Die Straße - von Cormac McCarthy
Die Straße - von Cormac McCarthy
Oft braucht es erst einen berühmten Preis, damit ein Autor weltweit Anerkennung findet. Cormac McCarthy wurde durch den Pulitzer Preis, den er für „Die Straße“ erhielt, über Nacht weltbekannt.
In Amerika haben aber auch seine früheren Werke schon für Aussehen gesorgt. Endzeitstimmung ist McCarthy’s Hauptthema. Seine Helden sind Verlorene, die auf ein besseres Leben hoffen, es aber nie finden. Obwohl sich schon viele Autoren mit dieser Thematik beschäftigt haben, gelingt es McCarthy, etwas Eigenes zu schaffen. Der Grad zwischen billigem Science-Fiction und guter Literatur ist oft schmal, Cormac McCarthy schafft es jedoch, nicht ins Lächerliche abzugleiten.

Kritiker haben große Vergleiche für sein Buch „Die Straße“ herangezogen. Es sei auf einer Ebene mit dem Altem Testament und ein Hauptwerk der Literatur. Die extreme Situation, in die McCarthy seine Helden versetzt, zieht den Leser auf jeden Fall in seinen Bann.

Zum Inhalt

Ein namenloser Vater und sein Sohn wandern durch ein verbranntes Amerika. Eine unbekannte Katastrophe hat fast alles Leben auf der Welt zerstört. Nichts ist mehr wie vorher. Menschen kämpfen ums pure Überleben, werden sogar zu Kannibalen, um nicht vor Hunger zu sterben. Eine düstere Welt ohne Aussicht auf Besserung – und doch wandern die zwei Titelhelden weiter auf der Straße Richtung Meer. Dort hoffen sie Wärme zu finden, denn die Welt ist eisig kalt geworden.

Die Liebe zu seinem Sohn ist das Einzige, was den Vater aufrecht hält. Nur für ihn macht er diese auswegslose Reise, denn er möchte vor seinem Sohn nicht eingestehen, dass alle Hoffnung verloren ist. Zwei Schuss Munition in einer Waffe sind alles, was die Zwei besitzen. Zwei Schuss, um sich zu verteidigen oder um diese düstere Welt zu verlassen.

Die Handlung des Buches gewinnt an Kraft durch die Anspielung auf die Gespaltenheit des menschlichen Seins. Einerseits spielt die Handlung in einer von Menschhand zerstörten Welt, andererseits ist die Hauptperson des Vaters zu soviel Liebe fähig. Das Gute und das Böse im Menschen sind zentrale Themen des Buches. Immer wieder stellt der Sohn seinem Vater moralische Fragen und zweifelt an der Welt. Doch sein Vater versucht die Werte dieser Welt zu verteidigen, auch wenn sie so wie früher eigentlich nicht mehr besteht.

Eine Lektüre für Nachdenker

Das Buch „Die Straße“ ist keine leichte Lektüre, denn es zwingt den Leser zum Nachdenken. Das Szenario ist düster und die Sprache des Autors nüchtern. Erwarten sie beim Kauf des Buches keine Stelle, an der sie lachen müssen. Dennoch halte ich das Buch für sehr empfehlenswert, denn es bleibt über die ganze Handlung hinweg glaubhaft.

Keine Sekunde zweifelt man daran, dass alles genauso in Wirklichkeit passieren könnte. Eine Atombombe explodiert und die Welt wird zerstört. Menschen werden zu Kannibalen, um zu überleben. In jeder noch so verzweifelten Situation finden sich zwei Menschen, die einander lieben und das eigene Leben unter das des anderen stellen. Alle diese Gedanken sind uns vertraut und wir können uns in die Welt der Hauptpersonen hinein versetzen. Die Sorge des Vaters um seinen Sohn berührt den Leser und die auswegslose Situation erregt sein Mitgefühl.

Dieses Buch kann also Einiges – den Leser zum Nachdenken bewegen, ihn berühren und ihm glaubhaft vermitteln, dass auch in den finstersten Zeiten noch Hoffnung besteht.


Autorin: Claudia Wrumnig
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