Hormonersatztherapie ja oder nein - ein Ratgeber rund um den weiblichen Hormonhaushalt
Hormon-Ersatztherapie ja oder nein - ein Ratgeber rund um den weiblichen Hormonhaushalt
Von der Empfängnisverhütung mittels Pille bis zur Gabe von Hormonen bei Wechseljahrsbeschwerden – ein schmales Büchlein vermittelt Frauen aller Altersgruppen Vorteile und Risiken von Hormonpräparaten.

Mit einer Einführung in das weibliche Hormonsystem samt praktischem Überblick über die Geschlechtshormone der Frau wie Östrogene, Gestagene, Androgene etc. eröffnet Dr. Luise Mansel ihren schmalen Ratgeber rund um den weiblichen Hormonhaushalt. Die ehemalige Apothekerin und Chefredakteurin der Zeitschriften "Pharmazeutische Rundschau" und "Geriatrie Fortbildung" berichtet als Autorin und Fachjournalistin für medizinische und pharmazeutische Verlage über Selbstmedikation, Arzneimittel und Gynäkologie.

Von der Pubertät bis zur Menopause

Die hormonell relevanten Entwicklungsphasen im Leben einer Frau sind Pubertät, fruchtbare Zeit und Wechseljahre. So findet man im Büchlein „Das wichtigste über Hormone“ grundsätzliche Informationen zur Empfängnisverhütung – von der Verhütung durch den Mann über die Geschichte der Pille oder den Themenblock „Emanzipation und wissenschaftlicher Fortschritt“ bis zum konkreten Unterschied zwischen Mini- und Mikropille. In diesem Rahmen klärt die Autorin auch einen Irrtum auf, der heute noch Frauen zu einer Entscheidung gegen die Pille motiviert: Die Verhinderung der Einnistung eines befruchteten Eis durch Einnahme der Pille kommt weder aus medizinischer noch aus juristischer Sicht einer Abtreibung gleich.


Brisante Fragen werden kurz und kompetent beantwortet: Was tun bei Östrogenunverträglichkeit? Was hat es mit Thrombose, Herzinfarkt, Schlaganfall, Osteoporose und Krebserkrankungen in Verbindung mit der Pille auf sich? Viele Seiten sind den Nutzen und Risiken der verschiedenen hormonellen Verhütungsmittel, von der Pille über den Vaginalring bis zur „Pille danach“, gewidmet. Aufklärung erfolgt zudem zu den Mythen rund um die Pille. Gewichtszunahme, unreine Haut oder gar Akne seien nicht zu befürchten, und auch die „Pillenpause“ ist passé.

Ein Leben ohne Menstruation?

Mit modernen Pillen-Präparaten ist – sofern man diese permanent einnimmt – sogar ein Leben ohne Menstruation denkbar. In den USA gang und gebe und angeblich ohne gesundheitliche Risiken, ist diese Form der Anwendung in anderen Ländern (noch) nicht zugelassen. Wer den Gedanken an ein hormonell künstlich gesteuertes Leben ohne Periode „unnatürlich“ findet, wird aufgeklärt. Nach Luise Mansel gibt es nämlich keine medizinische Begründung für einen Vier-Wochen-Zyklus. Ein Jahrhundert vor der Einführung der Pille sei es aufgrund von Schwangerschaften und Stillzeiten „alles andere als normal (gewesen), jeden Monat eine Menstruation zu haben“.

Auch bei heute noch existierenden Naturvölkern sei diese die Ausnahme und nicht die Norm. Wenn in Deutschland 41 Prozent der Frauen den Wunsch nach einem Leben ohne Menstruation äußern, erkennt die Autorin darin nicht etwa einen Wunsch „gegen die Natur“ zu handeln, sondern vielleicht sogar das Erwachen eines Urinstinktes?!

Maßnahmen gegen die „leidigen Wechseljahre“

35 Seiten des Büchleins widmen sich dem „dritten Lebensabschnitt“ der Wechseljahre, der heute gut 30 Jahre eines Frauenlebens ausmachen sollte und nicht zwangsläufig durch Wechselbeschwerden geprägt sein muss. Eine Checkliste mit 24 Symptomen soll dabei helfen festzustellen, ob man selbst in den Wechseljahren ist. Dass bei weniger als fünf angekreuzten „Ja“-Anworten das Ergebnis lautet: „erste Anzeichen für Wechselbeschwerden“ mutet allerdings befremdlich an. Wer auch nur eine der Aussagen „ich fühle mich müde“, „ich habe oft grundlos schlechte Laune“, oder „ich habe trockene Haut“ ankreuzt, soll bereits an ersten Anzeichen für Wechselbeschwerden leiden???

Wenig hilfreich ist auch der Osteoporose-Risikotest. Abgesehen davon, dass die Frage Nummer 11 keine Frage und auch keine Befindlichkeit, sondern eine reine Information darstellt und deshalb auch nicht als „zutreffend“ bzw. „nicht zutreffend“ angekreuzt werden kann, erfolgt kein einziger Hinweis zu einer Test-Auswertung.
Über mögliche Brustkrebsrisiken einer Östrogen-Behandlung bei Wechselbeschwerden hält die Autorin fest, dass es noch keine eindeutige Aussage gebe, aber Brustkrebs sicher nicht durch eine Hormonbehandlung an sich verursacht werde. Was soll man als Leserin allerdings von folgendem Zitat halten?: „Es kann schon sein, dass vorhandene Krebszellen schneller wachsen und der Krebs dadurch eher erkannt und eher behandelt wird. Das wäre für die betroffene Frau ein Vorteil“.

Fragwürdige Studien?

Spannend lesen sich die Erkenntnisse über große Studien zu Hormonpräparaten, wie die amerikanische „Women’s Health Initiative“ (WHI) und die englische „Millionen-Frauen-Studie“ von 2002/2003. Doch viel zu kurz werden deren Schwachpunkte angerissen und die aktuellen Erkenntnisse – z.B. aus der seit mehr als 30 Jahren laufenden, differenzierteren englischen „Krankenschwesternstudie“ – präsentiert. Ein vorläufiges Ergebnis sei, dass es für gesunde, unter Wechselbeschwerden leidende Frauen unter 60 Jahren keinen Grund für die Vermeidung einer Hormontherapie gäbe.

Darüber, dass Östrogene und Gestagene nur bei Beschwerden und immer unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden sollten, wird wiederholt seriös informiert. Auch die zwei pflanzlichen Präparate Traubensilberkerze und Soja werden am Ende des Ratgebers kurz erklärt.

Autorin: Mag.a Eva Tinsobin

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