Feliz Navidad und Boas Entradas - in Südamerika
Feliz Navidad und Boas Entradas - in Südamerika
Weihnachten und Silvester in Südamerika: Unter dem Einfluss europäischer, indianischer und nordamerikanischer Kultur haben sich unterschiedlichste Traditionen etabliert.

Individuelle Krippen überall

Im sehr katholischen Südamerika sind die Weihnachtsfeierlichkeiten noch heute von religiösen Elementen dominiert. Jedoch haben sich auch säkulare Bräuche im südamerikanischen Raum etabliert, die von Traditionen aus Europa, indianischen Brauchtümern und dem Einfluss nordamerikanischer Kultur geprägt sind. Besonders wichtig sind in ganz Südamerika Weihnachtskrippen, die oft in Handarbeit gefertigt werden und sowohl öffentliche als auch private Plätze schmücken. Im eigenen Haus stellen die meisten Familien ihre eigene Krippe auf, wobei die Figuren der jeweiligen Bevölkerung ähneln, beispielsweise die traditionelle Kleidung indigener Gruppen tragen.

Weihnachten als Familienfest

Trotz länderspezifischer Eigenarten Weihnachten zu feiern, ist der traditionelle Rahmen überall ein familiärer und das Fest ein religiöser Höhepunkt. Ein Festessen im Kreis der Familie gehört zu den universellen Bestandteilen der weihnachtlichen Brauchtümer, und auch das Schenken wird überall gepflegt: In Kolumbien und Venezuela bringt El Niño Jesus – als Pendant zum Christkind, in Chile der Viejo Pasquero (alter Hirte) und in Brasilien der Papai Noel (Weihnachtsmann) die Geschenke. In Argentinien hingegen stellen die Kinder ihre Schuhe unters Bett, damit sie am Dreikönigstag von den drei Wandernden auf dem Weg nach Bethlehem mit Süßigkeiten gefüllt werden.

Brasilianische Heilige Nacht

In Brasilien als größtem römisch-katholischem Land der Erde ist Weihnachten das wichtigste religiöse Fest. Die Traditionen rund ums Weihnachtsfest sind den europäischen und nordamerikanischen sehr ähnlich: Papai Noel bringt den Kindern in rotem Gewand auf einem Schlitten, den ein Elch zieht, die Geschenke durchs offene Fenster. Am Heiligen Abend gehen viele brasilianische Katholiken nach dem Familienessen in die Mitternachtsmette. Ob Christbaum oder Krippe zuhause aufgestellt werden, ist von Haus zu Haus verschieden. Auf den Straßen der großen Städte stehen riesige geschmückte Christbäume, Lichterketten und mitunter kitschige Dekorationen schmücken Häuser und Einkaufsstraßen. Auf den Tisch kommt meist ein Truthahn, der als typisches weihnachtliches Hauptgericht gilt.

Stimmungsvolle Märkte in Peru

Auch in Peru wird in vielen Familien üblicherweise ein gefüllter Truthahn serviert. Angestoßen und mit dem Verteilen der Geschenke begonnen wird erst um Mitternacht, weil dem Glauben nach genau dann das Jesuskind geboren wurde. Anstatt eines Baumes stellen die Familien Krippen, verschiedene Heiligenfiguren und Holzschnitzereien auf, die auf den unzähligen Märkten zur Weihnachtszeit gekauft werden können. Auf Perus Straßen sind bis spät in die Nacht Weihnachtsmärkte geöffnet, voll mit Leuten, die mit Feuerwerk und Gesang stimmungsvoll feiern. Am 25. Dezember nach dem Aufstehen trifft man sich wieder, um die Reste des Weihnachtsessens und ein speziell gebackenes Brot, gefüllt mit Rosinen und Früchten, zu verzehren.

Bunte Silvesternächte

Zu Silvester sind in allen südamerikanischen Ländern ausgelassene Feierlichkeiten üblich, die in ihren Traditionen ähnlich sind. Besonders eindrucksvoll sind die Megapartys in Brasilien, wo Silvester nach dem Karneval der zweitgrößte Event des Jahres ist. In Rio de Janeiro feiern Millionen von Menschen an den Stränden und in den Straßen der Metropole, mit Samba, Feuerwerk und weltbekannten DJs. Um Mitternacht werden kleine selbstgebastelte Boote, Blumen, kleine Puppen und andere Utensilien der Meeresgöttin übergeben, indem man sie ins Meer wirft. Ein Brauch, der von den Lasten des alten Jahres befreien und Glück fürs neue Jahr bringen soll.

Argentinischer Silvester-Schnee

Auch in Argentinien soll ein Silvesterbrauch von den Lasten des vergangenen Jahres befreien, der zumindest in Buenos Aires gepflegt wird. Unmengen von alten Unterlagen und Akten werden in kleine Fetzen gerissen, bevor man sie aus den Fenstern auf die Straße wirft. Mit der Zeit werden so die Straßen immer mehr bedeckt von einem weißen Schnipsel-Teppich aus symbolischen „Altlasten“, die fallenden Schnipsel erwecken den Eindruck, als würde es schneien. Nachdem die argentinischen Temperaturen zu Silvester weit entfernt von jenen des europäischen Klimas liegen, bietet sich das Feiern im Freien an. Daher wird in Argentinien, wie in den südamerikanischen Ländern allgemein, der Übergang zum neuen Jahr unter freiem Himmel gefeiert. Wer also Lust hat, Weihnachten oder Silvester einmal bei sommerlichen Temperaturen und mit ungewöhnlichen Traditionen zu feiern, der sollte sich eine Reise nach Südamerika überlegen.

Autorin: Marlies Weissinger
 

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