weiße Hemden und meterhohe bunte Kappen sowie Glocken und Schellen tragen. Nach den „Faschen“ kommen die als Händler und Handwerker vergangener Zeiten verkleideten „Vettln“. Diesen Brauch kennt man im Oberen Murtal/Steiermark als „Faschingrennen“.
 

Oberösterreich: Rudenkirtag und Fetzen

Im Ort Sierning im oberösterreichischen Traunviertel findet seit 1732 am Faschingsdienstag der Rudenkirtag statt. Ursprünglich waren die „Ruden“ Dorfburschenschaften. Heute kommen tanzfreudige Männergruppen aus ganz Österreich zusammen, um sich im Landlertanzen und G´stanzl-Singen zu messen.

Fetzenumzug in Ebensee: Am Faschingmontag ist in Ebensee im oberösterreichischen Salzkammergut immer wieder der Parapluimarsch zu hören. Er begleitet die „Fetzen“, die mit verschlissenen-zerfetzen Kleidungsstücken, Holzmasken, ausgefallenen Kopfbedeckungen (z.B. mit ausgestopften Tieren oder Geweihen darauf) und zerrissenen Regenschirmen (Paraplui) durch den Ort marschieren.
 

Steiermark: die heiligen 3 Faschingtage

Ausseer Fasching: Der Fasching im Ausseerland zieht jedes Jahr zahlreiche ZuschauerInnen an, ist beliebtes Forschungsthema für Studierende der Volkskunde und oft gefilmt und fotografiert. Da gibt es die Trommelweiber, die mit weißen Nachtgewändern, Masken, Trommeln und Trompeten den Ausseer Faschingmarsch intonierend durch die Ortschaften ziehen. In Bad Aussee nur Männer (am Montag die Bürger und am Dienstag die Arbeiter), in Altaussee nur Frauen. Angeblich haben die Trommelweiber ihren Ursprung zornigen Ehefrauen zu verdanken, die einst ihre Männer aus den Wirtshäusern „heimgetrommelt“ haben sollen.

Die nobleren Masken sind die Flinserl. Sie lassen sich je nach Wetter und Laune einmal kürzer, einmal länger am Nachmittag des Faschingdienstag im Zentrum von Bad Aussee sehen. Die mit buntbestickten, venezianisch anmutenden Gewändern gekleideten Gestalten verteilen Nüsse an die Kinder, wenn diese altüberlieferte Reime aufsagen. Begleitet werden sie von einer Geigenmusik und den mit Saublasen „Fruchtbarkeit verteilenden“ Zacherln.

Nicht so augenfällig sind die Pleß, die in weißer Salinenarbeiterkleidung und einem Bienenkorb am Kopf durch den Bad Ausseer Kurpark laufen, um sich mit ihren nassen Fetzen und Besen vor Schneeball werfenden Jugendlichen zu verteidigen.

Neben dem alljährlich stattfindenden Faschingrennen hat sich in Pöllau am Greim im Oberen Murtal ein uralter Faschingsbrauch erhalten. Alle 5 Jahre (2010, 2015) wird im Rahmen des Faschingrennens das „Bärenjagen“ durchgeführt.

Um das Narrentum auch wieder in der Stadt aufleben zu lassen wurde 2008 die „Neue Grazer Faschingsgesellschaft“ gegründet, die mit Prinzenpaar und Garde die Tradition des rheinländischen Karnevals aufgreift.
 

Nicht nur zur Faschingszeit:

Zahlreiche Bücher und Fernsehbeiträge dokumentieren die Faschingsbräuche in Österreich. Auch Museen gibt es, zum Beispiel das „Erste österreichische Faschings- und Brauchtumsmuseum“ im steirischen Knittelfeld oder das „Matschgerermuseum Absam“ in Tirol. Das „Austria Forum“ im Internet bietet ein Lexikon mit zahlreichen Einträgen zu Fasching und Brauchtum.
 

Autorin: Martina Haidvogl
 

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