Tantra - Die Philosophie des Relativen und Absoluten
Tantra - Die Philosophie des Relativen und Absoluten
Wer Tantra hört, denkt meist in erster Linie an ausdauernden und außergewöhnlichen Sex. Jedoch steckt mehr dahinter, denn diese schon seit Jahrtausenden praktizierte buddhistisch-hinduistische Philosophie dient der Vollkommenheit des Menschen.
Das Wort Tantra bedeutet übersetzt „Gewebe, Kontinuum, Zusammenhang“. Tantra entstand in Indien und ist eine esoterische Form des Hinduismus bzw. Buddhismus. Die Ursprünge lassen sich bereits im 2. Jahrhundert finden, wobei die ausgeprägte Form in das 7. Jahrhundert zurückzuverfolgen ist.

Doch um was geht es beim Tantra genau?

Tantra ist eine Erkenntnislehre, die auf der Annahme der Untrennbarkeit des Relativen und Absoluten basiert. Das Ziel ist es, Eins zu werden mit dem Absoluten und das Erkennen der höchsten Wirklichkeit. Dabei wird davon ausgegangen, dass diese Art der Wirklichkeit energetischer Natur unterliegt und durch den Tantrismus innerpsychische Zustände sich als äußere Handlungen widerspiegeln.

Die Ausgangsbasis ist die Annahme von eben zwei Aspekten in der Welt, die in der Geschichte durch das Götterpaar Shakti und Shiva symbolisiert werden. Shakti stellt hierbei die Ur-Energie – die „göttliche Mutter“ – dar und ihr Ehegemahl Shiva den Geist. Wird nun die pure Energie mit dem Geist vereinigt, ist dies die Vollkommenheit.

Spielt dabei Sex die Hauptrolle?

Das buddhistische Tantra beruht nicht ausschließlich auf dem Liebesspiel. Es ist vielmehr ein mehrtägiges religiöses Ritual, bei dem Spiritualität, Psyche und Sexualität miteinander verbunden werden. Durch intensive Berührungen und Atemtechniken soll durch den Willen die sexuelle Energie in eine göttliche transformiert und durch Meditation ein tranceartiger Zustand herbeigeführt werden.
Dabei wird auch Sex eingesetzt, da der Orgasmus einer Art Trance ähnelt, durch den man die Grenzen des Wahrnehmbaren überschreitet.

Besonders Tantramassagen helfen der Entspannung, wobei hauptsächlich die Intimbereiche mit voller Hingabe massiert werden. Das Ziel ist die Vereinigung der weiblichen und männlichen Seite des Körpers, wobei diese Art von Massage nicht immer zugleich eine Einladung zum Sex darstellt. Eine besondere Technik der Massage verhindert sogar die Ejakulation beim Mann, damit sich die genitale Energie im ganzen Körper verteilen kann und mit viel Übung sogar zu einem Ganzkörperorgasmus führt.

Gibt es mehrere Arten von Tantra?

Es kann zwischen rotem und weißem Tantra unterschieden werden, wobei es beim roten Tantra um die sexuelle Vereinigung geht und beim weißen um meditative Praktiken. Viele weiße Tantriker lehnen die sexuelle Vereinigung ab. Im Gegensatz dazu betrachten die roten Tantriker diese Einstellung als körperfeindlich. Für die, die selbst nun Lust bekommen haben, sich genauer mit der Kunst des Tantra auseinander zu setzen, gibt es unzählige Seminare, die man allein aber auch mit seinem Partner besuchen kann. Und ein bisschen Vollkommenheit kann schließlich nicht schaden…

Autorin: Iris Schiffrer
Kommentare