Bungee Jumping - Nichts für schwache Nerven
Bungee Jumping - Nichts für schwache Nerven
Durch ein elastisches Seil gesichert, springt man kopfüber meterweit in die Tiefe. Die Fallgeschwindigkeit überschreitet dabei - je nach Höhe des Absprungortes - schon einmal die 100 km/h-Marke: Bungee Jumping erfreut sich dennoch steigender Popularität.

Kopfüber in die Tiefe

Was auf den ersten Blick gefährlich klingt und aussieht, ist bei Einhaltung der Sicherheitsvorschriften relativ sicher. Gefährdet sind vor allem schwache Nerven! Wer nämlich aus schwindelerregender Höhe kopfüber im freien Fall in die Tiefe springt, muss die eigenen Ängste erst einmal überwinden. Nach Überwindung der Höhenangst muss auch noch der Absprung gewagt werden. Nervenkitzel pur, den man beim Bungee Jumping, vom englischen „bungee“ bzw. „bungy“ für „Gurt“ oder „Seil“ und „jump“ für „springen“, erlebt: Gegenstand der modernen Extremsportart ist nämlich der Sprung in die Tiefe von einem hohen Bauwerk oder Kran. Der Körper des Springers ist dabei durch ein elastisches Gummiseil mit der Absprungplattform verbunden, welches den freien Fall über dem Abgrund abbremst. Fußschlaufen werden mit Karabinerhaken am Seil befestigt und sind meist so konzipiert, dass sie sich durch Zugbelastung fest zusammenziehen. Während des Freifalls, der so weit hinunterführt, wie das Seil auch ohne Springer hängen würde, hängt das Seil locker am Fußgelenk. Ab diesem Punkt dehnt es sich und der Springer wird abgebremst, durch die Elastizität des Seils mehrfach nach oben zurückgefedert und pendelt schließlich aus. Vor allem das erste Zurückfedern, Rebound genannt, ist häufig so stark, dass eine weitere Freifall-Phase folgt. Die Länge des Seils wird dem jeweiligen Körpergewicht angepasst und so berechnet, dass der Springer vor dem Boden gestoppt wird, gleichzeitig jedoch auch eine möglichst lange Freifallphase hat. Als Absprungsort dienen vorhandene Bauwerke wie Brücken, Türme und Staudämme oder eigens aufgestellte Kräne. Die Höhe beträgt nicht selten über 100 Meter, die Fallzeit bewegt sich im Sekunden-Bereich, die Geschwindigkeit ist abhängig von der Höhe des Absprungpunktes und erreicht um die 100 km/h.


Vom Stammesritual zum Extremsport

Seinen Ursprung hat das Bungee Jumping vermutlich im Stammesritual der Lianenspringer von Pentecote, von dem sich der Oxford University Dangerous Sports Club begeistern ließ und in den 1970er-Jahren Experimente startete. Es wurde mit Gummibändern experimentiert, um die Sprünge ungefährlicher zu machen und 1979 führten vier Mitglieder des Clubs den ersten Bungee Jump durch: Sie wagten den Sprung von der 250 ft, rund 76 Meter hohen Clifton Suspension Bridge in Bristol, Sprünge von der Golden Gate Bridge und der Royal Gorge Bridge in den USA folgten. Das elastische Gummiseil, das extra für den Sprung in die Tiefe konzipiert wurde, testete 1986 der Neuseeländer A.J. Hackett erstmals durch einen Sprung von der Greenhithe Bridge, ein Jahr später folgte sein berühmter Sprung vom Eiffelturm in Paris. Anschließend bot Hackett in Neuseeland kommerzielle Sprünge an, bis heute findet man weltweit die Möglichkeit zum Bungee Jumping. In Österreich machten vor allem der deutsche Stuntman Jochen Schweizer und Gerhard Grabner den Extremsport populär.


Bungee Jump-Variationen

Aufgrund der steigenden Popularität haben sich in den vergangenen Jahren mehrere Varianten des Bungee Jumping entwickelt: Es gibt die Möglichkeit, zu zweit zu springen, beim sogenannten Tandem-Sprung, die Variante des Bungee Jumps aus einem Helikopter oder jene, beim Sprung von einer Brücke ins Wasser einzutauchen. Beim Rocket Bungee wiederum ist der Springer am Boden fixiert und das Bungee-Seil wird von einem Kran gespannt. Durch einen Auslösemechanismus wird die Fixierung gelöst, der Springer schnellt in die Höhe. Bei der Sling-Shot-Variante, auch Bungee-Kugel genannt, wird ein offenes Kugelgerüst nach oben katapultiert, um anschließend zurückzuschnellen. Dabei ist die Kugel zwischen Masten an vier Sprungseilen aufgehängt und dreht sich. In der Kugel befinden sich meist zwei Sitze, mit Beckengurten und Sicherheitsbügel über den Schultern sind die Insassen gesichert.


Geringe Verletzungsgefahr

Sofern die Sicherheitsvorschriften eingehalten werden, ist Bungee Jumping mittlerweile relativ sicher. Gefährliche oder gar tödliche Verletzungen sind eine Seltenheit und meist auf fahrlässiges Verhalten zurückzuführen wie ungenügend gesicherte Gurte oder nicht ordnungsmäßig geschlossene Karabinerhaken. Technisches Versagen ist die seltenste Ursache für Unfälle, moderne Bungee-Seile bestehen aus zwei Strängen und haben einen Überdehnschutz, um Sicherheit zu garantieren. Dennoch besteht die Gefahr von Abschürfungen oder Prellungen beim ersten Rebound, da das hohe Zurückschleudern die Möglichkeit einer Seilberührung birgt. Vor allem Gesicht und Hals müssen in dieser Phase durch vor das Gesicht gehaltene Unterarme geschützt werden. In manchen Fällen besteht eine Verletzungsgefahr für Wirbelsäule oder Fußgelenk, wenn der Springer beim Abbremsen nicht optimal senkrecht mit dem Kopf nach unten ausgerichtet ist und eine peitschende Bewegung des Körpers daraus resultiert. Da durch die Kraft, die bei der Bremsverzögerung auf den Körper wirkt, der Blutdruck im Kopf stark ansteigt, sollten vor allem Personengruppen mit gesundheitlicher Vorbelastung auf Bungee Jumping verzichten. Dazu zählen Personen mit Neigung zu Bluthochdruck, Herz- oder Kreislauferkrankungen, nach Schädelverletzungen, psychischen Erkrankungen, Epilepsie, Gefäßerkrankungen und grünem Star. Dasselbe gilt für Schwangere und schwer alkoholisierte Personen. Voraussetzungen sind also ein guter allgemeiner Gesundheitszustand – und der Mut zur Selbstüberwindung.


Infos und Locations:

Ein Sprung kostet zwischen 80 und 150 Euro - ja nachdem, wo gesprungen wird:

www.rupert-hirner.at
www.bungee-springen.com
www.bungy.atwww.bungy.at
www.jochen-schweizer.at


Autorin: Marlies Weissinger
Fotocredit: Bernd Boscolo/pixelio.de

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