Der systemische Lupus erythematodes (SLE)
Der systemische Lupus erythematodes (SLE)
Die Wissenschaft rechnet den systemischen Lupus erythematodes den rheumatischen- sowie Bindegewebserkrankungen zu. Der Name der Krankheit kommt aus dem lateinischen - systemisch (befällt mehrere Körperteile), Lupus (Wolf), erythematodes (errötend) - und ist auf seine wolfsähnlich aussehenden Vernarbungen und Rötungen zurückzuführen.
Was ist Lupus?
 
SLE kann sich zur Gruppe der Autoimmunerkrankungen zählen. Dabei richtet sich der Körper gegen das eigene und gesunde Gewebe. Infolge kann es zu chronischen Entzündungen der Haut, der Organe und der Gelenke kommen. Welche Körperteile betroffen sind, wie die Krankheitsaktivität verläuft und in welchem Schweregrad sich die Krankheit auf den Körper ausbreitet, ist von Patient zu Patient verschieden. Zum Teil hängt es auch davon ab, welche Lupusart den Körper befällt.
 
Welche Arten von Lupus gibt es?
 
Neben dem systemischen Lupus erythematodes gibt es auch Ausprägungen der Krankheit, welche lediglich die Haut betreffen:
 
Chronisch diskoider Lupus erythematodes (CDLE): Die Entzündungen treten ausschließlich auf der Haut auf und kennzeichnen sich durch rote, rundliche und schuppige Flecken. Es besteht die Gefahr, dass CDLE-Patienten im Laufe an SLE erkranken; das Risiko ist aber gering.
 
Subakut kutaner Lupus erythematodes (SCLE): Bei dieser Form treten ebenfalls nur Entzündungen an der Hautoberfläche auf. Vor allem jene Stellen sind betroffen, die regelmäßig der UV-Strahlung ausgesetzt sind. An Händen und Gesicht bilden sich Rötungen. Im Gegensatz zum CDLE hinterlässt diese Art keine narbenartigen Entzündungen.
 
Symptome und Beschwerden
 
Die Symptomatik des SLE prägt sich bei jedem Betroffenen individuell aus. Typisch für SLE ist auch, dass im Verlauf der Krankheit unterschiedlich starke Schübe auftreten.
 
Allgemeine Beschwerden
Fieber, Haarausfall, Kopfschmerzen und Gewichtsverlust treten im Zusammenhang mit SLE oft auf. Patienten fühlen sich müde und kraftlos. Zumeist sind auch die Lymphknoten der Betroffenen vergrößert. Bei kalten Temperaturen nehmen Hände und auch Finger eine weißliche oder bläuliche Farbe an. Ursache dafür sind krampfartige Verengungen der Blutgefäße. Die Bildung von roten Flecken an den Fingerspitzen ist ebenso ein Markenzeichen der Krankheit (Raynaud Syndrom). Epileptische Anfälle, Sehstörungen, Lähmungen, Gedächtnisprobleme, Verwirrtheit, Depressionen oder Persönlichkeitsveränderungen können als Folge bei manchen Patienten festgestellt werden.
 
Muskel- und Gelenksbeschwerden
Wenn sich Entzündungen in den Gelenken bilden, ist mit Schmerzen, Steifheit und Schwellungen an den betroffenen Stellen zu rechnen. Die Beschwerden sind morgens am stärksten ausgeprägt und vor allem im Handbereich zu spüren. Im Gegensatz zu anderen rheumatischen Erkrankungen hinterlässt SLE aber keine bleibenden Schäden in den Gelenken.
 
Haut
Ein typisches Kennzeichen von SLE ist das Schmetterlingserythem. Das sind symmetrische Rötungen auf beiden Wangen, welche über den Nasenrücken miteinander verbunden sind. Die Hälfte der SLE-Patienten weißt dieses Merkmal der Krankheit auf.
Rötungen treten an vorderster Stelle im Gesicht und an den Ohren auf. Aber auch überall dort, wo das Sonnenlicht den Körper bestrahlen kann. Oberarme, Schultern, Hände und der Brustbereich sind deshalb ebenfalls vor starker UV-Strahlung zu schützen.
 
