Tiergestützte Therapieformen - Zuneigung ohne Vorurteile
Tiergestützte Therapieformen - Zuneigung ohne Vorurteile
Tiere fördern unser Selbstbewusstsein und unsere Mitteilungsfähigkeit. Man könnte sie als soziale Katalysatoren bezeichnen. Ihre Zuneigung, die sie ohne zu zögern schenken, wird durch körperliche Mängel eines Menschen nicht beeinflusst. Auch urteilen sie nicht.
Tiergestützte Therapieformen - Zuneigung ohne Vorurteile
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Definition/Erklärung

Unter tiergestützter Therapie sind Maßnahmen zu verstehen, die durch den gezielten Einsatz eines Tieres positive Auswirkungen auf das Verhalten und Erleben von Menschen haben. Diese wissenschaftlich anerkannten Verfahren sind alternativmedizinische Behandlungsmethoden zur unterstützenden Heilung oder Linderung schwerwiegender Symptome.


Was tiergestützte Therapie bewirken kann

o Senkung von Blutdruck und Pulsfrequenz
o Besseres Ansprechen auf Medikamente seitens der Patienten
o Minderung von Sprachstörungen durch die geringere Hemmung gegenüber Tieren
o Förderung der Kommunikation
o Besserung bei depressiver Verstimmung und allgemein beruhigende Wirkung
o Förderung der physischen Rehabilitation
o Verbesserung der Fein- und Grobmotorik
o Steigerung der Lern- und Reaktionsfähigkeit sowie Verbesserung der Gedächtnisleistung.


Wann eignet sich tiergestützte Therapie

Tiergestützte Therapie eignet sich als ergänzendes Verfahren bei Patienten mit Alzheimer, nach Schlaganfall oder Herzinfarkt sowie bei Patienten mit Sprach- und Bewegungsstörungen und in der Rehabilitation nach Unfällen.
Diese Therapieform eignet sich außerdem als Unterstützung bei körperlich und/oder geistig behinderten sowie bei verhaltensauffälligen Kindern.
Tiergestützte Therapie hat ebenso eine besondere Wirkung auf die menschliche Psyche, daher eignet sie sich als Verfahren bei Patienten mit Depressionen, Patienten mit chronischen Schmerzzuständen oder drogenabhängigen Patienten.

Die wichtigsten tierischen Vertreter in der tiergestützten Therapie sind Hunde, Pferde, Lamas und Delfine. Deren unterschiedliche Wirkungsweise und Einsatzbereich sind nachfolgend angeführt.


Tiergestützte Therapie mit Hunden – zwei Formen

In der tiergestützten Therapie mit Hunden gibt es zwei Formen, die hundegestützte Psychodiagnostik sowie die tiergestützte Förderung mit dem Hund.

Die Therapieform der hundegestützten Psychodiagnostik soll die Behandlung und Therapie bei erkrankten oder behinderten Patienten erleichtern und/oder angenehmer gestalten. Hundegestützte Psychodiagnostik arbeitet in Bereichen, in denen verbale Diagnoseverfahren scheitern beziehungsweise keine oder nur minimale Verbalkommunikation aufgrund von Sprachstörungen oder –barrieren, Gehörlosigkeit oder Autismus möglich ist.

Die zweite – auch bekanntere - Form der tiergestützten Therapie ist die tiergestützte Förderung mit dem Hund im Rahmen von Besuchsdiensten in Pflege- und Altenheimen oder in pädagogischen Einrichtungen. Innerhalb der Besuchsdienste gestaltet der Hundeführer mit seinem Hund und dem Klienten gezielte Aktivitäten zur Förderung des Allgemeinbefindens und der Lebensqualität des Patienten.

Als Therapiehunde werden hauptsächlich die Rassen Magyar Vizsla, Irish Setter, Golden Retriever oder Labrador eingesetzt. Mittlerweile findet eine gezielte Zucht und Auswahl geeigneter Hunde für die tiergestützte Therapie statt.


