Russische Weihnachten - und Silvester
Russische Weihnachten - und Silvester
In Russland ist alles ganz anders: Da wird Weihnachten im Jänner gefeiert und zu Neujahr ein Tannenbaum aufgeputzt. Während Silvester das höchste Familienfest ist, feiert man Weihnachten mit Freunden.

Weihnachten folgt Silvester

Wenn´s um Weihnachten und Silvester in Russland geht, kann das erst einmal Verwirrung stiften: Während das Neujahrsfest als wichtigstes Fest des Jahres gilt, wird Weihnachten gefeiert wie bei uns Silvester. Allerdings am 7. Januar, da laut julianischem Kalender 13 Tage später Weihnachten ist als in Rest-Europa, wo nach gregorianischem Kalender gelebt - und gefeiert - wird. Nachdem die orthodoxe Kirche in Russland am julianischen Kalender festhielt, obwohl das weltliche Geschehen seit 1918 nach gregorianischem Kalender organisiert wird, findet das russische Weihnachtsfest bis heute im Januar statt.

Gottesdienst als Startschuss

Genau gesagt beginnt das Feiern schon am späten Abend des 6. Januar, nach dem oft stundenlang dauernden Weihnachtsgottesdienst. Mit viel Gesang und Lichterprozessionen feiern die Russen an jenem Abend die Menschwerdung Gottes, das nach ihrer Ansicht Wesentliche am christlichen Glauben. Mit dem Gottesdienst endet auch die 40 Tage dauernde Fastenzeit der orthodoxen Christen, danach gibt’s das traditionelle Weihnachtsessen. Am darauffolgenden Morgen wird wieder in die Messe gegangen, bevor die Feierlichkeiten im Kreis von Freunden und Familie und das gemeinsame Weihnachtsmahl beginnen.

Spiritualität statt Weihnachtsmann

Traditionellerweise trifft man sich, um zu feiern, zu tanzen und sich zu amüsieren. Patenkinder treffen sich am 6. und 7. Januar mit ihren Paten, die entweder Verwandte oder gute Freunde der Eltern sind, und geben einander kleine Geschenke, oft Selbstgebasteltes und Süßigkeiten. Es gibt weder Weihnachtsmann noch singen die Russen Weihnachtslieder, dafür werden heidnische Bräuche und Wahrsagerei gepflegt: Mit Lärm und Feuer sollen böse Geister vertrieben werden, man lässt sich aus der Hand lesen und singt Lieder zur Verehrung der Sonne oder anderer Naturphänomene.

Borschtsch und Kutya

Die Weihnachtstafel lockt mit traditionellen russischen Gerichten wie Borschtsch und Kutya, einem breiähnlichen Gericht aus Getreide. Diese typisch russische Speise wird häufig mit Mohn, Rosinen und Honig serviert, was Hoffnung symbolisieren soll. Für manche Russen ist das Weihnachtsfest eine Fortsetzung von Silvester, das am selben Tag gefeiert wird wie im restlichen Europa auch. Allerdings sind die in Russland gepflegten Silvester-Bräuche vergleichbar mit jenen, wie wir sie hierzulande von Weihnachten kennen. Mehr über Russland und seine Küche erfahren Sie auch hier.

Väterchen Frost

Denn sowohl geschmückte Tannenbäume als auch „Väterchen Frost“ (Ded Moroz) – als Pendant zum Weihnachtsmann – gehören zum russischen Neujahrsfest. Es gilt als wichtigstes Familienfest, an dem gemeinsam gegessen und gefeiert wird und man sich reichlich beschenkt. Wie wir es von Weihnachten kennen, werden in Russland am 31. Dezember Geschenke unter den aufgeputzten Baum gelegt. Und zwar von Väterchen Frost, der sie dem Glauben nach gemeinsam mit seiner Begleiterin „Schneeflöckchen“ (Snegurotschka) in der Silvesternacht den Kindern nach Hause bringt.

Elfmal Jahreswechsel

Wie in Rest-Europa warten auf den Straßen und daheim die Menschen auf das mitternächtliche Läuten der Kremlglocken (Kuranty), welches auch im Fernsehen gesendet wird. Zuvor werden dort die Silvesteransprache des Präsidenten und die russische Hymne übertragen, bis der Jahreswechsel ansteht: aufgrund der 11 unterschiedlichen Zeitzonen innerhalb Russlands wird – je nach Örtlichkeit – zu ebenso vielen verschiedenen Zeitpunkten darauf angestoßen und gejubelt.

Städtische Rahmenprogramme

Nach den familiären Feierlichkeiten am 31. Dezember, stehen am 1. Januar Besuche bei Freunden am Programm. Rund um Silvester sorgen außerdem diverse Veranstaltungen wie Festivals oder Bälle für Leben in den russischen Städten. Und wer vom Feiern nach Silvester und Weihnachten noch nicht genug hat, der kann am 13. Januar – nach dem alten julianischen Kalender - noch ein zweites Mal Silvester feiern.

Autorin: Marlies Weissinger

 

 

 

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