Vaginale Pilzinfektion- ein häufig auftretendes Übel
Vaginale Pilzinfektion - ein häufig auftretendes Übel
Drei von vier Frauen erkranken mindestens einmal im Leben an einer Pilzinfektion der Vagina (Vaginalmykose), viele jedoch auch mehrfach. Es handelt sich um Hefepilze, die zur Candida-Familie zählen.
Vaginale Pilzinfektion - ein häufig auftretendes Übel
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Der Pilz existiert in zwei Erscheinungsformen: Als kleine runde Spore und als “ausgewachsene” Sprosszelle. Beide Formen können Symptome auslösen, wobei die Sprosszellen deutlich aktiver und aggressiver in die Zellwände der Scheide und Vulva eindringen.

Verbreitung und Vorkommen von Candida albicans
Der Hefepilz besiedelt bei etwa 20 % aller Menschen die Haut und gilt hier als harmlos. Bei rund 60 % ist er sogar auf den Schleimhäuten des Magen-Darm-Traktes zu finden, ohne Beschwerden hervorzurufen. Erst eine Störung des Abwehrsystems lässt die aggressive Vermehrung des Pilzes zu. Candida albicans, der Haupterreger einer Pilzinfektion, befindet sich bei etwa 10 % aller Frauen, bei Schwangeren sogar zu 30 % in der Scheide, ohne Symptome auszulösen. Meistens gelangen die Pilze aus dem Darm über den After dorthin, da sie die kurze Strecke zur Scheidenöffnung mühelos überwinden. Ein intaktes “Ökosystem” kann die Pilze im Zaum halten und daran hindern, sich explosionsartig auszubreiten.

Beschwerdebild
Jucken, Rötungen und Schwellungen im Intimbereich sowie vermehrter Ausfluss legen den Verdacht nahe, dass es sich um eine Pilzinfektion handelt. Die Symptome können aber auch bei etlichen anderen Erkrankungen auftreten. Deshalb ist eine exakte Diagnose beim Frauenarzt wichtig. Während der Juckreiz praktisch ständig vorhanden ist, trifft dies auf den Ausfluss nicht generell zu. Wundgefühl in der Scheide sowie Reizungen und Brennen beim Geschlechtsverkehr oder nach dem Wasserlassen sind häufig weitere Anzeichen. Bei der gynäkologischen Untersuchung zeigen sich weiße Ausflussklümpchen an den Scheidenwänden. Schwellungen und Rötungen können sich in Richtung After und/oder Leistenbeuge erstrecken. Die klassischen Symptome sind:

  • Belastender und häufig unerträglicher Juckreiz im Bereich von Vulva und Scheideneingang insbesondere vor der Monatsregel.
  • Weißlich-krümeliger Ausfluss in unterschiedlicher Menge.
  • In schweren Fällen brennende Schmerzen.
  • Wichtig: Vaginalmykosen zählen nicht zu den Geschlechtskrankheiten! Es handelt sich auch nicht um eine bedrohliche Erkrankung. Wer jedoch davon betroffen ist, leidet an einer erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität. Tritt eine Vaginalmykose mehr als vier Mal im Jahr auf, ist davon auszugehen, dass die Abwehrkräfte des Immunsystems nicht intakt sind oder eine Darmpilzerkrankung vorliegt.

Was begünstigt eine Vaginalmykose
Hefepilze benötigen für Wachstum und Gedeihen Zuckerbausteine. Diese werden von den Übeltätern zu Kohlendioxid und Alkohol verarbeitet. Letzterer ist für das Brennen bei Infektionen im Vaginalbereich verantwortlich.
Diabetes mellitus: Auf den Schleimhäuten der Scheide ist der Zuckeranteil erhöht.
Schwangerschaft: Durch Hormonumstellung und hohen Zuckergehalt auf den vaginalen Schleimhäuten.
Einnahme von Cortison oder Zytostatika, die das Immunsystem schwächen.
Einnahme von Antibiotika: Durch das Abtöten bakterieller Krankheitserreger gerät das Scheidenmilieu in Ungleichgewicht, sodass Candida albicans verstärkt gedeiht.
Candida-Besiedlung des Darms.
Ein geschwächtes Immunsystem z.B. durch anhaltenden Stress oder andere Erkrankungen.

Tipps zur Vorbeugung
Unterwäsche aus Kunstfasern sowie enge Jeans bieten dem Candida-Pilz feucht-warme Wachstumsbedingungen. Außerdem führen übertriebene Hygiene, Intimsprays und ausgedehnte Bäder mit stark parfümierten Badezusätzen sowie häufige Scheidenspülungen zu Schleimhautreizungen. Wichtig: Nach dem Toilettenbesuch immer von der Scheide weg in Richtung After reinigen, um das Eindringen von Hefepilzen aus dem Darm zu vermeiden.
Bei empfindlichen Frauen kann die Scheide durch Tampons gereizt und eine Pilzinfektion begünstigt werden. Binden und Slipeinlagen sollten keine Kunststoffbeschichtung aufweisen, die ein pilzfreundliches Milieu schaffen. Es empfiehlt sich, Baumwollslips zu tragen, die täglich gewechselt und bei 90 Grad gewaschen werden können.
Nasse Badekleidung und verschwitzte Sportwäsche muss rasch gewechselt werden.

Pille und Pilze
Orale Kontrazeptiva (“Pille”) standen länger in Verdacht, die Ursache für häufig auftretende Pilzinfektionen zu sein. Die Daten hierzu sind noch nicht eindeutig. Jedoch ist ein Absetzen der Pille bei Frauen, die zu Candida-Infektionen neigen, eine unangemessene Vorbeugungsmaßnahme.

Wann ist eine Behandlung des Partners notwendig
Bei häufigen Pilzinfektionen sollte die Samenflüssigkeit des Partners mit Hilfe einer entsprechenden Hefepilzkultur untersucht werden. Werden dabei Hefepilze gefunden, ist eine Behandlung notwendig.
Hinweis: Hefepilzinfektionen sind nicht so ansteckend wie Erkrankungen, die durch Viren oder Bakterien übertragen werden. Es entsteht in der Regel nur dann eine Infektion, wenn die Pilze auch günstige Lebensbedingungen vorfinden. Meistens reicht es aus, dass die betroffenen Personen ihre eigenen Handtücher und Waschlappen benutzen und diese regelmäßig wechseln. Für den Einsatz von Desinfektionsmitteln im Bad besteht kein Anlass.
Der Besuch im Schwimmbad stellt keine Ansteckungsgefahr dar, während einer Pilzinfektion bzw. –behandlung sollte jedoch auf das Schwimmen verzichtet werden.

Gibt es eine Anti-Pilz-Diät?
Selbst wenn die Daten zu entsprechenden Diäten noch unterschiedlich sind, ist eine ausgewogene Ernährung ratsam. In diesem Fall sollten zuckerhaltige Nahrungsmittel sparsam verwendet werden. Dieser Hinweis dient nicht nur der allgemeinen Gesundheit, sondern trägt dazu bei, durch den Verzicht auf betont zuckerhaltige Nahrungsmittel dem Wachstum und der Vermehrung von Hefepilzen rechtzeitig zu begegnen.

Behandlung von Pilzinfektionen
Nach gynäkologischer Untersuchung und Diagnose werden Salben, Scheidenzäpfchen oder Vaginaltabletten verordnet. In schwerwiegenden Fällen sind Antipilzmittel zur Einnahme und Medikamente, die Milchsäure oder milchsäureproduzierende Bakterien enthalten, Mittel der Wahl.

Quelle: BVF

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