Die Kritik - selbst einmal im Kreuzfeuer
Die Kritik - selbst einmal im Kreuzfeuer
Der richtige Umgang mit Kritik ist zweifellos ein Talent, das sehr wenige besitzen. Viele von uns haben sich schon zumindest einmal im Leben wegen einer Kritik unterschätzt gefühlt und hätten sich mit dem Gedanken: „Wenn ich sowieso alles falsch mache, dann mache ich gar nichts mehr“ am liebsten in eine dunkle Ecke verzogen.
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Bei anderen ist die Reaktion auf eine Kritik nicht weniger extrem und so geht man nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ auf den Kritiker in der Hoffnung los, auch seine Fehler zu entlarven.

Dann gibt es noch den Weg des geringsten Widerstandes, bei dem man sich bei jeder Bemängelung „klein“ macht und die Kritik einfach kommentarlos runter schluckt. Führt man sich die möglichen Reaktionen auf Kritik vor die Augen, wird eines klar: Nur die Wenigsten von uns können damit konstruktiv umgehen. Aber ehrlich zugegeben – wer wird schon gerne auf die eigenen Fehler hingewiesen?

Formen von Kritik

• Konstruktive Kritik hat zum Ziel, den Kritisierten dazu zu bringen, sich in einer bestimmten Sache zu verbessern.

• Positive Kritik ist mit einem Lob gleich zu setzen.

• Destruktive Kritik wird meistens bösartig ausgeübt, um den Kritisierten moralisch zu vernichten.

• Negative Kritik lässt sich auch als Tadel oder Zurechtweisung definieren.

• Feedback bedeutet Rückmeldung über die gemachte Arbeit.

• Selbstkritik ist eine der kompliziertesten Formen der Kritik, denn der Kritiker ist gleichzeitig der Kritisierte selbst. Die größte Schwierigkeit
dabei ist es, Objektivität zu bewahren.

Richtiger Umgang mit Kritik

Mit der positiven Kritik gehen wir meistens ohne Probleme um, jedoch können die anderen Kritikformen Geduld und Selbstbewusstsein des Kritisierten wahrlich auf die Probe stellen.
Bei der Entwicklung der Kritikfähigkeit ist es in erster Linie besonders wichtig, eine gut gemeinte Kritik von einer bösartigen unterscheiden zu lernen. Manchmal kann es eine schwierige Aufgabe werden, denn alle Menschen sind in dem, was und wie sie es tun sehr verschieden, auch in ihren gut gemeinten Absichten. Eine emotional und expressiv ausgeübte Kritik beispielsweise muss nicht zwangsläufig eine destruktive Kritik sein. Um dies zu erkennen, sollte man sich allerdings auf die eigene Intuition und sein Menschengespür verlassen.

Destruktive Kritik ist oft mit abschätzigen Bemerkungen verbunden und bringt die kritisierte Person nicht weiter, da man darin keinerlei positive Aspekte erkennen kann. Die richtige Antwort auf diese Art der Kritik ist höflich distanziertes Ignorieren.

Es ist sicherlich nicht leicht, aus jeder Kritik einen Ansporn für die eigene Weiterentwicklung zu holen, aber möglich und sehr nützlich ist es auf alle Fälle. Dafür braucht man als Erstes eine von Grund auf positive Einstellung: Alles, was das Leben mit sich bringt, ist zu meinem Besten. Und die Aufgabe einer Kritik ist es, uns auf diesem Entwicklungsweg zu helfen.

So gehen Sie angemessen und konstruktiv mit Kritik um:

1. Den Kritisierenden immer ausreden lassen, denn nur dann kann man die wahre Botschaft seines Gegenüber verstehen und erst danach für sich entscheiden, ob die jeweilige Kritik relevant ist. Wer außerdem schon in Gedanken seine „Verteidigung“ vorbereitet, kann nicht richtig zuhören und verpasst den Kern der Aussage.

2. Einer Kritik offen gegenüber treten, was von einem gesunden Selbstbewusstsein und Mut zeugt.

3. Sich nicht gleich angegriffen fühlen, denn in diesem Zustand begibt man sich automatisch in eine Abwehrhaltung und kann nicht mehr offen auf die Kritik reagieren. So entstehen Missverständnisse, bei denen der Kritisierte Worte und Absichten des Kritisierenden seiner negativen Einstellung nach falsch versteht.

4. Feedback über die gemachte Arbeit sollte man grundsätzlich als konstruktive Kritik aufnehmen, denn diese hilft, sich im ausgewählten Beruf weiter zu entwickeln.

5. Versuchen herauszufinden, wo man im Leben steht, und sich Ziele setzen. Ein selbstbewusster Mensch wird seltener einer sinnlosen Kritik ausgesetzt.

Unter dem Schlussstrich könnte man es nicht treffender als George Bernhard Shaw ausdrücken: „Die Menschen lassen sich lieber durch Lob ruinieren als durch Kritik bessern.“

Und so ist es wahrlich eine Kunst zu kritisieren, aber auch Kritik anzunehmen. Denn der letzte Beweis von Größe liegt darin, Kritik ohne Groll zu ertragen - der große Victor Hugo muss es wohl gewusst haben.

Autorin: Varja Khosroeva

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