Tulpomanie
Tulpomanie - Schöne Grüße aus Istanbul
Die Heimat der Tulpe lag wahrscheinlich in Persien oder im Schwarzmeer-Gebiet. Von dort gelangte sie als Handelsartikel nach Konstantinopel, das heutige Istanbul, neben der Metropole Ruhr die Kulturhauptstadt 2010. Die Tulpe wurde kutiviert und gezüchtet und nahm schon bald eine bedeutende Rolle in der osmanischen Gartenkultur ein.

Schon während der Regentschaft Süleymans des Prächtigen (1520-1566) herrschte eine regelrechte Tulpenhysterie in Istanbul und es entwickelte sich dort ein lebhafter Handel mit der begehrten Blume. Einen Höhepunkt ihrer Beliebtheit erreichte die Tulpe um 1700. In den herrschaftlichen Gärten feierte man rauschende Tulpenfeste und auch in der bildenden Kunst der Osmanen wurde die Tulpe zu einem immer wiederkehrenden Motiv auf bemalten Handschriften, Textilien und Keramikfliesen.

Die unglaubliche Karriere der unscheinbaren braunen Zwiebel in Europa begann mit einem Diplomaten. Der Flame Ghislain de Busbecq bekam die Schönheit der Tulpen in den Gärten des Topkapi-Palastes zu sehen, als er 1554 eine österreichische Gesandtschaft eskortierte. Er brachte einige Tulpenzwiebeln mit nach Wien und übergab sie Carolus Clusius, einem der bedeutendsten Botaniker seiner Zeit. Clusius wiederum verschlug es über Frankfurt an die Universität Leiden. Dort pflanzte er die erste Tulpe in niederländische Erde - im Jahr 1593 in den Hortus Botanicus.

Und die Zwiebel fiel in den Niederlanden in mehrfacher Hinsicht auf fruchtbaren Boden. Denn zu einen fühlte sie sich wohl im sandigen Erdreich, zum anderen stand das Land zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf der Schwelle zu einem goldenen Zeitalter. Großer Reichtum und eine inflationäre Geldpolitik bereiteten den Boden für die spektakuläre Karriere der Tulpe. Diese unterschied sich damals so sehr von jeder anderen Blume, dass sie schnell zum Statussymbol avancierte. Große Nachfrage und ein geringes Angebot riefen clevere Zwischenhändler auf den Plan, die am Ende nicht mehr mit den Zwiebeln selber handelten, sondern mit den Rechten an ihnen und ihren Abkömmlingen. Um das Startkapital aufzutreiben, verzockten viele Haus und Hof. Die Preise für die unscheinbaren Zwiebelchen erreichten haarsträubende Höhen. Die pure Spekulation also, denn die Käufer wussten gar nicht genau, was sie eigentlich gekauft hatten. Kein Wissen, kein Grund und Boden und keine harte Arbeit waren nötig, um schnell reich zu werden. In jedem anständigen Finanzwirtschaft-Seminar zum Thema Krisen und Spekulationsblasen wird man auf diese Tulpomanie stoßen, die in den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts zahlreiche Niederländer in Blumenzwiebel-Zocker verwandelte: Adlige, Bauern, Fischer, Seeleute, Handwerker, Wirte, nahezu alle Gesellschaftsschichten beteiligten sich, ohne jegliches Interesse am Gartenbau, an Spekulationsgeschäften mit der Tulpenzwiebel. Wir haben erst kürzlich erkennen müssen, dass so etwas auf Dauer nicht gut gehen kann. Auch im Jahr 1637 platzte schon einmal eine Spekulationsblase und binnen kürzester Zeit brach der Markt komplett zusammen, weil keiner mehr kaufen, sondern alle verkaufen wollten.

Heute exportieren die Niederlande über zwei Milliarden Tulpenzwiebeln in die ganze Welt. Tulpen sind für jeden erschwinglich und man muss sich längst nicht mehr ruinieren, um der Tulpomanie in den eigenen vier Wänden zu frönen. Deshalb lautet die Parole in diesem Frühling: kaufen, kaufen, kaufen... und genießen. Mit Tulpen lassen sich wunderschöne oder spektakuläre oder zarte Sträuße und Arrangements gestalten. Und für die Banker gibt es sogar eine Tulpe mit dem vielsagenden Namen ´Dow Jones´.

 

Quelle: IZB

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