Über das kleine Glück - eine Momentaufnahme
Über das kleine Glück - eine Momentaufnahme
Das Glück ist ein Vogerl, sagt der Volksmund. So schnell es aufsitzt, so schnell fliegt es wieder davon. Begegnungsformen mit einem unberechenbaren Gast.
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Eine Meldestelle für Glücksmomente

Wer seine persönlichen Glücksmomente mit anderen Glückssuchern teilen oder in deren festgehaltenem Glück schmökern will, findet auf

www.meldestellefuergluecksmomente.at

eine eigens zu diesem Zweck eingerichtete Plattform.
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Ein Lebenskapitel geht zu Ende. Der Schluss ist alles andere als fulminant. Der Protagonist trägt ein Bündel an Erlebnissen auf seinem Rücken, zu seinen Füßen lodert ein kleines Gefühlsfeuerwerk aus enttäuschten Erwartungen, das endlich explodiert. Das ersehnte Happy End ist ein weiteres Mal ausgeblieben: Stolzes Näherrücken an die tragischen Figuren der Weltliteratur. Es handelt sich wohl um Schicksal, dass das Glück so selten zum Greifen nah ist. Oder ist es nicht doch nur eine Frage der Perspektive?

Das rare Glück – eine Ansichtssache

Ein glückliches Privatleben, ein rasanter Aufstieg im Beruf, finanzielles Auskommen durch einen unverhofften Lottogewinn, Gesundheit bis ins hohe Alter. Die Liste der Dinge, unter denen wir gewöhnlich das „große Glück“ verstehen, ist damit bereits im Wesentlichen skizziert. Dass jeder von uns in jedem der genannten Lebensbereiche auf seine Rechnung kommen will, ist selbstverständlich, auch wenn die Suche nach dem Glück von vornherein eine unglückliche Unternehmung bedeutet.

Das Glück ist ein Fundstück und sogar eines, das weit weniger rar erscheint als wir annehmen. Im Gegenteil: Es ist häufig sogar im Überfluss vorhanden. Nur besonders bemerkenswert finden wir es in der Regel nicht. Einem überaus glücklichem Menschen unterstellt man daher gern einen starken Hang zur Bescheidenheit sowie zu einer übertriebenen Zufriedenheit mit seinem Leben, vor allem wenn seinen Lebensverhältnissen von außen besehen nichts anhaftet, was man selbst als glücklich bezeichnen würde. Wer sich das eigene Glück nicht gönnt, gönnt das Glück niemandem.

Das Geheimnis des Glücks ist zunächst eine Sache der Perspektive. Ob das Glas halb leer oder halb voll ist, liegt im Auge des Betrachters. So banal es klingt:  wer sein Glück findet oder es bereits hat, muss es sehen und als solches erkennen. Wer es, von seinem Unglück befangen, übersieht, gibt es freiwillig aus der Hand.

Vom Glück in jeder Größe

Was Glück ist und was Unglück, ließe sich leicht durch Beispiele erklären. Warum wir den Dingen, die momentan unglücklich verlaufen, aber stets mehr Bedeutung beimessen als jenen, die einen glücklichen Fortgang nehmen, entzieht sich wohl jeder Logik.
Doch beinahe ebenso unmöglich scheint es, dem Begriff „Glück“ inhaltlich eine eindeutige Definition zuzusprechen. Jeder hat seine eigene Vorstellung über das Wesen des Glücks.

Was für den einen das große Glück bedeutet, kann für den anderen also bedeutungslos sein.
Nur von der Wahrnehmung des Einzelnen hängt es ab, ob ein Geschehnis, eine Situation oder eine Begegnung hinterher als glücklich, neutral oder unglücklich verlaufen bewertet wird. Selbst beim Empfang sehr erfreulicher Nachrichten lässt sich das Glücksempfinden zügeln, indem man sich etwa sofort die Kehrseiten der Medaille vor Augen hält. Einer bestürzenden Nachricht wiederum kann man ein Stück Kraft entziehen, wenn man die Perspektive ändert und sie in einen anderen Zusammenhang stellt.

Zu relativieren kann also sowohl hilfreich sein als auch jeden Spaß verderben, da Glück im eigentlichen Sinn nicht mehr und nicht weniger als die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Schönem und zur Empfindung von Freude darüber bedeutet. Die emotionale Begabung des Menschen, Freude zu empfinden, lässt sich dabei wie alle Emotionen entweder zurückdrängen oder nach außen tragen und entzündet sich ebenso an kleinen wie großen Erlebnissen. Eine freundliche Geste in einem Moment der Bedrückung, ein tröstendes Gespräch, ein aufmunternder Blickwechsel: häufig sind es die kleinen Begebenheiten, die Augenblicke, die unser Glücksempfinden wach rufen.

Den Moment festhalten

Das Glück nur im großen Happy End zu vermuten, in einem herausragenden und umfassenden Glück in jeder Hinsicht, ist nicht nur lächerlich, sondern eine Irrfahrt, die nur in Unzufriedenheit enden kann. Zu hohe Erwartungen an sich selbst oder an andere zu stellen, macht unglücklich. Viel besser ergeht es da jenen, die den schönen Moment für sich zu nutzen und eine Hochstimmung aus ihm zu schlagen wissen.

Dazu bedarf es keiner übertriebenen Euphorie, dazu muss man kein Schönwetter sehen, wo sich Gewitterwolken auftürmen. Das Glück, von dem wir sagen, es sei wie ein Vogel, mag zwar häufig auf und davon fliegen, dennoch hinterlässt es seine Spuren in jedem Leben. Diese Glücksmomente bleiben uns. Wir behalten sie im Gedächtnis, halten sie mental oder auch durch Fotografien fest. Dennoch schadet es nie, sich nicht nur geistige Notizen zu machen, sondern in einer Phase des guten Gelingens die Erfolge auch auf Papier festzuhalten. Das stärkt den Blick auf das Glück und kurbelt das Selbstvertrauen an. Folgt darauf eine Niederlage, dürfen die Karten ruhig neu gemischt werden: Neues Spiel, neues Glück. Auf den Versuch kommt es an.


Autorin: Angelika Stallhofer

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