Das Geschäft mit dem Tod - von Sargtischlern und Leichenwäschern zum Lifestyle-Bestattungsunternehmen
Das Geschäft mit dem Tod - der Weg zum Lifestyle-Bestattungsunternehmen
Schon wieder ein historischer Roman? Ja! Und was für einer. Maiken Nielsen manövriert unsere Urängste und Urwünsche in jene Zeit, aus der sie stammen.

Das Hier und Jetzt gefangen in der Historie. Die Hamburgerin Maiken Nielsen hat einen Roman über den Tod geschrieben. Das Milieu: Ein Bestattungsunternehmen ihrer Heimatstadt. Die Herausforderung: dem Rätseltrieb beim Lesen stand zu halten. „Das siebte Werk“ klingt anfangs düster, ist es aber nicht. Denn im Zusammenhang mit dem Tod können durchaus komische Situationen entstehen, die einem zuvor im Bezug auf die Thematik nicht aufgefallen wären. Zu viel Komik darf man sich bei Nielsen dann aber doch nicht erwarten, schließlich thematisiert die Autorin die Anfänge des Bestattungswesens im 19. Jahrhundert. Blickt man auf unsere Rundum-sorglos-Gesellschaft erkennt man schnell, dass das Geschäft mit dem Tod im Zuge der Industrialisierung zum All-inclusive-Service ausgeweitet wurde. Wo es früher für jede Phase und jeden Aspekt der Totenversorgung ein eigenes Gewerbe von Sargtischler über Leichenwäscherin oder Kutscher für den Sargtransport gab, vereinigen heute Lifestyle-Bestattungsunternehmen alles unter einem Dach.

Die Liebe zum Ende des Lebens

Den Alltag in einem solchen Bestattungsgeschäft schildert Nielsen in ihrem Roman mit viel Liebe zum Detail. Warum? Weil sich die Recherchearbeit der Deutschen sehen lassen kann. Im Hamburger Staatsarchiv kramte sie nach Bildern von Bestattungsunternehmen, die seit mehr als 100 Jahren existieren, „weil ich beim Schreiben gerne mit viel Bildern arbeite.“ Wissen über Leichenzersetzung kann durchaus imponieren. Lili, zu Beispiel, Nielsens Romanfigur, die sich im Gängeviertel in Hamburg um 1892 in ein Komplott aus Bestattern, Nachrufschreibern, Requiemkomponisten und Tänzerinnen vor dem Hintergrund einer Seuche, die eine ganze Stadt auszulöschen droht, wieder findet.

Alle guten Dinge sind sieben

In einem Interview erzählt Nielsen, dass sie die Särge im Wiener Bestattungsmuseum während ihrer Recherchezeit für „Das siebte Werk“ am meisten beeindruckt hätten. „Da gibt es zum Beispiel den österreichischen Klappsarg. Der wird über das ausgeschaufelte Grab gehalten, die Leiche fällt heraus und der Sarg kann erneut verwendet werden.“ Recycling macht auch vor dem Sensenmann nicht halt. Ebenso wenig wie das ewige Leben, an das sich eine Schweizer Firma hängt, die in einem Verfahren Tote zu Diamanten presst, die wiederum von Angehörigen als Kettenanhänger oder sogar Bauchnabelpiercing getragen werden. Skurriles vor!

Fazit: „Das siebte Werk“ beendet man mit dem Gefühl, auf spannende Weise unterhalten worden zu sein, dabei den irgendwann einmal eintretenden Tod als Teil seines Lebens hinzunehmen und den Menschen, die im Bestattungswesen tätig sind, tiefen Respekt zu zollen.

Autorin: Mag.a Tina Veit

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