Nikotin - Laster oder Sucht?
Nikotin - Laster oder Sucht?
Rauchverbote werden immer häufiger – und für Raucher zum Problem. Denn die Zigarette ist oft mehr als eine Angewohnheit, sie macht süchtig.
Nikotin - Laster oder Sucht?
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Die Zigarette zum Kaffee, eine kurze Rauchpause im Büro – für viele Menschen gehört der Glimmstängel zum Alltag. Allein in Wien gibt es 560.000 Raucher, das sind 35 Prozent der Bevölkerung.

Die meisten von ihnen sind der Meinung, jederzeit aufhören zu können, schließlich sei das Rauchen nur eine Angewohnheit, ein Laster. Was viele nicht wissen: Das in der Zigarette enthaltene Nikotin macht sehr schnell abhängig.
Nikotin hat ein sehr hohes Suchtpotenzial – man muss also nur geringe Mengen zu sich nehmen, um abhängig zu werden. Bei Alkohol etwa dauert dieser Prozess länger. Das Suchtpotenzial von Nikotin wird sogar mit dem von Heroin verglichen; manche Ärzte meinen, bereits die erste Zigarette mache süchtig. Andere sprechen von einem geringen Nikotinkonsum über mehrere Tage hinweg.
Darum können jene, die es schaffen, sich vom Glimmstengel zu lösen, sehr Muttertags-Gewinnspiel: Jetzt Ipod, Handy, Parfum und vieles mehr gewinnen! sich sein.

Worüber sich die Fachleute einig sind: Vom Nikotin wird man doppelt abhängig – körperlich und psychisch. Die Zigarette wirkt einerseits in einem Hirnareal namens Nucleus accumbens, dem „Belohnungsareal“ des Gehirns. Hier werden lebenswichtige Vorgänge wie Essen oder Sex mit einem Lustgefühl verbunden. Dasselbe geschieht auch mit dem Rauchen: Es löst ein Wohlgefühl aus, genauso wie ein Kuss oder ein gutes Abendessen.
Die psychische Abhängigkeit andererseits entsteht durch eingeübte Verhaltensmuster: Der Griff zur Zigarette ist zur Gewohnheit geworden, und zwar so sehr, dass es ohne nicht mehr zu gehen scheint.
Diese „doppelte Abhängigkeit“ führt dazu, dass Raucher, die aufhören wollen, oft auch einer „doppelten Entwöhnung“ bedürfen. Hier wird die körperliche Entwöhnung mit Verhaltens- oder Psychotherapie kombiniert.

Interessant ist, dass das Nikotin selbst eine wichtige Rolle beim Aufhören spielt: Mit Hilfe von Nikotinpflastern, -kaugummi oder -lutschtabletten werden die Entzugserscheinungen gemildert. Abgesehen davon gibt es auch Medikamente, die das Aufhören erleichtern sollen. Die genaue Wirkungsweise ist allerdings noch nicht geklärt.
Die Lehrmeinung, dass beim Entzug die körperliche Abhängigkeit bekämpft werden muss, wird aber nicht von allen geteilt.

Die Buchautorin Christine Engelbrecht („Leben ohne Nikotin“) ist der Ansicht, dass die psychische Abhängigkeit im Vordergrund steht. Bei einer von ihr entwickelten Methode werden Zigaretten aus Kräutern geraucht. Diese haben nicht dieselbe Wirkung auf den Körper wie nikotinhaltige Zigaretten. So soll der Genuss von Zigaretten vom Wohlgefühl entkoppelt werden – die Lust zu rauchen verschwindet.


Test: Sind Sie Nikotin-abhängig?
Mit Hilfe des Fagerström-Testes können Sie herausfinden, ob und wie stark Sie von Nikotin abhängig sind.

1. Wann nach dem Aufstehen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?
5 Minuten (3 Punkte)
6 – 30 Minuten (2 Punkte)
31 – 60 Minuten (1 Punkt)
nach 60 Minuten (0 Punkte)

2. Finden Sie es schwierig, an Orten, wo das Rauchen verboten ist, das Rauchen zu unterlassen?
ja (1 Punkt)
nein (0 Punkte)

3. Auf welche Zigarette würden Sie nicht verzichten wollen?
die erste am Morgen (1 Punkt)
andere (0 Punkte)

4. Wie viele Zigaretten rauchen Sie im Allgemeinen pro Tag?
31 und mehr (3 Punkte)
21 – 30 (2 Punkte)
11 – 20 (1 Punkt)
bis 10 (0 Punkte)

5. Rauchen Sie am Morgen im Allgemeinen mehr als am Rest des Tages?
ja (1 Punkt)
nein (0 Punkte)

6. Kommt es vor, dass Sie rauchen, wenn Sie krank sind und tagsüber im Bett bleiben müssen?
ja (1 Punkt)
nein (0 Punkte)

Zählen Sie nun die Punkte in Klammer zusammen.

Auflösung:
0 – 2 Punkte: geringe Abhängigkeit
3 – 5 Punkte: mittlere Abhängigkeit
6 – 10 Punkte: starke bis sehr starke Abhängigkeit

Mit freundlicher Genehmigung der WGKK.

Autorin: Johanna Schönfeld

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