Schmerzen im Alter - KEINE hinzunehmende Tatsache
Schmerzen im Alter - KEINE hinzunehmende Tatsache
Unterschiedlichste Faktoren führen oftmals zu unzureichendem Schmerzmanagement. Doch kann individuelle Schmerztherapie, Unterstützung für Körper und Seele sowie dauerhafte Prävention die Lebensqualität in hohem Maße günstig beeinflussen.
 
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Diagnose und Schmerzerkennung
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Allgemeines/Hintergrund

Kommunikationsbarrieren zwischen Arzt und Patient sowie die falsche Annahme des Patienten, das Schmerzen zum Alter gehören, führen oft zu unzureichender Schmerzbehandlung. Dabei leiden viele Menschen in der zweiten Lebenshälfte längere Zeit oder sogar ständig unter Schmerzen. Viele Patienten nehmen diesen Umstand als gegeben hin. Schmerzen unterschiedlichster Intensität können in jedem Lebensalter auftreten. Im höheren Lebensalter sind sie besonders stark verbreitet. Hauptsächliche Auslöser sind degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Hüft-, Bein oder Fußschmerzen sowie Rückenschmerzen.

Schmerz scheint eine Geißel des Älterwerdens zu sein. „Laut der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) leiden 43 Prozent der Über-50-jährigen an chronischen, also drei und mehr Monate andauernden Schmerzen, in der Altersgruppe ab 65 sind bereits 50 Prozent davon betroffen, bei den Über-74-Jährigen sogar 75 Prozent. Noch dramatischer die Situation in Pflegeheimen: Dort sei laut der Internationalen Gesellschaft für Schmerzforschung (IASP) Schmerz ständiger Begleiter von 80 Prozent der alten Menschen.“ (ÖSG und IASP)

Durch die demographischen Veränderungen unserer Gesellschaft werden diese Zahlen noch weiter ansteigen. Die Entwicklungen führen zu einer stetigen Zunahme der Zahl betagter und hoch betagter Menschen und gleichzeitig auch zu einer Häufung altersassoziierter Erkrankungen, von denen sehr viele mit Schmerzen verbunden sind. Vorurteile, dass Schmerzen nun einmal zum Alter gehören, halten sich beständig aufrecht. Auf der anderen Seite leidet laut der ÖSG jedoch auch noch drei Monate nach Beginn einer Schmerztherapie jeder dritte Patient an starken Schmerzen.


Problem der Diagnose und Schmerzerkennung

Durch die falsche Annahme, dass Schmerzen zum fortgeschrittenen Alter dazugehören, klagen Betroffene oftmals nicht darüber. Mimik und Körpersprache sind bezüglich des Schmerzempfindens oft wenig aussagekräftig, daher wird die Diagnosestellung für den Arzt noch erschwert. Allerdings werden Folgen von Schmerzen wie Schlafstörungen, Schonhaltung, veränderter Atemrhythmus oder Appetitverlust von Patienten schon angegeben.

Durch die Vielzahl der möglichen Ursachen von Schmerzen im Alter handelt es sich häufig um eine diagnostische Herausforderung für die behandelnden Ärzte. Erschwerend sind Aussagen wie „mir tut alles weh“, wodurch der Schmerz nicht klar zu lokalisieren ist, da das Finden des Hauptschmerzes für die Behandlung wichtig ist. Doch trotz möglicher Schwierigkeiten müssen und sollen Schmerzen im Alter nicht hingenommen werden. Und das aus dem einfachen Grund: chronischer Schmerz verursacht viel Leid und kann negative Auswirkungen sowohl auf körperlicher, als auch auf geistiger und seelischer Ebene haben. Beispiele sind Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Einbuße kognitiver Fähigkeiten oder Depressionen.

Schmerzlinderung oder –beseitigung bedeutet gleichzeitig Steigerung der Lebensqualität.


Zahlreiche mögliche Ursachen

Verursacht das Älterwerden Schmerzen, liegt es zum Einen an biologischen Veränderungen und Abbauprozessen, die im Laufe der Jahre im Körper vor sich gehen und beispielsweise Schmerzen im Bewegungsapparat bedingen. Zum Anderen nimmt die Schmerztoleranz im Alter ab. Dies hängt mit dem sogenannten antinozizeptiven System zusammen (Mechanismen des Körpers um Schmerz zu unterdrücken), welches ebenso vom biologischen Abbau betroffen ist.

Hinter der Schmerzproblematik in der zweiten Lebenshälfte können Krankheiten stehen, die im Alter gehäuft auftreten, wie rheumatische Leiden, Gelenksprobleme, Osteoporose, aber auch Diabetes oder Erkrankungen des Nervensystems. Nicht zu vergessen sind ebenso psychische und soziale Komponenten, da Schmerz und Psyche sich sehr nahe stehen.


Schmerz als eigenes Krankheitsbild statt Funktion Warnsignal

Chronischer Schmerz ist als gleichbedeutend mit dem Versagen der akuten Schmerztherapie anzusehen. Der Schmerz verliert in diesem Stadium seine eigentliche Funktion als Warnsignal und entwickelt sich zu einem eigenständigen Krankheitsbild.

 

 
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