SOS Kinderdorf -
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„Alles Gute auf der Welt geschieht nur, wenn einer mehr tut, als er tun muss“ (Hermann Gmeiner)
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Nachdem ich im September diesen Jahres das erste SOS Kinderdorf besuchen durfte, das Hermann Gmeiner vor 60 Jahren in Imst errichtet hatte, war ich mehr als begeistert.

Kinder, die auf ihren Fahrrädern um die Häuser düsen, lachen und vor allem wirklich einfach nur Kind sein dürfen. Ich habe erkannt, wie wenig selbstverständlich es ist, wenn wir in einem behüteten Zuhause groß werden dürfen, das einem neben Menschlichkeit, Geborgenheit, Respekt, Bildung und Sicherheit all das mit auf den Weg gibt, um in der Zukunft ein beständiges Leben zu führen.

Als ich die Kinder beobachtete, spürte ich keine Spuren einer bitteren Vergangenheit. Und nicht die dunklen Stunden, die sie bereits in so jungen Jahren durchleben mussten. Zumindest nicht in diesem Moment.
Auch wenn ich weiß, dass die Erlebnisse und Erinnerungen wohl immer wieder auf sie einbrechen werden, hatte ich ein Gefühl der Zuversicht, als ich durch das Dorf spazierte. Denn wenn auch der Start in ihr Leben kein einfacher war, sichert ihnen SOS Kinderdorf den Weg in eine positive Zukunft. Ich habe dort die Bestätigung erlebt, wie wichtig es ist, Kindern ein gutes Zuhause zu geben. Und wenn Eltern plötzlich keine Eltern mehr sein können, ist es umso wichtiger, dass es Menschen gibt, die sich um das Schicksal der Kleinsten unserer Gesellschaft annehmen.

Danach besuchte ich das BIWAK in Hall, Tirol. Es ist eines von vielen Projekten von SOS Kinderdorf. Hier leben unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in einer betreuten Wohngemeinschaft zusammen – Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren, die bereits einen kurzen Aufenthalt in einem Erstaufnahmezentrum sowie einen Aufenthalt im so genannten Clearinghouse in Salzburg hinter sich haben, wo sie die erste notwendige Grundversorgung erhalten, während Angelegenheiten wie Aufenthaltsrecht und Ähnliches geklärt werden.

Diesen Besuch erlebte ich mit weitaus zwiespältigeren Gefühlen. Die Kinder im Kinderdorf haben so gut wie alle Kontakt zu ihren leiblichen Eltern. Die Jugendlichen im BIWAK haben keine mehr. Die Vorstellung, allein abends nach Hause zu kommen, die Familie ist plötzlich nicht mehr da, wurde ausgelöscht und man selbst steht schutzlos und hilflos vor einem Punkt in seinem Leben, vor dem man wegrennen muss – die Vorstellung allein macht mir Angst. Jahre auf der Flucht zu sein, bis man in ein Land kommt, dessen Menschen und Kultur man nicht kennt, man nicht weiß, was mit einem passieren wird, wohin man soll. Man kann nicht zu Hause anrufen, keine Eltern, die für einen da sind. Man hat kein Daheim. Und das mit 15, 16 – in einem Alter, wo man noch längst nicht mit beiden Beinen im Leben steht und doch schon einen so langen Leidensweg hinter sich hat.

Bei meinem Besuch wurde die WG gerade renoviert. Die meisten der Jugendlichen waren im Schwimmbad. Ich traf einen jungen Vietnamesen, der mit WG-Betreuern scherzte und mir freundlich die Hand entgegenstreckte. Er wirkte ruhig, eigentlich gelassen, als hätte er sich mit seinem neuen Leben hier angefreundet. Wenn auch seine Zukunft nach wie vor unsicher ist. Ohne Schulabschluss, ohne Ausbildung und ohne die Gewissheit, ob er überhaupt hier in Österreich bleiben darf. Doch selbst, wenn er zurück in sein Heimatland oder in ein anderes Zufluchtsland weiterziehen muss – in der Zeit, die die Jugendlichen hier verbringen, tun die Betreuer rund um BIWAK-Leiter Lorenz Kerer ihr Bestmögliches, um ihren Schützlingen so viele Erfahrungen wie möglich mit auf den Weg zu geben, sodass sie später dazu in der Lage sind, ein eigenständiges Leben aufzubauen.

Kontakt

SOS-Kinderdorf Biwak
Bruckergasse 15
6060 Hall in Tirol
Tel: 05223/57016
E-Mail: biwak@sos-kinderdorf.at


Autorin: Katharina Domiter Bakk.a

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