Bushido
Bushido - Zeiten ändern dich
Von wegen Alptraum aller Eltern: Bei der Verfilmung seiner Lebensgeschichte zeigt sich der deutsche Rapper Bushido von einer Seite, die manches Verhalten seiner Vergangenheit vielleicht nicht entschuldigt, aber zumindest erklärt.
Bushido - Zeiten ändern dich
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Der Film, eine Produktion von Bernd Eichinger (Das Parfum – Die Geschichte eines Möders), schlägt eine Brücke zwischen Skandalrapper und einem jungen Mann, der viele seiner Kindheitserinnerungen bis heute als Narben an der Seele trägt. Als komme genau bei Bushido das altbekannte Sprichwort ‚harte Schale, weicher Kern’ zum Tragen.

„Die Zeiten ändern dich“ – ein Film, der so einiges über Vergeben und Vergessen erzählt und auch von der Herausforderung, in manchen Situationen seinen Stolz für einen Moment in den Hintergrund zu stellen, um den inneren Frieden wieder zu finden. Szenen, die sich mit Respekt auseinandersetzen. Ein großes Wort im Hiphop, dessen Bedeutung sich für Bushido im Laufe der Jahre gewandelt zu haben scheint. Ein Film, der tiefer geht als das bloße Nacherzählen des Werdegangs eines Rappers, der aufgrund seines rauen Images eine Nation spaltet.

Wie viel Bushido steckt aber wirklich im Film?
„Ich glaube, die Menschen fragen sich erstmal wirklich, wie echt der Film ist. Sie haben durch meine Öffentlichkeitsarbeit, durch mein Auftreten, auch teilweise durch meine Musik, durch Äußerungen, durch meine Interviews ein gewisses Bild von mir erlangt. Irgendwann ist den Menschen aber der Gedanke verloren gegangen, dass ich ein ganz normaler Junge bin, der ein ganz normales Leben hat. Ich bin nicht jemand, der zehn Jahre im Gefängnis war, weil er mit Kumpels eine Bank überfallen hat und drei Geiseln erschossen hat. Wir hätten natürlich einen Film drehen können, in dem du siehst, ich verdiene 800.000 Euro, ich gebe davon 600.000 im Puff aus, hab den ganzen Film über Nasenbluten vom Kokain. Ich verprügle Frauen, weil das ja auch mein Motto ist, ironisch gesagt, ich verstoße meine Mutter, weil alle Frauen sind Nutten, was ich ja auch immer so gesagt habe – angeblich. Weil ich liebe Mutter. Das wäre der Film gewesen, den sich die Leute erwartet hätten. Das wäre genau das gewesen, was sich die Leute eh schon von mir denken. Und das, obwohl da ganz andere Sachen dahinter stecken und vor allem ein ganz normales Leben dahinter steckt. Das vergessen die meisten.“

Musik als Rebellion
Im Vergleich zum Anfang seiner Karriere scheint Bushido heute reifer und überlegter zu handeln, seine Aufgabe als Vorbild für Jugendliche ernster zu nehmen. Stellt sich hier die Frage, ob man damals von ihm schon erwarten konnte, sich dieser Herausforderung professionell zu stellen, wo der Beginn seines musikalischen Werdegangs doch nur von „einem unbändigen Willen zu leben“ geprägt war. Die provokanten Texte als ein Ausdruck der Rebellion, der eigenen Gefühle und wahrscheinlich der Ohnmacht, sich als kleines Kind nicht gegen die Schläge des Vaters und Stiefvaters wehren zu können und noch dazu mit ansehen zu müssen, wie die eigene Mutter unter der Gewalt des Ehemannes zerbricht, bevor sie sich von ihm trennt.

Der Film als Therapie
Wie seine Musik sah Bushido den Filmdreh ebenfalls als Art Therapie. Neben der Beschäftigung mit seiner Vergangenheit war es die Krankheit der Mutter, die dem 31jährigen zusetzte: „Der Film hat mir sehr viel Motivation gegeben, nachdem ich 2007 in ein Riesenloch gefallen bin. Meine Mutter war wegen Brustkrebs in einer Spezialklinik, später fielen ihr wegen der Chemotherapie die Haare aus, ich hatte keine Freundin, die Polizei hatte mir meinen Führerschein weggenommen. Durch den Filmdreh hatte ich die Möglichkeit, diesen ganzen Dreck, unter dem ich litt, einfach rauszuspielen und den Leuten zu sagen: Ich gelte zwar als hart und aggressiv, aber ich habe auch meine Schwächen und Probleme. Der Film hat mir auch die Möglichkeit gegeben, mich mehr als ein Jahr lang abzulenken, weil ich mich in die Arbeit stürzen musste. Im Nachhinein war das sehr gut für mich.“
Jetzt, wo für den Rapper wieder alles besser ist, verrät er im Interview seine Wünsche für die Zukunft: „Ich möchte eine Familie gründen, meine Kinder anständig erziehen und zu gesunden, starken Persönlichkeiten machen. Wenn es so weit ist, würde ich nebenbei ungern Musik machen und Filme drehen. Ich weiß, wie es ist, ohne Vater aufzuwachsen. Und ich möchte sie nicht mit dem Gefühl aufwachsen lassen, dass sie einen Vater haben, der berühmt ist oder mal berühmt war. Sie sollen mit dem Gefühl aufwachsen, einen ganz normalen Papa und eine ganz normale Mama zu haben. Kinder, die mit prominenten Eltern in guten und berühmten Verhältnissen aufwachsen, haben fast immer einen Sprung in der Schüssel.“ Ganz bescheiden, der Junge von nebenan.

In „Zeiten ändern dich“ spielen neben dem Musiker Bushido auch deutsche Schauspielstars wie Hannelore Elsner, Moritz Bleibtreu, Katja Flint und Uwe Ochsenknecht. Regisseur Uli Edel inszenierte in Berlin die moderne Aufsteiger-Story nach einem Drehbuch von Bernd Eichinger. Seit 05. Februar in den Kinos.
 

Autorin: Katharina Domiter (Bakk. phil)
Fotocredit: alle Bilder - (c) Katharina Schiffl


 

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