Bio für alle - ein weiter Weg
Bio für alle - ein weiter Weg
Im klimaneutral hergestellten Buch „Die Müsli Macher“ wird die Erfolgsgeschichte des Biomarktes und seiner Pioniere nachgezeichnet. Eine aufschlussreiche Lektüre!

Beginn einer nachhaltigen Bewegung

Helma Heldberg beschreibt in diesem kurzweiligen Werk die Entwicklung der Naturkostbewegung und des Bio-Handels bis zu seiner heutigen Etablierung. Dabei geht sie sowohl auf die Hintergründe als auch auf die Akteure der Bewegung ein und entwirft ein interessantes Bild deren langen Weges. Unterschiedlichste Personenporträts wechseln sich mit informationsreichen Erläuterungen der einzelnen Naturkost-Bewegungen ab.

Biologisch-dynamischer Landbau

So findet sich zum Beispiel die Geschichte einer der wenigen Enklaven biologisch-dynamischer Wirtschaftsweise, des Bauckhofes. Unter dem Warenzeichen „Demeter“, Bioprodukt-Konsumenten bekannt, standen dessen Produkte bereits in den ersten Naturkostläden und haben bis heute überlebt. 1935 bereits gründete Eduard Bauck den ersten Verein für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise in Norddeutschland. Er überstand die Zeit, als von den Nationalsozialisten Naturkostverbände verboten wurden ebenso wie Streitigkeiten mit Abnehmern Anfang der Siebzigerjahre. Die Entwicklung bis zum Umfang undder Bekanntheit der Demeter-Produkte heute wird nachgezeichnet. Vom ursprünglich sehr begrenzten Sortiment bis zu einer Produktpalette, die sogar Kosmetika mit einschließt.

Bio-Molkereikunst

In einem der vielen Personenportraits wird Paul Söbbeke, dessen Unternehmen seit 20 Jahren auf „Bio“ setzt, vorgestellt. Die Geschichte der heutigen Bio-Molkerei reicht bis 1929 zurück, immer wieder bringt sie Innovationen ins Kühlregal. Seit Jahren leistet Paul Söbbeke Pionierarbeit, zuletzt 2004. Damals gelang das erste gerührte Erdbeerjoghurt ohne Zusatz von Aromastoffen. Hatte das Produkt bis dahin als unmöglich gegolten, verzichtet die Molkerei seither überhaupt auf Kristallzucker und zusätzliches Aroma. Dem „Einheitsbrei“ für den Massenmarkt, der von den Molkereikonzernen mit Aromen und Bindemitteln produziert wird, sollen Naturprodukte entgegengesetzt werden. Zur Geschmacksgebung werden ausschließlich Früchte, Öle oder Extrakte aus Orangenöl und Vanilleschoten verwendet. Was immer wieder eine technische Herausforderung bedeutet, worüber sich der Molkereimeister Söbbeke freut.

Hintergründe der Naturkost und Perspektiven

Neben persönlichen Erfolgsgeschichten und Entwicklungen in der Naturkostbranche erfährt man Hintergrundinformationen zu Kontrollsystemen, Richtlinien, Verbänden und Handelswegen. Der Weg vom Nischenmarkt zum Bio-Sortiment in den Supermärkten wird ebenso ersichtlich gemacht wie die Unterschiede, die zwischen Bio-Laden und „Bio“ im Discounter sowie in den Handelsketten bestehen. Das abschließende Kapitel des Buches stellt sich der Frage, wohin der Weg der Naturkost führen wird. Der stark ideologisch gefärbte Hintergrund der Anfangsjahre ist bis heute immer stärker werdenden wirtschaftlichen Interessen in weiten Teilen der Branche gewichen. Die Vermutungen und Wünsche einiger Wegbereiter für die Naturkost eröffnen mögliche Perspektiven für die Zukunft des Bio-Marktes.

Autorin: Mag.a Marlies Weissinger


 

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