Organe
Wenn die Krankheit die inneren Organe befällt, ist besondere Vorsicht geboten. Nieren-, Rippenfell- und Herzbeutelentzündungen sind weitere Symptome, welche Lupus mit sich bringen kann. In manchen Fällen sind auch der Herzmuskel und das Lungengewebe von Entzündungen betroffen, dies ist aber selten.
 
Nervensystem
Ungefähr 10 % der Betroffenen leiden durch SLE an Gefühlsstörungen und Missempfindungen an gewissen Körperteilen. Dies macht sich durch Taubheit, Schmerzen oder erhöhte Empfindlichkeit an den betroffenen Stellen bemerkbar.
 
Blut
In Zusammenhang mit Lupus konnte eine erhöhte Gerinnbarkeit des Blutes festgestellt werden. Dadurch besteht eine höhere Gefahr für Venenthrombosen, Embolien und Infarkte. Bei Frauen in der Schwangerschaft kann es aufgrund der hohen Blutgerinnung zu Komplikationen und verstärkten Blutungen kommen. Im Allgemeinen ist für Frauen mit SLE die Gefahr Fehlgeburten zu erleiden groß.
 
Ursachen
 
Die Ursachen des systemischen Lupus erythematodes konnten bislang nicht genau geklärt werden. Bekannt ist nur, dass das Immunsystem der betroffenen Personen Antikörper bildet, welche sich gegen die roten und weißen Blutkörperchen, gegen Phospholipide (wichtige Baustoffe der Zellwand) und gegen Bestandteile des Zellkerns richten. Folglich treten Entzündungen an Haut, Organen sowie Gelenken auf; zusätzlich wird die Blutgerinnung aktiviert.
 
Genetik und Erbgut
Welcher Ursache diese Fehlsteuerung zugrunde liegt bleibt ungewiss. Mediziner vermuten, dass eine genetische Veranlagung nicht auszuschließen ist, da Lupus in Familien gehäuft vorkommt. Der Grund dafür ist ein Erbfehler bestimmter Immunzellen, welcher durch die Gene weitergegeben werden kann. Das Risiko, die Krankheit den eigenen Kindern weiterzugeben, ist jedoch gering. Betroffene erben den Lupus nicht von den Eltern, sondern von früheren Generationen.
 
Sonnenstrahlung
Es konnte nachgewiesen werden, dass extreme Sonnenbelastung für die Krankheit negative Folgen mit sich bringt. Zum einen besteht die Vermutung, dass starke UV-Strahlung als eine der Hauptursachen der Krankheit gelten kann. Andererseits ist sicher, dass starkes Sonnenlicht einen Schub der Krankheit und dessen Symptome begünstigt.
 
Andere Faktoren
Zum Ausbruch der Krankheit können auch extremer Stress, Hormone, Nikotin, psychische Belastungen, Viren (z.B. Epstein-barr-virus), Infektionen und die Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Antiepileptika, Blutdruckmedikamente, Antibiotika, Hormonpräparate) beitragen. Beim Lupus, welcher durch Medikamente induziert wird, verschwinden nach Absetzen der Präparate alle Symptome und auch die Beschwerden wieder.
 
Ob diese Faktoren die Symptome lediglich aktivieren oder ob sie als Grundverursacher gelten können, ist der Medizin bis heute nicht genau bekannt.
 
Diagnose
 
Jeder SLE-Patient weißt ein individuelles Krankheitsbild mit unterschiedlichen Beschwerden auf. Aus diesem Grund ist es wichtig, auftretende Symptome genau zu überprüfen und ergänzende Untersuchungen anzustellen. Betroffenen ist anzuraten, einen Spezialisten – z.B einen Rheumatologen oder Immunologen  – aufzusuchen. Um andere Krankheiten auszuschließen werden Blutuntersuchungen, Ultraschalluntersuchungen sowie Labor- und Gewebeuntersuchungen durchgeführt.
 
