Katinka Buddenkotte - Ich bin alle
Katinka Buddenkotte - Ich bin alle
Ein Fräulein, 20 Episoden, ein Buch – Katinka Buddenkotte ist sich nicht zu schade, sich zum Affen zu machen, und jenes affige Material zu Buche zu tragen.
Katinka Buddenkotte - Ich bin alle
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„Frauen sollten gar nicht in Kneipen gehen. Sie machen alles verkehrt: Eine Frau, die alleine in eine Kneipe geht, um dort Alkohol zu trinken, fällt je nach Konsum in eine der folgenden Kategorien: Trinkt sie ein Glas Prosecco, ist sie eine Tussi, die keine echten Probleme kennt. Trinkt sie ein Glas Wodka, hat sie Probleme, die keiner hören will. Trinkt sie ein Glas Bier, ist sie wahrscheinlich eine Emanze. Trinkt sie eine Flasche Prosecco, wird sie bald Probleme bekommen. Trinkt sie eine Flasche Wodka, ist sie das Problem. Trinkt sie mehr als vier große Bier, ist sie ein Kerl. Frauen, die alleine in Kneipen gehen und keinen Alkohol trinken, sind Spaßbremsen.“

Katinkatinkatinkatinka…

Sie hatte sie alle: die schlimmsten Jobs, die miserabelsten Lebensabschnittspartner, die abgefahrensten Ideen und die übelsten Krankheiten – Katinka Buddenkotte gilt als Fräuleinwunder der deutschen Underground-Literatur und lässt keine Chance aus, in ihren satirischen Erzählungen jeder Lebenssituation lakonisch den Garaus zu machen. „Ich hatte sie alle“ ist die Fortsetzung von „Mit leerer Bluse spricht man nicht“, eine ebenfalls sehr realistische Persiflage auf das Leben, nämlich das echte, einzig wahre!

Alles und mehr

So jobbte die in Köln lebende Autorin nicht nur in einem Call-Center ohne Telefone („Wer hätte gedacht, dass es einen Minijob gibt, der genau wie das Sexualleben der Weinbergschnecke funktioniert?“), sondern auch als Sozialarbeiterin („Meine Lieblingsklientin aus dem Drogenzentrum kommt vorbei, schnorrt sich eine Filterzigarette, sagt mir aber gleichzeitig, dass ich mich gar nicht so einschleimen brauche. Außerdem soll ich nicht so viel rauchen, davon bekommt man Krebs. Bei ihr sei das egal, sie hätte schon Aids. Ich schenke ihr meine Kippen.“) . Als Tochter einer Frauenärztin („Ich wurde mit fünf Jahren das erste Mal aufgeklärt“) und unzähligen Diashows der Geschlechtskrankheiten im eigenen Elternhaus fühlte sich die Werbetexterin zu einer Entjungferung 4000 Kilometer weit vom Heimatort entfernt gezwungen. Wie verständlich, rutscht es einem beim Lesen heraus.

Während sich ein wirrer Gedanke an die nächste Bahn brechende und gleichzeitig zum Scheitern verurteilte Idee in Buddenkottes Leben knüpft, führt die 33-jährige ihren linken Fuß zur Gruppentherapie, wehrt sich mit Händen und Füßen gegen ungesunden Extremsport in noch ungesünderer Kunstfaserkleidung, lässt Freunde und Feinde an dem Aroma ihrer „Roten Stinker“ mit der Note zwischen Russisch-Puff und Gorganzola-Muff teilhaben und spendet ihr gesamtes kindliches Geburtstagsgeld karitativen Zwecken, weil der Mecki-Haarschnitt alleine zu wenig Strafe für die Negerküsse-Schlacht im Garten gewesen ist. Die nazifizierte Spracherziehung von Oma Buddenkotte („Rallo, Omarr Rrruth!“) sei auch noch erwähnt.

Fazit: Charmant, fies und komisch posaunt Katinka Buddenkotte nichts als die Wahrheit in die Welt. Stellenweise erinnert so manche ihrer Episoden an Charlotte-Roche-Momente. Wer sich vor zu viel Privatem auf den Schlips getreten fühlt, der sollte das Buch lieber stehen lassen.

Autorin: Mag.a Tina Veit

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