Granatapfel - Gesundheit aus dem Paradies
Granatapfel - Gesundheit aus dem Paradies
Man sagt, der Granatapfel sei so alt wie die Menschheit. Nun, zumindest aber gibt es kaum eine Schrift oder Lehre, die dem Apfel aus Punien nicht einen hohen Stellenwert in der Heilkunde einräumt.
Granatapfel  - Gesundheit aus dem Paradies
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Ich möchte gern ein wenig über eine Frucht erzählen, die Menschen aller Kulturen und Zeiten fasziniert hat, Künstler, Herrschende, einfache Menschen aus dem Volk und vor allem immer wieder auch Heilende. Die Rede ist vom Granatapfel.

Wir können es heute natürlich nicht eindeutig beweisen, aber es deutet alles darauf hin, dass der Granatapfel die Frucht war, mit der die Schlange Eva im Paradies verführt hat, die Frucht vom Baum der Erkenntnis also. Sicher ist jedenfalls, dass ihr Ursprung in Afrika liegt und sie über Kleinasien nach Europa kam. Sie ist Bestandteil zahlreicher Sagen, zum Beispiel die von Persephone in der Unterwelt, wurde ägyptischen Königen mit ins Grab gegeben, diente im alten Babylon vor einer Schlacht dazu, unbesiegbar zu machen und wird mehrmals im Koran erwähnt.

Malum punicum, wie die Römer sie nannten, also phönizischer Apfel, womit eher eine Kolonie in Karthago gemeint war, besitzt keine botanischen Verwandten, sozusagen eine Sackgasse der Evolution. Sehr interessant dabei auch, dass die einzige Gattung, die nur irgendwie an den Granatapfel erinnert, nämlich Punica protopunica, ausschließlich auf der dem afrikanischen Kontinent vorgelagerten Insel Socotra vorkommt. Hier wurde im Altertum die zweite bedeutende Heilpflanze der Menschheit angebaut, die Aloe Vera. Zufall?

Der Granatapfel wird heute medizinisch vor allem wegen seiner zahlreich enthaltenen Antioxidantien geschätzt. Treue Leser erinnern sich, das sind die Bodyguards für unsere Zellen, vor allem für alle Strukturen des Nervensystems und sollen vor den bösen Freien Radikalen schützen. Es sind vor allem die Polyphenole im Granatapfel, die dieses Wunder vollbringen. Der Granatapfel schneidet hierbei in seiner Wirkung dreimal besser ab als grüner Tee oder Rotwein. Über die Wirkung dieser Polyphenole auf unser Herz und unsere Gefäße später mehr.

Zunächst möchte ich Ihnen eine ganz besondere Verwendungsweise für besondere Menschen nahe bringen, als gesunde Zusatzernährung für Kinder.

Wenn Sie selbst Kinder haben, und diese Obst und Gemüse genauso gern essen wie Fischstäbchen, Pommes frittes und Spaghetti, dann brauchen Sie natürlich keine zusätzliche Hilfe, herzlichen Glückwunsch. Ich habe das bei meinen beiden Töchtern nie geschafft.

Ein typischer Dialog aus der Frühzeit meiner inzwischen erwachsenen Tochter Johanna beim Anblick von Tomatensalat:

„Das schmeckt mir nicht.“ – „Du hast es ja noch gar nicht probiert.“ – „Ich mag aber nichts Grünes.“ – „Das ist nicht grün, sondern rot.“ – „Es schmeckt aber grün.“
(Inzwischen ist sie Kindergärtnerin und steht seit 5 Jahren auf der anderen Seite...) Sie wissen, was ich meine?

Jetzt möchte ich Ihnen nicht unbedingt empfehlen, frische Granatäpfel für Ihre Kinder zu kaufen und zu füttern. Der Grund ist ganz einfach und lässt sich sehr flapsig ausdrücken:

„Wer es nicht mag, lauter Kerne im Mund zu haben, wird beim Essen eines Granatapfels keine große Freude haben.“

Das Innere der Granatapfelfrucht besteht aus vielen rosaroten Stücken von frucht-fleischartigem Gewebe, die jeweils einen Samen enthalten. Wen wundert es bei diesem Anblick noch, dass der Granatapfel immer und in allen Kulturen als Symbol der Frucht-barkeit galt. Insgesamt bestehen etwa 52% des gesamten Fruchtgewichtes aus diesen Samenkernen. Nicht so spaßig für Kinder(und für Erwachsene auch nicht...)

Die Alternative ist hier sicher der Saft, der hervorragend, leicht säuerlich, schmeckt, und den man einfach mit Wasser zu einem gesunden Durstlöscher aufspritzen kann. Einfacher bringt man gesundes Obst wohl nicht in Kinderbäuche. Und für ältere Menschen, die sich vielleicht auch schon schwer tun, gilt natürlich das Gleiche.

