Reiten - das Pferd im Sport und in der Therapie
Reiten - das Pferd im Sport und in der Therapie
Früher war das Reiten für die meisten Menschen eine Notwendigkeit, doch heute ist das anders. Ein Pferd ist vielmehr ein Hobby und in vielen Fällen sogar ein therapeutisches Medium.
Vor mehr als 25.000 Jahren wurde das Pferd nur für sein Fleisch und seine Haut von den Menschen gehalten. Erst Jahrtausende später erkannte man seine Eignung als Transporttier und auch seine Fähigkeit, Menschen auf seinem Rücken zu tragen. Somit war das Reiten „erfunden“!

Reiten ist Sport

Wer anderes behauptet, hat noch nie versucht , ein Pferd RICHTIG zu reiten. Dabei ist der korrekte Sitz im Sattel äußerst wichtig. Durch eine aufrechte Wirbelsäule und kaum sichtbare Muskelanspannungen, wodurch das Pferd gelenkt und beeinflusst wird, wird die Haltung verbessert und der gesamte Bewegungsapparat bewegt. Vor allem die Beckenbodenmuskulatur, Gesäßmuskel, Oberschenkeladduktoren, sowie Bauch- und Rückenmuskeln kommen zum Einsatz.
Da die Bewegungen des Pferdes und des Reiters aufeinander abgestimmt werden müssen, muss sich der Mensch auf seinen Partner und sich selbst konzentrieren, er erlernt so die gezielte Anspannung einzelner Muskeln und trainiert durch Koordinationsübungen, das Gleichgewicht zu halten.
Der Reiter muss lernen, sich in allen Gangarten auf die Bewegungen des Tieres einzulassen. Neben Schritt, Trab und Galopp gibt es bei manchen Pferderassen den Passgang, den Tölt –bei den Island Ponys – sowie den Paso Fino.

Reiten ist nicht gleich Reiten

Bei dem Begriff Reiten wird sofort an das klassische Ausreiten sowie Figurenreiten gedacht. Doch mit einem Pferd bieten sich noch viele andere Sportmöglichkeiten: Das bekannte britische Polospiel, das beliebte Pferderennen und das Voltigieren. Auch Hindernisspringen, Dressurreiten und Kunstreiten erfreuen sich großer Beliebtheit. Letzteres wird zum Beispiel in der Nationalen Reitschule Frankreichs „Cadre Noir“ und in der Spanischen Hofreitschule in Wien gezeigt.

Reiten als Therapie

Neben dem Freizeitpferd gibt es eine neue Form des Reitens – die Reittherapie. Diese umfasst in der Medizin die Hippotherapie und das heilpädagogische Reiten durch Voltigieren. In der Pädagogik wird der Patient körperlich, seelisch, geistig und sozial angesprochen und im Sport können sich Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen mit Hilfe des Pferdes zu normalen Sportgemeinschaften zusammenfinden.
Die Hippotherapie leitet sich vom griechischen Wort „hippos“ für Pferd ab und hat das Ziel, Menschen mit neurophysiologischen Störungen durch die Bewegungsübertragung des Pferdes physisch wie psychologisch zu stärken und zu heilen. Viele Kinder, die vor der Therapie nicht einmal selbst gehen konnten, waren nach dem Training mit dem Pferd selbstbewusster und fähig, auf eigenen Beinen durchs Leben zu gehen. Sie leiden vor allem an frühkindlichen Hirnschädigungen wie Infantile Zerebralparese oder minimale zerebrale Dysfunktion, Multipler Sklerose oder Spina bifida (Neuralrohrdefekt). Auch verhaltensauffällige oder verhaltensgestörte Kinder können durch den Umgang mit dem Pferd lernen, Aggressionen abzubauen und sich gut in Gruppen zu integrieren.

Das Pferd, egal ob als Freizeittier oder als Therapiepferd, ist ein einzigartiges Geschöpf. Seine Stärke lässt uns zu ihm aufschauen, seine sensible Wahrnehmung fasziniert uns und meist entsteht zwischen Reiter und Pferd eine tiefe Freundschaft.


Autorin: Sandra Haindl
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