Blasenschwäche - eine nach wie vor tabuisierte Krankheit
Blasenschwäche - eine nach wie vor tabuisierte Krankheit
Blasenschwäche ist eine Krankheit, die man gerne aus Gründen der Scham verschweigt. Alleine in Deutschland leider jedoch mehr als 5 Millionen Menschen unter einer der verschiedenen Arten. Wir stellen Ihnen die bekanntesten vor.
Blasenschwäche - eine nach wie vor tabuisierte Krankheit
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Was ist Inkontinenz?

In der Harnblase, einem dehnbaren Hohlkörper im kleinen Becken, wird der Urin gespeichert - abhängig von der Körpergröße bis zu 1500 ml. Ab einer Menge von 250-550 ml bei Frauen und einer Menge von 350 – 750 ml bei Männern tritt der Harndrang auf und der Gang zur Toilette wird unumgänglich. Dabei müssen zum Wasserlassen zwei Schließmuskeln erschlaffen: der innere Schließmuskel am Übergang zur Harnröhre und der aus Teilen der Beckenbodenmuskulatur gebildete äußere Schließmuskel. Ist die Funktion der Blasenentleerung jedoch gestört, kommt es zur Blasenschwäche oder Inkontinenz. Laut Definition der Fachgesellschaft liegt Inkontinenz bereits bei einem Tropfen unabsichtlich ausgetretenen Urins vor.
 

Wen betrifft es?

Die Blasenschwäche ist keine typische Alterserkrankung, wie man vielleicht meinen könnte, denn sie kann jeden treffen. Laut deutscher Kontinenz Gesellschaft ist jede fünfte von hundert Frauen unter 65 Jahren davon betroffen. Vor allem der Beckenboden junger Mütter ist durch die Schwangerschaft und die Geburt besonders geschwächt, weshalb sie besonders anfällig für Blasenschwäche sind. Alleine in Deutschland sind über 5 Millionen Fälle von Inkontinenzerkrankungen bekannt, wobei die Dunkelziffer wohl noch höher ist. Ursachen können von Entzündungen der Harnblase, über Hormonumstellungen, einer Veränderungen der Prostata und das mit dem Alter abnehmende Fassungsvermögen der Blase sein. Ein Besuch beim Arzt sollte bei auftretenden Anzeichen der erste Schritt sein, um die Ursachen zu erkennen und wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Auch Selbsthilfegruppen können wichtige Informationen und Hilfe zur Selbsthilfe liefern.

Welche Arten können auftreten?
Allgemein wird zwischen der sensorischen Dranginkontinenz, bei der die Wahrnehmung der Blasenfüllung ist gestört ist, weshalb der Harndrang nicht rechtzeitig einsetzt und der motorischen Dranginkontinenz unterschieden, bei der die Nervenimpulse enthemmt sind, was zur vorzeitigen Entleerung der Blase führt.


Die bekanntesten Ausprägungen der Krankheit sind:

Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz)

Die Stressinkontinenz ist die häufigste Form der Blasenschwache und kommt bei körperlicher Anstrengung wie schwerem Tragen, Lachen oder auch Niesen und Husten vor. Beim Husten, Lachen, Niesen, Tragen schwerer Gegenstände oder beim Sport erhöht sich der Druck im Bauchinnenraum und es kommt zur unfreiwilligen Harnabgabe aufgrund eines erhöhten Bauchdrucks, ohne dass sich die Blasenmuskeln ausreichend zusammenziehen. Sie kann in allen Altersgruppen auftreten, wobei die Beschwerden bei Frauen meist nach dem Ende der Menstruation zunehmen. Dies ist auf die sinkende Östrogenmenge im Blut zurückzuführen; dadurch wird das Gewebe dünner, und die Kontraktionsfähigkeit der Harnröhre geht zurück. Bei Männern ist Stressinkontinenz ungewöhnlich, kommt allerdings nach Prostata-Operationen häufig vor. Ein anderer Grund für diese Art der Blasenschwäche ist die verminderte Schließfähigkeit der Harnröhre. Ein geschwächter Beckenboden oder eine Schädigung des Bindegewebes kann, besonders nach einer Schwangerschaft, die Ursache für den Harnaustritt sein. Die Form der Inkontinenz tritt in drei Schweregraden auf. 1. Grad: Beim Husten oder Niesen. 2. Grad: Bei abrupten Körperbewegungen wie schwerem Heben und der 3. Grad: Bereits bei unanstrengenden Bewegungen wie Liegen.


Überlaufinkontinenz

Zur Überlaufinkontinenz kommt es, wenn ein unfreiwilliger Harnaustritt aufgrund einer zu großen Harnmenge in der Blase erfolgt, welcher auf einen Harnstau oder eine Fehlfunktion der Blasenmuskulatur zurückzuführen ist. Es kommt zum ständigen Harnträufeln. Hiervon sind überwiegend ältere Männer mit vergrößerter Prostatadrüse betroffen, bei Frauen ist diese Erkrankung eher ungewöhnlich. Häufig kann es durch eine Überlaufblase zu einer Nierensuffizienz (Funktionsverlust der Niere) oder sogar zu einer Harnvergiftung kommen, weshalb eine ärztliche Therapie in diesem Fall unumgänglich ist.
 

Dranginkontinenz

Dranginkontinenz ist charakterisiert durch einen plötzlichen unfreiwilligen Harnaustritt verbunden mit einem starken Entleerungsdrang. Oft wird dabei der gesamte Inhalt der Blase auf einmal entleert. Dieses Symptom tritt häufig auf, wenn eine Infektion der Harnröhre besteht oder ein Tumor im Schließmuskelbereich oder in der Blase sitzt.


Weitere Formen

Neben diesen Ausprägungen gibt es noch weitere Arten der Inkontinenz wie das Bettnässen, ein nächtlicher, ungewollter Urinverlust, der sowohl bei Kindern, als auch bei älteren Erwachsenen auftreten kann. Inkontinenz kann auch temporär aufgrund psychischer Erkrankungen wie Depressionen oder Psychosen auftreten oder als Nebenwirkung von Arzneimitteln. Auch angeborene oder durch Unfälle verursachte Schäden können zur Inkontinenz führen. Bei alten Menschen weit verbreitet ist die Inkontinenz infolge der eigenen Unfähigkeit, rechtzeitig die Toilette aufzusuchen. Dies kann aufgrund eingeschränkter körperlicher Mobilität oder geistiger Unzulänglichkeit der Fall sein. Dieser Form kann aber mit geeignetem Personal oder einer Umgestaltung der Wohnsituation entgegengewirkt werden.



Autorin: Dipl.-Soz. Christine Bulla

 

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