Seit einer Woche habe ich auf unbestimmte Zeit meinen 94jährigen Schwiegervater in Pflege – ein ganz wunderbarer, gar nicht mühsamer Mensch trotz fortgeschrittenem Alzheimer und nur noch 10% Sehkraft. Essen tut er wie ein Kanarienvogel, und es ist fast unmöglich, ihn zum Trinken zu überreden. Obst? Mit viel gutem Zureden ein halber, klein geschnittener Apfel. Aber von meinem mit Wasser verdünnten Granatapfelsaft trinkt er zumindest täglich seine zwei Gläser.

Haben Sie schon einmal etwas vom „französischen Paradox“ gehört? Es handelt sich dabei um die Tatsache, dass in Frankreich, in einem Land, das nicht gerade für gesunde, fettarme Küche bekannt ist, trotz dieser Ernährungsweise weniger Herzinfarkte und Gefäß-erkrankungen zu verzeichnen sind als beispielsweise in Amerika, wo sehr fettarm gegessen wird. Jahrelang haben Wissenschaftler dieses Phänomen hilflos bestaunt, und als man dann endlich den Grund wusste, stürzte die Erkenntnis Anti-Alkoholiker aller Länder in tiefe Verzweiflung. Es lag einfach am Rotwein!
Rote Trauben enthalten in der Schale ihrer Kerne (!) eine bestimmte Gruppe von Phenolen, also sekundären Pflanzenbausteinen. Bei diesen Phenolen aus dem Rotwein hat man nun festgestellt, dass sie ganz starke Antioxidantien sind, also spielend mit den Freien Radikalen fertig werden. Der Angriff Freier Radikale, hier sind sich alle Wissenschaftler einig, ist ja der Hauptgrund für vorzeitiges Altern und viele Erkrankungen, vor allem der Gefäße. Diese ganz besonderen Phenole, zu denen auch das OPC gehört, finden sich immer nur in den Schalen und Rinden von Pflanzen und werden daher meistens nicht mitgegessen. Schade! Sie sind als Antioxidantien und daher als körpereigene Schutztruppe sogar kräftiger als Vitamin C.

Im Weißwein finden sie sich übrigens nur in sehr viel geringerer Menge, da beim Rotwein die ganzen Trauben länger zur Gärung in der Maische bleiben und so in den fertigen Wein übertreten können. Einzige Ausnahme von dieser Regel ist der griechische Retsina. Hier finden wir Phenole auch im Weißwein.

Mäßig Rotwein trinken ist also gesund!

Und wenn man ihn nicht mag? Ich kann Sie beruhigen. Man findet die gleichen Phenole auch in grünem Tee und – noch wesentlich höhere Mengen und noch wirkungsvoller – im Granatapfel, unserem eigentlichen Thema.

Verstehen Sie jetzt, warum selbst die Zeitschrift „medical tribune“, die nicht gerade in Verdacht steht, besonders viel von Naturheilkunde zu halten, es einmal ganz populär ausgedrückt hat: „Granatapfel schützt Herz und Penis“. (Zum zweiten Organ später mehr).

Die Phenole aus Rotwein, grünem Tee und Granatapfel sind aber nicht nur höchst wirkungsvolle Antioxidantien, es scheint, dass sie außerdem in der Lage sind, Arteriosklerose zu verhindern, indem sie das schlechte Cholesterin reduzieren und damit unsere Blutgefäße elastisch halten.

Wir alle kommen mit sauberen, elastischen Gefäßen auf die Welt, die sich dem jeweiligen Füllungszustand gut anpassen können und bei denen sich unser Herz nicht plagen muss. Im Laufe des Lebens lagern sich aber zahlreiche Substanzen an der Innenwand ab, die die Blutschläuche starr und unelastisch machen. Das Herz muss dann gegen diesen ständigen Widerstand ankämpfen. Außerdem sorgen diese Phenole auch dafür, dass selbst kleinste Unregel-mäßigkeiten an den Gefäßwänden umgehend repariert werden. Stellen Sie sich alle Adern zusammen doch wie ein großes Verkehrsnetz vor: Es gibt Autobahnen, Bundesstraßen, aber auch Dorfstraßen und Feldwege. Nimmt man alle Blutgefäße zusammen, würde dies eine Länge von 150.000 km ausmachen, die da ständig in gutem, gepflegtem Zustand gehalten werden müssen. Jede Straßenbaugesellschaft wäre überfordert. Unserem Körper gelingt es aber mit Hilfe der Phenole, jeden einzelnen Punkt dieses riesigen Streckennetzes im Auge zu behalten. Unglaublich, oder?

In der griechischen Mythologie war es Aphrodite, die Göttin der Liebe und der Schön-heit, höchstpersönlich, die auf ihrer Heimatinsel Zypern den ersten Granatapfelbaum gepflanzt hat. Es gibt eigentlich keine einzige Kultur, bei der Granatäpfel nicht als Symbol der Fruchtbarkeit galten, und mit Ausnahme einer kurzen Zeit im Mittelalter, wo man sie im christlichen Glauben der Mutter Gottes als Zeichen ihrer Keuschheit zuordnete, waren sie auch immer ein beliebtes Aphrodisiakum. Eva wird ihren Adam wohl nicht nur mit dem Apfel verführt haben.

