Langzeitstillen – Vorteile für Mutter und Kind
Langzeitstillen – Vorteile für Mutter und Kind
Säuglinge, die an Mamas Brust trinken, sind wir gewohnt. Läuft oder spricht das Kleinkind aber schon, so erntet Mama oft erstaunte Blicke, wenn der Nachwuchs noch gestillt wird. Doch eine längere Stilldauer ist etwas ganz Natürliches und bringt viele Vorteile!
Der Begriff Langzeitstillen vermittelt den Eindruck, dass es hier nicht um normales Stillen geht und ist somit eigentlich irreführend. Dabei lautet die Empfehlung der WHO das Kind jedenfalls in den ersten beiden Lebensjahren (auch zusätzlich zu normaler Kost) zu stillen und darüber hinaus, wenn Mutter und Kind das möchten. Eine Stilldauer von nur 6 Monaten, wie bei uns sehr häufig, ist wohl weniger eine naturgegebene Zeitspanne als viel mehr von der Werbung vorgegeben. Da es verboten ist für Säuglingsanfangsnahrung zu werben, wird Folgemilch mit den Worten „und nach dem Stillen“ vermarktet. Notwendig ist dies keinesfalls, denn Muttermilch enthält auch nach 6 Monaten alles, was ein Kind zusätzlich zur festen Nahrung braucht und passt sich weiterhin optimal an die Bedürfnisse des Kindes an.
 
Vorteile für das Kind
Oft müssen sich Mütter den Vorwurf anhören, sie würden ihr Kind doch bloß nicht loslassen wollen, wenn sie es länger als bei uns üblich stillen. Wem allerdings klar ist, dass Kinder auch lange nach dem 6. Monat noch ein ausgeprägtes Saugbedürfnis haben, der wird sich davon nicht verunsichern lassen. Normalerweise verlieren die Kleinen zwischen 2 und 4 Jahren ganz von selbst das Interesse an der Brust. Studien zeigen zudem, dass länger gestillte Kinder sozialer und selbstsicherer sind als ihre Altersgenossen.
 
Auch die Meinung, stillen brächte ab 6 Monaten keine gesundheitlichen Vorteile mehr für das Kind, ist bereits widerlegt. Muttermilch enthält im 2. Lebensjahr noch mehr Abwehstoffe und schützt somit das Kind sehr gut vor Krankheiten. Außerdem ist sie reich an Nährstoffen, die auch für Kinder, die bereits mitessen, wichtig sind und eine optimale Versorgung gewährleisten. Besonders bei akuten Erkrankungen wie Magen-Darm-Infekten, bei denen Kinder häufig die Nahrungsaufnahme verweigern, ist das ein unschätzbarer Vorteil und verhindert oft einen Krankenhausaufenthalt.  
Nicht zuletzt spielt natürlich die emotionale Komponente eine große Rolle. An Mamas Brust ist es einfach herrlich kuschelig und Aufregung und Schmerzen sind schnell vergessen. Die meisten Kinder lieben es gestillt zu werden und jauchzen vor Freude, wenn sie wissen, dass sie gleich trinken dürfen!
 
Vorteile für die Mutter
Selbst für die Gesundheit der Mutter hat Stillen deutliche Vorteile. So weist der Berufsverband der Frauenärzte auf Untersuchungen hin, laut derer sich das Brustkrebsrisiko bei einer Gesamtstillzeit von 7-12 Monaten um 14%, bei 13-24 Monaten sogar um 42% verringert. Schon ein Monat stillen senkt das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte. Frauen, die über ein Jahr lang stillen, haben ein um etwa zehn Prozent geringeres Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfall als jene Frauen, die ihr Kind ausschließlich mit Fertignahrung füttern.
 
Beim Stillen werden außerdem die Hormone Oxytocin und Prolaktin freigesetzt, welche die Mutter geduldiger und gelassener machen. Das kann auch bei einem Kleinkind nicht schaden!
 
Auch die ersten Zähne sind kein Grund abzustillen. Anatomisch ist es unmöglich, dass Kinder gleichzeitig saugen und beißen. Natürlich kann es trotzdem vorkommen, dass die Kleinen mal ein wenig zubeißen. Nach einem lauten Aufschrei der Mutter haben die meisten aber verstanden, dass das hier fehl am Platz ist.
 
Langzeitstillen „ergibt“ sich meist
Die wenigsten Mütter wissen schon vor der Geburt wie lang sie ihr Kind stillen werden. Oft haben sie den allgemein üblichen „Abstillplan“ – also nach 6 Monaten – im Kopf. Leider kennen die Kinder diesen Plan nicht und halten sich nur äußerst selten daran. Wer dann noch sieht, wie sehr der Nachwuchs die täglichen Stillmahlzeiten liebt, entscheidet sich oft gegen ein nervenaufreibendes Abstillen mit viel Geschrei und gibt weiterhin die Brust. Sobald das Kind auch feste Nahrung zu sich nimmt, hat die Mutter trotz Stillen mehr Freiheit. Mama muss nicht mehr immer verfügbar sein und sowohl Kind als auch Mamas Brust kommen mit unregelmäßigem Stillen und größeren Abständen gut klar. Außerdem ist es nach wie vor sehr praktisch, immer etwas zu essen und zur Beruhigung dabei zu haben!
 
Wer also länger stillen möchte, soll das unbedingt tun. Solange Mutter und Kind damit zufrieden sind, gibt es keinen Grund abzustillen. Komische Blicke und gutgemeinte Ratschläge sollen getrost ignoriert werden!  

AutorIn: Iris Fischer

Fotocredit: Rolf van Melis / pixelio.de
Kommentare