Schatzkammer Natur - heimische Artenvielfalt
Schatzkammer Natur - heimische Artenvielfalt
Nach den Gesetzen der Aerodynamik können Hummeln nicht fliegen. Weil Hummeln diese Gesetze nicht kennen, fliegen sie trotzdem. Im Buch „Schatzkammer Natur – Von der Vielfalt heimischer Arten“ werden 33 Tiere und Pflanzen liebevoll und anekdotenreich beschrieben.
Schatzkammer Natur - heimische Artenvielfalt
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Artenvielfalt – Biodiversität…

…diese Begriffe hört und liest man immer wieder im Zusammenhang mit Umwelt- und Artenschutz. Aber was bedeutet das eigentlich, Biodiversität? Bei der Umweltkonferenz in Rio de Janeiro 1992 wurde das „Übereinkommen über die biologische Vielfalt“ (Convention on Biodiversity – CBD) verabschiedet. Die biologische Vielfalt soll auf drei Ebenen gesichert werden: der Ebene der Gene, der Arten und der Ökosysteme. Auch die vielen vom Menschen gezüchteten Kulturpflanzen und Haustiere, die durch Konzentration auf Hochleistungssorten und –Rassen zunehmend bedroht sind, sollen für die Zukunft erhalten werden. In neun „Denkstücken“, die sich mit den Artenbeschreibungen und Tipps zum selber Ausprobieren abwechseln, beleuchtet das Buch „Schatzkammer Natur“ die Zusammenhänge zwischen Artenvielfalt und menschlichem Tun, zwischen Natur und Kultur.
 

An Bach und Tümpel

Im ersten Teil des Buches ist über den „Ökosystemingenieur“ Biber zu lesen, der sowohl in Deutschland als auch in Österreich schon sehr selten war, sich aber seinen Lebensraum wieder zurück erobert. Biber beeinflussen durch ihre Staudämme die Wasserspeicherung großer Gebiete, durch die Rückkehr der Biber kann sich der Anteil offener Wasserflächen um 60 Prozent erhöhen! Das kann in trockenen Sommern ein wahrer Segen sein und bei Hochwasser halten Biberdämme viel Wasser zurück, so dass das Wasser versickern kann. Dafür braucht es aber auch Raum, der oft nicht mehr gegeben ist, da Wiesen und Äcker bis an die Flüsse reichen.

Edelkrebs, Bachforelle, Eisvogel und Prachtlibelle werden ebenso auf jeweils drei Seiten vorgestellt, wie die Flußperlmuschel, die über hundert Jahre alt werden kann und deren Larven sich nur in den Kiemen von Bachforellen entwickeln können. Man erfährt, dass Weißstörche über 10.000 Flugkilometer im Jahr zurücklegen und dass die Farbanpassung von Laubfröschen durch die Struktur ihres Untergrundes ausgelöst wird: bei glattem Untergrund sind Laubfrösche hellgrün, auf rauem Untergrund sind sie grau-braun. Haben sie´s „stressig“, werden Laubfrösche fleckig und je wärmer die Temperaturen, umso heller sind sie gefärbt.

In nährstoffarmen, stehenden Gewässern lebt eine fleischfressende Pflanze: der Wasserschlauch. Er ist in einer Tiefe von 10 bis 70 Zentimetern frei schwimmend, wurzellos und nur die gelben Blüten sind im Sommer an der Wasseroberfläche zu sehen. In Fangbläschen erzeugt der Wasserschlauch Unterdruck und fängt so Kleinstlebewesen wie Wasserflöhe.
 

In Feld und Flur

In Feld und Flur sind unter anderem die Schmetterlingsarten Admiral und Bläuling, Feldhase, Feldlerche, Rebhühner und Wechselkröten unterwegs. Sie alle werden detailreich beschrieben und sind, wie auch in den anderen Kapiteln, auf farbigen Aquarellen der Künstlerin Rita Mühlbauer porträtiert. Steinhummeln bauen ihre Nester an trockenen, dunklen Orten, wie in verlassenen Mäuselöchern oder Vogelnistkästen. Das Körpervolumen von Hummeln steht in einem ungünstigen Verhältnis zu der Flügeloberfläche und so könnten Hummeln laut wissenschaftlichen Erkenntnissen eigentlich gar nicht fliegen. Aber sie tun es zum Glück trotzdem, denn sie sind wichtige Bestäuberinsekten. Erwähnenswert ist eine Erkenntnis über den Vogelzug der Rauchschwalben: Trupps von Mehl- und Rauchschwalben fliegen statt über die Alpenkette zeitsparend durch den Tauerntunnel vom und ins Winterquartier in Südafrika. Dort wäre anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2010 fast das Sumpfgebiet trocken gelegt worden, in dem ein Drittel der europäischen Rauchschwalben überwintert. Der Großflughafen wurde zwar in der Nähe gebaut, aber der Sumpf durfte bleiben.
 

In Hecke und Wald

Die Tiere und Pflanzen des dritten Buchteils leben in Hecke und Wald. Wie die Blindschleiche, die immer noch mit Schlangen verwechselt wird, obwohl sie eine Eidechsenart ist, der Igel, der Kuckuck, der Schwarze Holunder und der Feldmaikäfer. Das Familienleben der Rotfüchse wird als sehr sozial beschrieben. Rotfüchse leben in Familiengruppen, fast alle kümmern sich um den Nachwuchs. Füchse passen ihre Wurfgröße an die gegebenen Bedingungen an. Gibt es schon so viele Füchse in einem Gebiet, dass sie sich schon fast auf die Pfoten steigen, haben nur die Chefinnen Welpen, die jüngeren Weibchen helfen bei der Aufzucht mit. Werden die Fuchsbestände z.B. durch Bejagung stark dezimiert, bekommen alle fruchtbaren Weibchen Junge und eine Füchsin kann dann bis zu 14 Welpen werfen!


Recht auf Wildnis

In einem zukunftsfähigen Naturschutz muß es auch ein „Recht auf Wildnis“ geben. Bis zu 40 Prozent der Pflanzenarten und über die Hälfte der Tiere in Europa sind bedroht! Mit jedem Stück „Wildnis“ und sei es noch so klein, z.B. ein Eck im eigenen Garten, kann dem Schwund der Biodiversität gegengesteuert werden. Die 19 Autorinnen und Autoren des Buches bereichern mit ihrem Fachwissen und liebevollen Beiträgen und fördern das Verständnis für die lebenden Schätze der Natur.

„Wildnis ist Träumen statt Aufräumen, ist das Gespräch mit der Natur statt über die Natur“ Hubert Weinzierl

 

 

"Schatzkammer Natur. Von der Vielfalt heimischer Arten"
Museum Mensch und Natur & Hofpfisterei München (Hrsg.),
oekom verlag, München 2009

 

 

 

 

Autorin: Martina Haidvogl

 

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