Phantomschmerzen - wenn Verlorenes bestehen bleibt
Phantomschmerzen - wenn Verlorenes bestehen bleibt
Sie können so unheimlich wirken wie ihr Name, trotzdem sind Phantomschmerzen ein schwerwiegendes Problem für die betroffenen Patienten. Die medizinische Forschung hat jedoch bereits beachtliche Fortschritte erzielt.
 
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Behandlung und Therapie von Phantomschmerzen
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Vergangene Bewältigungsstrategien und -versuche

Obwohl die definitiven Ursachen für Phantomschmerzen noch nicht vollständig wissenschaftlich geklärt sind, gab es doch Fortschritte zu den damaligen Theorien und Therapieversuchen.

Früher wurde davon ausgegangen, dass sich die Nervenenden nach Amputation entzünden können und so die Phantomschmerzen auslösen. Daraufhin amputierten in extremen Fällen die Chirurgen sogar ein zweites Mal und verkürzten den Stumpf in der Hoffnung, den Patienten dadurch von den Schmerzen zu befreien. Stattdessen verschlimmerten sich jedoch meist die Schmerzen, die Patienten litten nun unter dem ursprünglichen Phantomglied wie auch unter dem neu erzeugten Phantomstumpf.

In den frühen Neunzigern führte der Nachweis, dass sich das Gehirn, fällt ein sensorischer Input aus, reorganisieren kann, zu neuen Ansichten und Behandlungsstrategien.

 

Behandlung und Therapie des Phantomschmerzes

Die Therapieform richtet sich an der Dauer und Intensität der individuellen Schmerzbelastung. Bis heute steht für die Behandlung von Phantomschmerzen kein einheitlicher Therapieansatz zur Verfügung.

Schwere Schmerzen werden durch Opiate wie beispielsweise Morphin behandelt. Bei einer Dauertherapie werden im Laufe der Behandlung auch verschiedene Medikamente individuell kombiniert. Ebenso kann eine Kombinationstherapie aus medikamentöser und physikalischer Behandlung sinnvoll sein. Antidepressiva können zur Anwendung kommen.

Weitere Behandlungsoptionen sind alternative Heilverfahren wie beispielsweise die Neuraltherapie, die psychosomatische Therapie oder die Thalamusstimulation. Eine Elektrostimulation des Rückenmarks, bei dem eine Elektrode neben das Rückenmark zur Reizung der dortigen Nervenbahnen gesetzt wird, kann wirksam sein. Die Elektrode stört die zum Gehirn geleiteten Nervenimpulse und vermindert so den Schmerz im Phantomglied. Nachteilig für den Patienten ist möglicherweise das Kribbeln, das er an der eingesetzten Stelle spürt.

Der Schmerz kann durch gezielte Ablenkung durch den Patienten verringert werden. Sich mit anderen Dingen zu beschäftigen sowie eine Stumpfmassage bringen gelegentlich Linderung.

Aus 2007 stammt ein neuer, interessanter Therapieansatz: mittels Virtual Reality (VR) - ein künstlich visuelles Feedback - wird die verlorene Extremität simuliert. Hierbei kann der Patient das Phantomglied „bewegen“ und es so aus der imaginierten schmerzhaften Stellung lösen. Diese Therapie brachte bisher sehr gute Ergebnisse. Ähnlich wie bei der sogenannten Spiegeltherapie wird auch hier der somatosensorische Kortex sozusagen „ausgetrickst“.


Prophylaxe des Phantomschmerzes

1997 wurde in einer dänischen Studie publiziert, dass Intensität und Dauer des voroperativen Schmerzes in Verbindung mit dem späteren Auftreten von Phantomschmerzen stehen. Bei planbaren Operationen kann das spätere Auftreten von Phantomschmerzen durch ein geeignetes präoperatives Schmerzmanagement günstig beeinflusst werden. Analgetika sowie Neuroleptika kommen dabei zum Einsatz. Ebenso scheint der zusätzliche Einsatz von Lokalanästhetika zur Nervenblockade während der Amputation die Inzidenz von Phantomschmerzen zu vermindern.

 

 


Autorin: Mag. Vorauer Nicole

 
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