Schwangerschaft und Geburt - damals und heute
Schwangerschaft und Geburt - damals und heute
Während Schwangerschaft und Geburt früher zahlreiche Risiken in sich bargen, ist dies in unserer modernen Gesellschaft durch die ausgezeichnete medizinische Versorgung kaum mehr ein Thema. Die Unterschiede zur damaligen Geburtshilfe sind enorm.
Schwangerschaft und Geburt - damals und heute
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Geburtshilfe damals

Entbunden wurde in damaliger Zeit fast nie alleine. Bereits mit den ersten Wehen wurden sämtliche weiblichen Vertraute der Schwangeren sowie die Hebamme zusammengerufen, um der werdenden Mutter beizustehen und die nötigen Handgriffe zu erledigen. Die versammelten Frauen schenkten vor allem seelischen Beistand, taten aber auch so alles, um der Gebärenden den Geburtsvorgang zu erleichtern. Waren die Wehen nicht stark genug oder blieb die Nachgeburt aus, verabreichten sie der Frau ein Niesreiz auslösendes Mittel. Der ausgeübte Druck konnte sich als wirkungsvoll erweisen.

Die Geburt fand nicht wie heute üblich im Liegen, sondern stehend, hockend oder kniend statt. Im Spätmittelalter fand in vielen Gebieten ein sogenannter „Gebärstuhl“ aus Holz Verwendung.


Räucherungen

Jede zur Geburt kommende Frau beräucherte man zur Reinigung mit Waldrauch. Nach der Geburt wurden Rauchkerzen zur Reinigung von Kleidung und Bett der Gebärenden benutzt.
Räucherungen lagen unterschiedliche Indikationen zugrunde. Der Rauch von Beifuss gewährte der Gebärenden Schutz und Hilfe, während zur Förderung der Wehen Koriander, Safran, Myrrhe, Zimt, Hennenfedern oder auch Schwefel zur Anwendung kamen. Zum Austreiben der Nachgeburt wurden Knoblauch und auch Pferdemist verwendet.


Schmerztherapie damals

Bereits damals war man bemüht, die Geburtsschmerzen so gering wie möglich zu halten. Die Hebammen kannten viele schmerzlindernde oder betäubende Pflanzen, außerdem wurden der Gebärenden während der ersten Geburtsphase große Mengen Alkohol verabreicht, die ihr Übriges taten. Zusätzlich wurden Massagen und heiße Wickel zur Entspannung für den Unterleib angewandt. Bei sehr schweren Geburten wurden Mischungen aus Beifuss und Betonienkraut zur Erleichterung eingesetzt.

In Anbetracht der Versuche, die Schmerzen möglichst einzudämmen, hielt man sie dennoch für richtig und natürlich.


Aberglaube und Rituale

Zur Beruhigung der Gebärenden und um ihr die Angst zu nehmen, wurden Rituale und Talismane eingesetzt, die zu dieser Zeit von großer Bedeutung waren.

Zur Erleichterung der Geburt in magischer Form kamen Unheil abwehrende Zauberrituale zur Anwendung, bei denen beispielsweise sämtliche Knoten an Schürzen, Schuhbändern und dergleichen aufgelöst und alle Türen aufgeschlossen wurden. Gegenteilig wurde die Geburtsstube teilweise aber auch vollkommen abgeriegelt, um bösen Geistern den Einlass zu verwehren.


Schwangerschaft und Geburt im 21. Jahrhundert

Die medizinische Versorgung hat nicht nur im Bereich der Geburtshilfe ihr höchstes bisheriges Niveau erreicht. Aber vor allem auch hier hat sich in den letzten Jahrhunderten beeindruckendes getan.

1974 in Österreich eingeführt, erfasst der Mutter-Kind-Pass alle notwendigen Vorsorgeuntersuchungen in vorgegebenen Zeiträumen zur Sicherheit von Mutter und Kind. Der Pass wird noch laufend erweitert.

Neben unterschiedlichsten Geburtsvorbereitungskursen in Mutter-Kind-Zentren oder den Kliniken selbst, besteht neben der Wahl der Geburt selbst (normale Geburt oder Kaiserschnitt) innerhalb dessen noch Wahlmöglichkeit über die Art der Anästhesie und die Art der Geburt (liegend, sitzend, schwimmend). Seit geraumer Zeit kommen auch Akupunktur und Homöopathie im Rahmen der Geburtshilfe immer häufiger zur Anwendung.

Auch die Räumlichkeiten in den Kliniken verändern sich laufend. Nach den „Vielbett-Zimmern“ geht der Trend immer mehr in Richtung Zwei- oder Dreibettzimmer mit Rooming-In, was bedeutet, dass sich das Neugeborene mit eigenem Bettchen im Zimmer der Mutter befindet. Auch Familienzimmer werden gegen Aufzahlung vermehrt angeboten, um der Familie ausreichend Intimsphäre zu gewähren. Stillambulanzen stehen mit Rat und Tat zur Seite.

Nach der Geburt werden mittlerweile zahlreiche Leistungen für die junge Mutter sowie das Neugeborene angeboten. Hierzu zählen Rückbildungsgymnastik genauso wie Babyschwimmen.

Der perfekten Planung von Geburt und Schwangerschaft sind ebenso wie der Betreuung innerhalb dieser Monate keine Grenzen mehr gesetzt.


Einstellungen zu Sport in der Schwangerschaft – damals und heute

Während sich die damaligen Empfehlungen in Bezug auf Sport in der Schwangerschaft auf spazieren gehen oder schwimmen beschränkten, weiß man heute, dass sich sportliche Frauen allgemein besser fühlen. Sie bleiben beweglicher und haben oft weniger Probleme in der Schwangerschaft. Gefährlich ist allerdings zuviel Sport in der Frühschwangerschaft, dies kann das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen.

Heute wird daher moderater Sport während der Schwangerschaft empfohlen. Dies bedeutet, man soll nicht außer Atem kommen und sich bei der Ausübung der jeweiligen Sportart wohl fühlen. Davon profitieren nicht nur das körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden, auch typische Schwangerschaftsbeschwerden, Rückenschmerzen oder Verstopfung werden gemindert. Weitere Vorteile sind die bessere Versorgung des Körpers mit Sauerstoff, die Stärkung der Abwehrkräfte sowie die verminderte Wassereinlagerung im Gewebe. Die werdende Mutter schläft besser und ist generell belastbarer für die anstehende Geburt.

 



Autorin: Mag. Vorauer Nicole

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