Rachels Hochzeit - kämpfen, um weiterzumachen
Rachels Hochzeit - kämpfen, um weiterzumachen
Wie stellt man sich der Leere nach dem tödlichen Unfall eines Familienmitglieds? Und wie geht man damit um, wenn die Verursacherin des Todesfalls die Schwester ist? Auf sehr nachdenkliche Weise nähert sich Rachels Hochzeit mit einer erstaunlich glaubwürdigen Anne Hathaway in der tragenden Rolle diesen und weiteren Fragen zum ewigen Konfliktherd Familie.
Rachels Hochzeit  - kämpfen, um weiterzumachen
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Dass man als Zuschauer keinen gewöhnlichen Anne Hathaway-Film zu sehen bekommt, wird schon in der ersten Einstellung klar: Kim (Hathaway) sitzt mit schlechtem Haarschnitt und etwas abgekämpft auf einer Parkbank und raucht. Nun rauchen im amerikanischen Kino ja hauptsächlich nur noch diejenigen Charaktere, die entweder sehr abgebrüht oder böse sind – und genau als dies fühlt sich Kim auch abgestempelt. Nach neun Monaten in der Entzugsanstalt darf sie diese verlassen. Zuhause angekommen, wartet schon ein familiäres Großereignis auf sie: die Hochzeit ihrer älteren Schwester Rachel.

Erschütternde Schicksalsschläge

Zuhause angekommen, sind die Vorbereitungen schon in vollen Gange. Bei all den Probeläufen und Ansprachen geraten die beiden Schwestern, die zwar eine sehr enge Verbindung zu haben scheinen, dank Kims bissigen Kommentaren und ihrem Hang zu Dramatik trotzdem immer wieder aneinander und langsam wird klar, dass zwischen ihnen noch mehr als Kims Drogensucht steht. Der Zuschauer erfährt nicht, was der Auslöser für deren Sucht war, doch in einer von Kims Rehabilitierungstreffen erzählt die junge Protagonistin schließlich vom entscheidenden Ereignis, das ihre Familie zerrüttet und die Eltern letztendlich auseinander gebracht hat: Ein Autounfall, während dem Kims jüngerer Bruder ertrank. Am Steuer saß die sechzehnjährige Kim selbst, völlig mit Drogen voll gepumpt.

Um Normalität ringen

Jonathan Demme nähert sich der tragischen Geschichte und dem Ereignis, das eine ganze Familie völlig aus der Bahn geworfen hat, sehr behutsam. Aus der Perspektive des Ex-Junkies Kim, der die Handkamera auf Schritt und Tritt folgt, liefert der Film nicht alle Erklärungen um das Drama auf dem Silbertablett, sondern eröffnet dem Zuschauer nach und nach die verkorkste Welt der Protagonistin. So geht es in Rachels Hochzeit nicht nur um die gescheiterte Bewältigung eines tragischen Todesfalls, sondern auch um die unterschwelligen Konflikte zwischen den Familienmitgliedern, um Neid, Konkurrenz und Liebe zwischen zwei Schwestern und schließlich um Schuld und Vergebung, stürzen und wieder aufstehen. Anne Hathaway verkörpert die verletzliche, unsichere Kim, die immer wieder um ein wenig Normalität kämpft, dabei sehr glaubwürdig. Und auch wenn die Protagonistin nach der pompösen, wunderbar multikulturellen Hochzeit – mit zugegebener Maßen etwas langen Tanzeinlagen – wieder in die Entzugsklinik zurückkehrt, zeigt sich ein gewisser Hoffnungsschimmer – und das gibt dem Film dann doch noch den in Krisenzeiten so heiß begehrten feel good-Touch.

Rachels Hochzeit. Drama, USA 2008. Regie: Jonathan Demme. Mit: Anne Hathaway, Rosemarie DeWitt, Bill Irwin, Mather Zickel, Anisa George.

 

 

Autorin: Mag.a Anne Wiedlack
Foto/Video: Copyright Sony Pictures GmbH


Fotocredit: Copyright Sony Pictures GmbH
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