Im Hohen Lied des Salomos, wohl einem der erotischsten Texte der Weltliteratur, kommt diese Seite des Granatapfels ganz deutlich zum Ausdruck.

Heute weiß man ein wenig mehr über die Rolle als Aphrodisiakum. Die allgemein anregende Wirkung, die gleichermaßen auf Männer und Frauen wirkt und wieder Lust auf körperliche Liebe machen soll, schreibt man einer Substanz zu, die sich in den Kernen finden lässt, einem Alkaloid, dem „Piperidin“. Die gleiche Substanz findet man übrigens auch in schwarzem Pfeffer und in Cannabis. So verwundert es nicht, dass in allen einschlägigen Kochrezepten immer irgendwo der Granatapfel auftaucht.

Die anregende Wirkung hat aber nicht ausschließlich mit dem Liebesleben zu tun. Man spürt dies auch im Alltag, weil man einfach munterer ist. Probieren sie es mal bei der nächsten großen Hitzewelle, wenn der Kreislauf leicht schlapp macht. Granatapfelsaft mit Wasser gestreckt, ein Spritzer Zitrone dazu und für die besonderen Feinschmecker noch ein Schuss Pfirsich-Aloe ist ein idealer Sommerdrink.

Eigentlich ist der Granatapfel ja eine weibliche Frucht, wie geschaffen für alle gesundheitlichen Probleme von Frauen. Den Grund hierfür kennt man heute ebenfalls genau. Der Granatapfel enthält in seinen Kernen so genannte Phytoöstrogene, also pflanzliche Pseudohormone.

Phytoöstrogene sind in den letzten Jahren wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, stellen sie doch vielleicht eine willkommene Alternative zur Hormonersatztherapie dar. Man findet Phytoöstrogene in einigen Pflanzen wieder, vor allem in Soja und Rotklee, aber auch in ausreichender Menge im Granatapfel. Phytoöstrogene haben sozusagen die gleichen Andockstellen an der Zelle wie die echten weiblichen Sexualhormone und gaukeln dem Körper eine ausreichende Versorgung auch jenseits der Wechseljahre vor. Asiatinnen, die viele pflanzliche Östrogene mit der Ernährung aufnehmen, leiden nur äußerst selten an den typischen Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen westlicher Frauen. Auch kommen Brust- und Gebärmutterkrebs in Asien kaum vor.

Und auch beim PMS, dem Prämenstruellen Syndrom, soll der Granatapfel aus genau diesem Grund hilfreich sein. Sie kennen diese speziellen letzten Tage vor der Monatsblutung, wo man Schokolade in sich hineinstopft, weinerlich und überempfindlich ist, sich aufgeblasen fühlt und sich selbst und seiner Umgebung auf die Nerven geht? Ich kann Ihnen versichern – Granatapfel ist besser als Schokolade.

Übrigens gibt es in Kalifornien gerade ein neues Kultgetränk, den „Pomtini“. Einfach Granatapfelsaft mit Martini aufspritzen. Manchmal braucht „Frau“ ja auch so etwas.

Granatäpfel reifen übrigens nicht nach, müssen also reif geerntet werden. Eine Besonderheit in unserer ungeduldigen Zeit, wo jedes Obst erst unter der Neonröhre des Supermarktes fertig werden darf.
Autorin: Gabriela Vonwald

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Kommentare
Mama
2014-02-24 07:47:32
Sehr schöner Artikel!
Einzig, wieso man die leicht aufplatzenden Kerne mit liebreizender, leicht süßlichem Saft im Mund nicht mögen soll, verstehe ich nicht. Mein Sohn (17 Monate) ist diese Frucht momentan am liebsten - manchmal Kern für Kern, manchmal mit einem kleinen Löffel ein paar Kerne auf einmal. Wichtig ist, den Granatapfel zu kaufen und essen, wenn er Außen so aussieht, als ob er bereits am Vertrocknen ist, dann ist er süß!

Tinatrisha
2016-12-29 10:59:54
Vielen Dank für diesen schönen Artikel! Sehr interessant! Ich war auf der Suche nach " Granatäpfel Kleinkinder" als ich auf das hier gestoßen bin.
Mein Sohn ist 2 1/2 Jahre alt.
Er hat den Granatapfel gerade für sich entdeckt.
Wir haben vom Frischmarkt als Geschenk einen Granatapfel bekommen und mein Sohn dürfte auch davon essen. Er war sofort davon begeistert und seither verlangt er danach bei jeder Mahlzeit.
Da wir nicht soviel Geld haben und die Frucht wo wir wohnen teuer ist, können wir sie nicht oft kaufen. Wenn ich eine zu Hause habe bekommt er pro Tag 1/5 der Frucht zum Dessert und solange er weiß, dass es noch hat will er keine andere Frucht essen ohne Überzeugung.
Nun bin ich froh, dass es so Gesund für Ihn ist! :)