Tiergestützte Therapie mit Pferden – Hippotherapie

Im Rahmen der sogenannten Hippotherapie werden Pferde zur Physiotherapie eingesetzt. Hierbei dient das Pferd als Medium, es überträgt Bewegungsimpulse in der Gangart „Schritt“ auf das Becken des Menschen.

Ein eigener Bereich und von der Hippotherapie abzugrenzen ist das „Heilpädagogische Reiten und Voltigieren“. Dabei werden Kinder und Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten oder anderen psychosozialen Problemen gefördert.

Wie die Hippotherapie funktioniert

Dadurch, dass sich der menschliche Körper durch die Impulse, die das bewegende Pferd verursacht, einpendeln muss, soll ein heilender Effekt erreicht werden. Halbseitig gelähmte Menschen können durch die Therapie wieder ein Gefühl für ihre Körpermitte entwickeln. Zusätzlich werden bestehende Verspannungen der Muskeln positiv beeinflusst.

Die Therapie wirkt generell auf die Muskulatur und die gesamte Haltung. Verkümmerte Muskeln spannen sich an, eine zu stark gespannte, spastische Muskulatur, entspannt sich. Die Haltung verbessert sich ebenso wie das Balancegefühl.

Kontraindikationen der Hippotherapie

Die Anwendung der Hippotherapie ist bei Patienten mit Entzündungen der Wirbelsäule, bei Patienten mit häufigen Anfällen, Multipler Sklerose (akuter Schub), bei Gefahr von Thromboembolien, der Bluterkrankheit oder natürlich auch einer Allergie gegen Pferdehaare kontraindiziert.


Tiergestützte Therapie mit Lamas

In der Lamatherapie werden die Tiere in einen die Entwicklung fördernden, pädagogischen oder therapeutischen Prozess eingebunden.

Die speziellen Eigenschaften der Lamas wie das zurückhaltende und gleichzeitig freundlich-neugierige Wesen werden als motivierende Faktoren genutzt.

Diese Form der tiergestützten Therapie kann bei Menschen mit Behinderung, bei psychisch kranken Menschen, bei Suchtkranken sowie bei einer Traumatisierung oder Auffälligkeit im Verhalten Anwendung finden.


Tiergestützte Therapie mit Delfinen

Die Delfintherapie kommt hauptsächlich bei Kindern mit mentalen, mit körperlichen, vor allem aber seelischen Behinderungen zur Anwendung. Wider Erwarten dürfen die jungen Patienten anfangs jedoch nur vom Beckenrand aus mit den Tieren agieren, erst am letzten Sitzungstag dürfen die Kinder auf Wunsch auch in das Becken zu den Delfinen.

Bedauerlicherweise ist die Delfintherapie einerseits mit hohen Kosten verbunden, andererseits bestehen neben den Bedenken in Bezug auf den Tierschutz auch keine wissenschaftlichen Nachweise auf deren Nutzen.


Ausbildung

In Österreich existiert seit einigen Jahren der Universitätslehrgang „Tiergestützte Therapie & tiergestützte Fördermaßnahmen“.
Der Lehrgang wird in Kooperation mit dem Verein „Tiere als Therapie (TAT)“ und der Veterinärmedizinischen Universität Wien durchgeführt.
Der berufsbegleitende Lehrgang mit einer Dauer von vier Semestern wird ausschließlich an Wochenenden abgehalten. Die gesamte Lehrgangsgebühr beträgt 5000 Euro.


Buchtipp

„Menschen brauchen Tiere – Grundlagen und Praxis der tiergestützten Pädagogik und Therapie“, erschienen im Frankh-Kosmos Verlag, 2003.
In diesem umfangreichen Werk berichten der seit 1982 mit der Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung arbeitende Psychologe Prof. Dr. Erhard Olbrich sowie die Verhaltensforscherin Dr. Carola Otterstedt über die Erkenntnisse und Erfahrungen kompetenter wissenschaftlicher Kollegen in der tiergestützten Pädagogik und Therapie. Diese Erfahrungsberichte zeigen das umfangreiche Einsatzspektrum der tiergestützten Therapie.

 

 


Autorin: Mag. Vorauer Nicole

 

 


 

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