Wüstenblume - Trauma eines Kontinents, Schicksal einer Frau
Wüstenblume - Trauma eines Kontinents, Schicksal einer Frau
Von der Wüste Somalias auf die Laufstege der westlichen Welt: So hört sich die Erfolgsstory von Waris Dirie an – doch es ist nur die halbe Geschichte, denn das Supermodel fiel in ihrer Kindheit dem Ritual der weiblichen Beschneidung zum Opfer.
Wüstenblume  - Trauma eines Kontinents, Schicksal einer Frau
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Sie war eine der ersten Frauen, die die Weltöffentlichkeit auf diese grausame Tradition aufmerksam machte und kämpft seitdem dagegen an. 1997 veröffentlichte sie ihre Autobiografie, Regisseurin Sherry Hormann hat jetzt ihr Leben verfilmt.

Aufgewachsen in einer Nomadenfamilie in der Wüste Somalias ist es für Waris Dirie ganz normal, als mit fünf Jahren auch an ihr die grausame Tradition der weiblichen Beschneidung angewandt wird: Mit einer rostigen Rasierklinge werden ihr die Genitalien entfernt, die Vagina bis auf ein stecknadelgroßes Loch zugenäht. Waris überlebt – im Gegensatz zu zwei ihrer Schwestern. Doch mit 13 Jahren soll sie mit einem viel älteren Mann verheiratet werden und läuft von zuhause weg, zu Fuß bis in die Hauptstadt Mogadischu, wo ihre Großmutter lebt. Diese schickt sie nach London zu Verwandten, wo sie als Hausmädchen helfen soll. Jahre später wird sie in einem Fastfood-Restaurant vom berühmten Modefotografen Terry Donaldson entdeckt – und erobert bald die Laufstege der Welt. Nach zahlreichen Interviews hat Waris die Geschichte vom armen Mädchen aus der Wüste satt und erzählt erstmals von ihrer Beschneidung und dem Trauma, das sie dadurch erlitten hat.

Von allem ein bisschen

Lange hat es gedauert, bis die 1997 veröffentlichte Autobiografie des Supermodels und der UN-Botschafterin, die mittlerweile ihre eigene Stiftung gegen weibliche Genitalverstümmelung mit Sitz in Wien gegründet hat, nun von Sherry Hormann (Männer wie wir, 2004) verfilmt wurde. Die deutsch-amerikanische Regisseurin hat sich einem schwierigen Thema angenommen, dem gerecht zu werden nicht einfach ist. Hormann versucht in Wüstenblume vielleicht deshalb von allem ein bisschen: So fühlt sich der Zuschauer zu Beginn der Films mit weiten Panoramen der afrikanischen Landschaft und einer epochalen Musik etwas an den Abspann eines Universum Afrika-Specials hineinversetzt, die Scheinehe mit dem Hausmeister erinnert an ein britisches Sozialdrama, die kitschige Liebesgeschichte könnte aus einem Hollywood-Schinken stammen.

Mehr Aufmerksamkeit für ein wichtiges Thema!

Verwunderlich dabei ist jedoch, wie wenig Aufmerksamkeit die schrecklichen Seiten der Geschichte bekommen. Zwar wird die Beschneidung selbst detailliert geschildert und auch gezeigt, doch generell überwiegt die Hochglanzgeschichte, die die UN-Kämpferin eigentlich selbst im Film ablehnt. Die relativ unbekümmerte Waris, gespielt vom äthiopischen Model Liya Kebede, die ihr gut besetzt zum Verwechseln ähnlich sieht, findet ihren Gegenpart in der überdrehten Marylin (Sally Hawkins). Die unerträgliche Situation in ihrer Ehe zum Zweck der Aufenthaltserlaubnis wird in nur wenigen Bildern geschildert, die klischeehaft böse Agenturchefin gerät wenig originell zur Karikatur und als Waris vor dem UN-Rat von der Genitalverstümmelung spricht und der sehnlich begehrte Harold im Vorraum auftaucht, scheint irgendwie alles gut. Vom wirklichen Trauma bekommt der Zuseher so kaum etwas mit und verlässt den Saal etwas berührt, aber wenig betroffen.

Wüstenblume. Deutschland/Österreich/Frankreich 2009, 129 min. Regie: Sherry Hormann. Mit: Liya Kebede, Sally Hawkins, Timothy Spall.

www.wuestenblume-film.de
www.waris-dirie-foundation.com

Autorin: Mag.a Anne Wiedlack

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