ACR Kriterien
 
Das American College of Rheumatology hat aufgrund zahlreicher Untersuchungen Kriterien zusammengefasst, anhand welcher sich Patienten und Ärzte orientieren können. Das Vorliegen der Krankheit ist umso wahrscheinlich, desto mehr Kriterien zutreffen:
 
  • Schmetterlingserythem
  • Diskoider Lupus: scheibenförmiger Hautausschlag
  • Lichtempfindlichkeit (Aufkommen von Kopfschmerzen nach Sonnenstrahlung)
  • Gewebsdefekte an Mund oder Nase
  • Entzündungen der Gelenke und/oder Organe
  • Schädigungen an der Niere
  • Neurologische Veränderungen
  • Veränderter Blutbefund (Anämie, verminderte Anzahl der Blutplättchen oder der weißen Blutkörperchen)
  • Immunologische Befunde: Autoantikörper gegen eigene DNS
 
Bei schwacher Krankheitsaktivität oder leichter Form des Lupus ist es auch möglich, dass nur ein oder zwei Kriterien des Krankheitsbildes zutreffen.
 
Behandlung, Prognose und Verlauf
 
Je nach Schweregrad und Verlauf der Krankheit ist es Aufgabe des Arztes, eine geeignete Therapie auszuwählen und mit dem Patienten abzusprechen. Die Behandlung orientiert sich daran, welche Körperteile betroffen sind.
 
Die einzige Behandlungsmöglichkeit, welche das fehlgesteuerte Immunsystem wieder in Balance bringen kann, erfolgt mit Medikamenten. In Kombination mit einer medikamentösen Behandlung werden Kortisonpräparate als Behandlung empfohlen. Seit der Verwendung des gut verträglichen Kortisons haben sich die Behandlungsmöglichkeiten stark verbessert.
 
Die Heilung von SLE ist bis heute nicht gelungen, jedoch ist es anhand der modernen Medikamente möglich die Erkrankung zu kontrollieren. Betroffene haben eine normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität, wenn sie sich regelmäßig untersuchen bzw. behandeln lassen. Eine frühe Diagnose sowie Therapie wirken sich zusätzlich positiv auf die Erkrankung aus. Die auftretenden Symptome der Krankheit nehmen im Verlauf ab und werden milder.
 
Die Behandlung wird zumeist lebenslang fortgesetzt. Nur in wenigen Fällen kann sie ausgesetzt werden, beispielsweise bei anhaltenden und konstanten Phasen, in denen keine Beschwerden oder Symptome auftreten. Ein Absetzen der Medikamente oder anderen Therapievorschriften hat nur in Absprache mit dem Arzt zu erfolgen.
 
Um Schüben der Erkrankung positiv entgegen zu wirken ist es ratsam, dass Betroffen einige Regeln befolgen:
  • Starken Stress vermeiden
  • Positive Lebenseinstellung einnehmen
  • Entspannungstechniken durchführen (z.B. autogenes Training)
  • Intensive Sonneneinstrahlung meiden; auch die Sonnenbank
  • Bei kalten Temperaturen ist Kleidung mit Kälteschutz zu empfehlen
  • Starken Klimawechsel meiden
  • Einnahme von Hormonpräparaten meiden (z.B. die Pille kann schubauslösend wirken)
  • Starke psychische Belastung und körperliche Überbelastung meiden
  • Übergewicht reduzieren
  • Nikotin meiden
  • Alkohol nur in Maßen genießen
  • Sportliche Betätigung in den Tagesablauf einbauen
  • Umstellung auf ausgewogene und fettarme Ernährung
  • Infektionen vorbeugen

AutorIn: Mag. Kerstin Kulovits

Fotocredit: William Veder / pixelio.de
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