Reizdarmsyndrom - unsichtbare Verdauungsstörung
Reizdarmsyndrom - unsichtbare Verdauungsstörung
Rund ein Fünftel der ÖsterreicherInnen leiden an der Verdauungsstörung, für die es weder eine klare Diagnose noch eine gänzlich geklärte Ursache gibt. Trotzdem gibt es Hilfe.
Reizdarmsyndrom - unsichtbare Verdauungsstörung
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Was ist das Reizdarmsyndrom?

Bauchkrämpfe, Durchfall, Verstopfung und Blähungen sind Symptome des Reizdarmsyndroms, das auch irritables Darmsyndrom (international: Irritable Bowel Syndrom), Colon irritable oder „nervöser Darm“ genannt wird. Das Reizdarmsyndrom zählt zu den gastrointestinalen Störungen und ist eine der häufigsten Erkrankungen ohne klare Diagnose, die vor allem in westlichen Industrieländern auftritt. Zwischen zehn und 15 Prozent der Menschen leiden in jenen Ländern am Reizdarmsyndrom, in Österreich sind es rund 20 Prozent und Frauen sind doppelt so häufig davon betroffen als Männer.

Beim Reizdarmsyndrom ist vor allem der Transport der Nahrung im Dickdarm gestört, aber auch der restliche Verdauungstrakt – wie Dünndarm oder Magen – kann davon betroffen sein. Sonografische oder endoskopische Untersuchungen des Verdauungsapparats bleiben beim Reizdarmsyndrom ohne Befund, sodass neben physischen Beschwerden auch psychische Aspekte in Betracht gezogen werden. Das Reizdarmsyndrom ist somit keine ernsthafte Darmerkrankung, schränkt allerdings die Lebensqualität der Betroffenen zum Teil stark ein und kann aufgrund der Schmerzen bzw. den unangenehmen Stuhlgewohnheiten zur Entwicklung sozialer Phobien führen.

Ursachen

Die Auslöser des Reizdarmsyndroms geben der Medizin noch immer Rätsel auf, was eine eindeutige Diagnose unmöglich macht. Viele Betroffene berichten von einem Zusammenhang zwischen Lebensmitteln und auftretenden Beschwerden, Studien zufolge sind zudem vielfältige Ursachen möglich: Infektionen im Darmbereich (zum Beispiel durch Salmonellen), Antibiotika, übermäßige Schmerzempfindlichkeit der Verdauungsorgane, Fehlbesiedelung der Darmflora, erbliche Veranlagungen, Störungen im Immunsystem, hormonelle Einflüsse oder psychosozialer Stress kommen demnach als Auslöser infrage.

Diagnose

Als Reizdarmsyndrom wird die Verdauungsstörung dann bezeichnet, wenn häufig (je nach Definition in zwölf Monaten mindestens zwölf Wochen, die nicht in Folge sein müssen oder aber an mindestens drei Tagen im Monat) starke Blähungen, Krämpfe, Bauchschmerzen und unregelmäßiger Stuhlgang auftreten. Dabei muss eine Linderung der Beschwerden durch Stuhlgang und eine Verbindung des Beginns der Schmerzen mit Stuhlhäufigkeit und -konsistenz vorhanden sein.

Wichtig beim Reizdarmsyndrom ist der Ausschluss von organischen Veränderungen im Darm, die die Beschwerden hervorrufen könnten. So kann eine Darmspiegelung Kolonkarzinome bzw. chronisch-entzündliche Darmerkrankungen ausschließen, eine Magenspiegelung dort angesiedelte Geschwüre und eine Ultraschalluntersuchung etwaige Lebererkrankungen. Zudem geben Blutuntersuchungen, H2-Atemtests (zur Abklärung von Laktose- bzw. Fruktoseintoleranz) und ein Test auf Sorbitunverträglichkeit weiter Aufschluss über mögliche Ursachen der Beschwerden.

Therapie

Aufgrund der Unbestimmtheit der Beschwerden und des unangenehmen Themas suchen Betroffene oft erst spät Hilfe. Sind organische Probleme erst einmal ausgeschlossen, wird individuell auf die Beschwerden der Patientin/des Patienten eingegangen, wobei ein gut geführtes Tagebuch mit Zeitpunkt, Dauer und Intensität der Beschwerden von Vorteil ist. Gegen die einzelnen Symptome wie Durchfall oder Verstopfung können Medikamente eingenommen werden, auch Antidepressiva werden aufgrund ihrer positiven Wirkung auf die Darmtätigkeit oft verschrieben. Zudem können natürliche Stoffe bei der Linderung der Beschwerden helfen: Pfefferminz- oder Melissenöl wirken durch ihre ätherischen Öle genauso beruhigend auf den Darm wie Flohsamenschalen oder eine Teemischung aus Anis, Kümmel und Fenchel.

Eine weitere Möglichkeit der Therapie ist die Ernährungsumstellung, bei der allerdings um Mängeln vorzubeugen nicht auf einzelne Lebensmittel verzichtet, sondern auf eine ausgeglichene Kost mit hohem Anteil an Ballaststoffen und ausreichend Flüssigkeit geachtet werden sollte. Wird psychosozialer Stress als Auslöser angenommen, ist außerdem eine Psychotherapie ratsam. Bewährt hat sich dabei vor allem die Hypnotherapie, eine bauchgerichtete Hypnose.

Autorin: Mag.a Mirjam Bromundt

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