Nancy und Gabi sind Freunde schon seit Kindesbeinen an. Es ist eine Bilderbuchfreundschaft, welche die Hochs und Tiefs der Pubertät übersteht und sich in das junge Erwachsenenalter hineinrettet. Es tut gut zu wissen, dass es immer einen Menschen gibt, auf den man sich verlassen kann, der einem Halt gibt im Leben, der das größte Übel erträglich macht.

Und eines Tages ist dieser geliebte Mensch fort. Gabi versteht die Welt nicht mehr, als ihre beste Freundin die Stadt verlässt, um nie mehr zurück zu kommen. Es ist, als wenn ein Familienmitglied verstorben wäre, die Trauer schmälert sich nicht, nur weil die beste Freundin verzogen ist. Ohne Erklärungen wird von Gabi Abschied genommen, wobei der Abschied auf Dauer gedacht ist.

Zwanzig Jahre ziehen in das Land und in die Stadt, zwanzig Jahre des Nachdenkens an die verlorene Freundin. Sicher, permanent wird nicht an sie gedacht, dennoch, manchmal schleicht sich ein Gedanke an Gabi heran, lässt sie nicht mehr los, fesselt sie und lässt sie unruhig zurück. Bis sie eines Tages ihre beste Freundin durch Zufall im Fernsehen wiedersieht.

Die Vergangenheit taucht wieder auf und Gabi beschließt, ihre ehemalige Freundin zu suchen. Es gibt so viele Dinge, die sie ihr sagen möchte, so viele Fragen zu stellen und beantwortet zu wissen. Als Nancy aufgestöbert wird, verhält sie sich kühl und distanziert. Gabis Fragen erfahren keine Antwort und schließlich muss Gabi das Haus verlassen, ohne Erklärungen bekommen zu haben. Aber so leicht gibt sie sich nicht geschlagen, beginnt in der Vergangenheit zu wühlen - und öffnet damit unwillkürlich die Büchse der Pandora.

Das Buch handelt von Liebe und Untreue, von Freundschaft und Verzicht. Fast unwillkürlich stellt man sich selbst die Frage, wie man in dieser oder jener Situation gehandelt hätte. In diesem Buch haben die Charaktere die Möglichkeit, zu wachsen und sich weiter zu entwickeln. Es gibt kein schwarz und kein weiß, es gibt keinen Täter, der nur schlecht ist.

Ich habe die Originalausgabe aus dem Englischen gelesen („The moment you were gone“) und kann es nur weiterempfehlen. Es eignet sich hervorragend dafür, die eigenen Englischkenntnisse zu verbessern. Das Buch liest sich leicht und gestattet durch die großzügige Anzahl an Kapiteln ein Unterbrechen der Lektüre, ohne dass der Faden verloren wird. Auch nachdem das Geheimnis enträtselt wurde, bleibt der Roman spannend, denn die Geschichte kann mehrere Enden beinhalten, es muss sich also nicht zwangsläufig ein Schluss ergeben.

Autorin: Mag. Karin Puchegger